Berater gekidnappt

Haftstrafen für Senioren-Bande nach Geiselnahme

Ausland
24.03.2010 08:35
Weil sie sich von ihrem Finanzberater um Millionen geprellt fühlten und ihn deshalb entführten und tagelang gefangen hielten, sind am Dienstag in Oberbayern zwei Rentner-Ehepaare zu Haftstrafen verurteilt worden. Der 74-jährige Drahtzieher fasste sechs Jahre Haft aus, sein 61-jähriger Komplize vier Jahre. Die beiden Ehefrauen (80 und 64 Jahre alt) wurden zu eineinhalb Jahren beziehungsweise einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Das Landgericht Traunstein sah es als erwiesen an, dass der 74-Jährige seinen Vermögensberater James A. im Juni 2009 aus Speyer an den Chiemsee entführte und ihn im Keller seines Hauses tagelang gefangen hielt. Auf diese Weise wollte er in einer Art Selbstjustiz rund 2,4 Millionen Euro zurückholen, die der 57-Jährige in den USA für die Pensionisten-Ehepaare mit hohen Zinsen angelegt, jedoch nicht zurückbezahlt hatte.

Der Komplize des Haupttäters muss wegen Freiheitsberaubung vier Jahre ins Gefängnis. Die beiden Ehefrauen im Alter von 80 und 64 Jahren wurden ebenfalls wegen Freiheitsberaubung zu eineinhalb Jahren beziehungsweise einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Gegen einen ebenfalls angeklagten Arzt kann derzeit nicht verhandelt werden. Der 67-Jährige ist krank.

Wie ein filmreifer Krimi
Zur Vorgeschichte: Die zwei Ehepaare besitzen im US-Bundesstaat Florida Häuser und kamen dort mit ihrem späteren Opfer in Kontakt, auf dessen Anraten sie 1,4 Millionen US-Dollar anlegten. James A. hatte zunächst regelmäßig Zinsen für das Geld gezahlt, im Zuge der US-Immobilienkrise aber plötzlich nicht mehr. Nachdem ein früherer Mitarbeiter des Finanzberaters nach eigener Auffassung noch Geldansprüche an A. hatte, fassten die fünf laut Anklage gemeinsam den Entschluss, den deutsch-amerikanischen Berater zu entführen, da sie keine legale Möglichkeit besaßen, in den USA oder Deutschland an ihr Geld zu kommen.

Opfer vor dessen Haus aufgelauert
Im Juni 2009 fuhren der 74-Jährige und der damals 60-Jährige zum Haus ihres Opfers in Speyer. Sie lauerten diesem auf, fesselten ihn und verklebten seinen Mund mit Isolierband. Die Männer legten ihr Opfer in einer Kiste, luden diese in den Kofferraum ihres Wagens und brachten den Mann so in ihr Versteck.

Drei Tage sollen die Angeklagten ihr Opfer in Chieming am Chiemsee in einem Kellerraum gefangen gehalten haben. In dieser Zeit habe sich der Finanzberater "einer Art Femegericht" stellen müssen, in dem ihm klargemacht worden sei, dass er umgerechnet etwa 2,5 Millionen Euro zahlen müsse.

Der verängstigte Mann wies der Anklage zufolge tatsächlich seine Banken zur Auszahlung hoher Summen an. Auf einen Überweisungsträger schrieb er allerdings die kryptische Mitteilung "Sell 100 Call Pol.ICE - bitte heute!" ("Verkaufe 100, ruf die Polizei"). Der Bankmitarbeiter entschlüsselte die Aufforderung und alarmierte die Polizei. Ein Sondereinsatzkommando sprengte das Opfer am vierten Tag nach seiner Entführung regelrecht aus seinem Verlies.

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