Neuer Roman:

Gerhard Roth ermittelt im venezianischen Labyrinth

Steiermark
28.04.2019 12:33

Gerhard Roth, der Grandseigneur der steirischen Literaturszene, legt mit „Die Hölle ist leer - die Teufel sind alle hier“ den zweiten Teil seiner Venedig-Trilogie vor. Wie schon in „Die Irrfahrten des Michael Aldrian“ schickt er darin einen Mann auf eine mysteriöse Reise durch die Fakten und Fiktionen der Lagunenstadt.

Es ist ein für Gerhard Roth ungewöhnlich langer und sperriger Titel, den er seinem neuen Roman verliehen hat: Bei „Die Hölle ist leer - die Teufel sind alle hier“ handelt es sich um ein Zitat aus Shakespeares „Der Sturm“, mit dem ein verheerender Schiffbruch beschrieben wird. Und tatsächlich hat auch die Hauptfigur des Romans, der Wiener Übersetzer Emil Lanz, emotionalen Schiffbruch erlitten.

Gestrandet in Venedig
Nachdem seine Frau bei einem Flugzeugabsturz gemeinsam mit ihrem heimlichen Liebhaber verstorben ist, ist Lanz in Venedig gestrandet: Eigentlich sucht er in der Lagunenstadt den perfekten Ort für einen Selbstmord. Doch als er dabei zum Zeugen eines Mordes wird, ändert sich alles. Statt die Polizei zu rufen, manövriert er sich ins wogende Fahrwasser zweier sich bekämpfender Schlepperbanden, entwickelt sich zu einem regelrechten Frauenschwarm.

Zweiter Teil einer Trilogie
Doch der zweite Teil von Gerhard Roths Venedig-Trilogie, die er 2017 mit „Die Irrfahrten des Michael Aldrian“ begonnen hat und an deren drittem Teil er aktuell schon schreibt, ist weit mehr als ein literarisch ausgefeilter Kriminalroman. Ganz im Gegenteil, man ist sich von Beginn der Lektüre an nie wirklich sicher, ob all das denn wirklich passiert, oder ob Lenz nach einem missglückten Selbstmordversuch zwischen Leben und Tod, zwischen Fakten und Fiktion hängen geblieben ist: „Das Labyrinth war sein eigenes Gehirn, in dem er zwangsweise herumirrte“, schreibt Roth kryptisch.

Fantastiches Panorama
Roth versucht sich erst gar nicht an der Ausformung eines glaubwürdigen Helden mit nachvollziehbaren psychologischen Motivationen. Viel lieber legt er ein Panorama an mysteriös-schrulligen Figuren, lebhaft ausgestatteten Orten und thematischen Klammern dar, die allesamt wichtige Beweisstücke für den zentralen Kriminalfall sein könnten - oder eben das Produkt einer verzweifelten Fantasie am Rande des Abgrunds.

Fesselnd ist dabei vor allem die sprachliche Finesse, mit der Roth dieses venezianische Labyrinth ausmalt, in dem die besten und schlechtesten Eigenschaften des Menschen auf engstem Raum koexistieren.

Spannende Verknüpfungen
Wer bei Büchern stets den schnellsten Ausweg, die einfache Lösung sucht, ist bei diesem Roman freilich fehl am Platz. Doch wer bereit ist, sich in dieses Geflecht als Leser aktiv einzuweben, wird mit spannenden Verknüpfungen zwischen Fakt und Fiktion belohnt.

„Die Hölle ist leer - die Teufel sind alle hier“ ist im Verlag S.Fischer erschienen, hat 368 Seiten und kostet 25,70 €.

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