Greifen die USA ein?

Chaos und Straßenkämpfe in Venezuelas Hauptstadt

Ausland
01.05.2019 08:33

In Venezuelas Hauptstadt Caracas haben sich bei einer neuen Kraftprobe zwischen dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaido und Staatschef Nicolas Maduro Regierungsgegner und staatliche Sicherheitskräfte heftige Auseinandersetzungen geliefert. Demonstranten schleuderten am Dienstag Steine und Brandsätze auf die Beamten, Angehörige der Nationalgarde feuerten mit Tränengas und Schrotmunition in die Menge. Zudem raste ein Panzerwagen in eine Menschengruppe (siehe Video oben). Nach Angaben der Opposition wurden bei den Kämpfen rund 70 Menschen verletzt. Laut Präsident Maduro sei der „Putsch“ gescheitert. Mittlerweile gibt es Gerüchte, wonach die USA militärisch in den Konflikt eingreifen wollen.

Die meisten Menschen seien durch Schrotkugeln verwundet worden, hieß es. Nahe dem Luftwaffenstützpunkt La Carlota schleuderten Demonstranten Steine auf Nationalgardisten auf Motorrädern, die Sicherheitskräfte feuerten Tränengaskartuschen in die Menge. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Foro Penal wurden im ganzen Land etwa 100 Menschen bei Demonstrationen festgenommen.

Abtrünnige Soldaten unterstützen Guaido
Zuvor hatte Guaido einige Soldaten auf seine Seite gezogen und den Rest der Streitkräfte dazu aufgerufen, Präsident Maduro die Gefolgschaft aufzukündigen und sich der Opposition anzuschließen. „Maduro hat heute nicht mehr die Unterstützung der Streitkräfte“, sagte Guaido in einer Videobotschaft.

Abtrünnige Soldaten befreiten zudem den seit Jahren inhaftierten Oppositionsführer Leopoldo Lopez aus dem Hausarrest. Der Gründer der Partei Voluntad Popular suchte mit seiner Frau und seiner Tochter zunächst in der chilenischen Botschaft Schutz und zog dann in die diplomatische Vertretung Spaniens in Caracas weiter.

Maduro erklärt „Putsch“ für gescheitert
Präsident Maduro erklärte den „Putsch“ schließlich für gescheitert. „Ich danke der Militärführung für den Mut bei der Verteidigung des Friedens“, sagte er. Gegen die etwa 20 abtrünnigen Soldaten ermittle nun die Generalstaatsanwaltschaft. „Diese Verräter werden ihr Schicksal noch kennenlernen“, so Maduro. Tatsächlich gelang es der Opposition offenbar nicht, größere Truppenteile auf ihre Seite zu ziehen. Verteidigungsminister Vladimir Padrino gelobte Maduro die Treue und erklärte, alle Kasernen und Stützpunkte seien unter Kontrolle.

Auch die regierungstreuen Banden - sogenannte Colectivos - versprachen Maduro ihre Unterstützung. „Es ist der Moment gekommen, in dem wir die Revolution mit Waffen verteidigen“, teilte der Chef der Gruppe La Piedrita, Valentin Santana, mit. „Wir werden unseren Präsidenten Nicolas Maduro verteidigen.“

Während auf den Straßen von Caracas mit harten Bandagen um die Macht gerungen wurde, brachten sich auf dem internationalen Parkett die Verbündeten in Stellung. Aus den USA, Europa und vielen lateinamerikanischen Staaten erhielt Guaido Unterstützung. Russland, die Türkei, Kuba und Bolivien hingegen stellten sich hinter Maduro.

Schicken USA Flugzeugträger?
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump stellte am Dienstag zum wiederholten Male klar: „Die US-Regierung unterstützt das venezolanische Volk vollkommen in seinem Verlangen nach Freiheit und Demokratie.“ Mittlerweile sind auch Gerüchte aufgetaucht, die Vereinigten Staaten würden Flugzeugträger Richtung Venezuela schicken, um das dortige Chaos zu beenden und Präsident Maduro zu stürzen.

Söldner-Führer will Truppe aufbauen
Laut Medienberichten will sich auch der Gründer der berüchtigten US-Söldnerfirma Blackwater, Eric Prince, in den Konflikt einschalten. Prince versuche derzeit, politische und finanzielle Unterstützung für eine Söldnerarmee bestehend aus bis zu 5000 Mann zu bekommen, berichtete der TV-Sender Russia Today. Die Truppe aus gut ausgebildeten kolumbianischen und weiteren lateinamerikanischen Ex-Soldaten solle demnach in Venezuela „Kampf- und Stabilisierungsoperationen“ für Guaido durchführen.

Russland warnt vor Intervention
Maduros Verbündete hingegen stärkten dem venezolanischen Präsidenten den Rücken. „Wir verurteilen diese putschistische Bewegung, die darauf abzielt, das Land mit Gewalt zu überziehen“, sagte Kubas Präsident Miguel Diaz-Canel. Boliviens Staatschef Evo Morales erklärte: „Wir verurteilen diesen versuchten Staatsstreich in Venezuela aufs Schärfste.“ Russland warnte angesichts der brenzligen Lage vor einem Eingreifen von außen. Es gebe Kräfte, die nur einen Vorwand für ein gewaltsames Einschreiten suchten, teilte der Kreml mit Blick auf die USA mit.

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