"Krone"-Reportage

Rekordbergsteiger Chris Stangl will’s wieder wissen

Steiermark
22.03.2010 16:54
Wohl ein Rekord für die Ewigkeit: In 58 Stunden und 45 Minuten hat der steirische Ausnahme-Bergsteiger Christian Stangl die höchsten Gipfel aller Kontinente bestiegen - und jetzt will er als Draufgabe auch noch auf alle zweithöchsten. Die "14 Seven Summits" nennt er sein Unternehmen. Und auch da stehen dem Admonter (im Bild vor einer Gletscherspalte am Mount Logan in Alaska) ein paar ganz schwierige Herausforderungen bevor - eine Reportage von "Steirerkrone"-Reporter Werner Kopacka.

Was tut einer, der vom Bergsteigen lebt und alles erreicht hat, was er sich bisher vorgenommen hat? Richtig: Er sucht nach neuen Herausforderungen. Aber gibt's die in den Höhen unserer Welt überhaupt noch? Der Ausnahme-Sportler Christian Stangl, der die höchsten Berge aller Kontinente, die berühmten "Seven Summits", in der unglaublichen Gesamtzeit von 58 Stunden und 45 Minuten erklommen und damit wohl einen Rekord für die Ewigkeit gesetzt hatte, ist auf der Suche nach dem Neuen fündig geworden: "Ich will der Erste sein, der die '14 Seven Summits' schafft!"

Klingt paradox und bedarf natürlich einer Erklärung: Der Admonter Himmelsstürmer nimmt die zweithöchsten Gipfel aller Kontinente in Angriff - und hat sich damit im Streben nach bergsteigerischen Superlativen eine Tür für weitere Ziele geöffnet. Wetten, dass es ihm andere bald nachmachen? Die sind damit halt die Zweiten oder Dritten, die alle 14 Kontinentalgipfel geschafft haben. Dann ist der Steirer aber vielleicht schon auf den dritthöchsten unterwegs. Wie gesagt: Der Mann lebt vom Extrembergsteigen und muss es, nicht zuletzt um die Sponsoren, die alles finanzieren, zu befriedigen, auch gut vermarkten. Dafür sind eben die Superlative nötig.

K2 lässt Mount Everest klein aussehen
Eines weiß der 43-Jährige: "Die zweithöchsten Kontinentalgipfel sind teils viel schwieriger zu schaffen als die höchsten!" Nehmen wir nur Asien her. Der Mount Everest ist zwar hoch, aber - wie die vielen Besteigungen beweisen - abgesehen von dünner Luft und Wetterkapriolen keine allzu große bergsteigerische Herausforderung. Da ist der zweithöchste, der K2, mit seinen 8.611 Metern schon ein ganz anderes Kaliber. "Verdammt gefährlich", weiß Chris Stangl, der dort bereits zweimal durch die Hölle gehen musste. 2008 starben auf 8.100 Metern vor seinen Augen elf Bergsteiger durch eine Lawine, im Vorjahr wurde Stangls Gipfelgang von gewaltigen Schneemassen auf 8.300 Metern gestoppt.

Der Mount Tyree ist mit 4.852 Metern der zweithöchste Antarktis-Gipfel. "Seit seiner Erstbesteigung im Jahr 1967 haben lediglich sieben Menschen den Gipfel erreicht - drei davon sind noch am Leben", zollt der Steirer dem Eisgipfel am Ende der Welt Respekt. "Seit 1997 war überhaupt keiner mehr oben!" Er selbst hat's bereits versucht. "Das war im vergangenen Dezember. Da ist mein Seilpartner 300 Meter unter dem Gipfel von einem fallenden Stein getroffen und schwer verletzt worden." Ende der Expedition in der Eiswelt.

Auch den zweithöchsten Berg Nordamerikas, den 5.959 Meter hohen Mount Logan in Alaska, kennt Chris Stangl. Sein erster Versuch wurde 2007 durch enormen Schneefall, massive Lawinengefahr und einen defekten Benzinkocher gestoppt. "Eine Woche später schien alles zu klappen, da hat sich aber im zweiten Anstiegsdrittel vor mir ein gewaltiger und unüberwindlicher Eisbruch aufgetan."

Der zweithöchste Berg Europas heißt Dychtau
Der zweithöchste Berg Europas heißt Dychtau, ist 5.224 Meter hoch ist und liegt im Karakorum: "Den kann ich schon abhaken", sagt Christian Stangl. Aber es war alles andere als ein alpiner Spaziergang. "Es begann mit einem gewaltigen Steinschlag, ich hab da kurz an einen Rückzug gedacht, bin dann aber doch weiter. Es ging durch superbrüchiges Gestein, am Gipfelgrat wartete Blankeis. Aber ich hab's geschafft."

In Südamerika ist's der Ojos del Salado, der mit seinen 6.893 Metern der zweithöchste hinter dem Aconcagua ist. "Ich war schon fünfmal oben", sagt Stangl. "Kein schöner Berg, aber er steht mitten in einer faszinierenden Wüstenlandschaft. Einmal habe ich knapp unter dem Gipfel die Wrackteile eines abgestürzten Hubschraubers entdeckt, und am Fuße der Nordflanke bin ich auf eine Inka-Ruine gestoßen. Meinen schnellsten Gipfellauf habe ich im Februar 2007 in drei Stunden und 44 Minuten geschafft."

Ngga Pulu heißt der nach der Carstensz Pyramide zweithöchste Berg Ozeaniens. Er ist 4.862 Meter hoch. "Diese Besteigung war eigentlich gar nicht geplant. Zwei Tage, nachdem ich die Carstensz Pyramide in 49 Minuten erlaufen hatte, habe ich nach einem Platz gesucht, von dem aus ich diesen Berg am besten fotografieren konnte. Dafür bin ich auf den Ngga Pulu gerannt. Er ist der leichteste der 'Second Seven Summits'."

Der zweithöchste Berg Afrikas ist der Batian, mit 5.199 Metern der höchste Punkt des Mount Kenias. "Ein traumhafter Gipfel", sagt der schnelle Steirer, "aber auch einer, der einige Tricks auf Lager hat. Zum Beispiel eine Granitpassage, die man 'Gate of Mists', also Nebel-Tor, genannt hat." Dieser Gipfel befindet sich ebenfalls schon in seiner Sammlung der zweithöchsten."

Jeder Berg als Tagestour ohne Hilfe oder Sauerstoffflasche
Vier davon hat er schon, aber die drei schwierigsten fehlen noch. Natürlich wird der steirische "Speedy" versuchen, auch diese in Rekordzeit zu erklimmen. "Jeder Berg als Tagestour" ist sein Motto. Bisher ist es meistens aufgegangen. Stangl hat dabei nie eine Sauerstoffflasche benutzt, es gab keine Höhenlager und auch keine Hilfe durch andere. Das macht ihn zur alpinen Ausnahmeerscheinung.

"Im Höhenbergsteigen gab es bisher nur zwei 'Sammelziele'", sagt er. "Die 14 Achttausender, die haben bisher 18 Bergsteiger geschafft, und eben die 'Seven Summits'. Ich will aber keine alten Ziele kopieren, sondern ganz neue in Angriff nehmen. Gipfel, die, bis auf einige Ausnahmen, kaum jemand kennt, die aber trotzdem teils echte Herausforderungen sind. Vor allem, wenn man auf Geschwindigkeit setzt und alle Berge 'by fair means', also ohne künstlichen Sauerstoff und jede Fremdhilfe in Angriff nimmt."

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