Gewalt-Vorwürfe

Feldkircher Bischof: Züchtigung “im Einzelfall hilfreich”

Österreich
22.03.2010 12:06
Der Feldkircher Bischof Elmar Fischer sieht sich seit dem Wochenende mit Misshandlungsvorwürfen konfrontiert. Laut "profil" soll er bei einem Sommerlager vor rund 40 Jahren einen Buben mit Schlägen zu Boden gestreckt haben. Fischer hat sich am Montag dazu geäußert und alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er sprach sich auch ausdrücklich gegen Gewalt aus, ergänzte aber zugleich, dass - im Einzelfall - "solche Aktionen für junge Menschen hilfreich sein können".

Fischer, der im Februar 2009 mit der Aussage, Homosexualität sei "heilbar" für einen neuen Rekord an Kirchenaustritten in der Diözese Feldkirch gesorgt hatte, wird von drei Teilnehmern des damaligen Sommerlagers schwere Gewaltanwendung vorgeworfen.

Die drei hätten sich damals vor einer Bergwanderung gedrückt, weswegen sie von Fischer zur Rede gestellt worden seien, heißt es in "profil". Dabei habe Fischer einen von ihnen mit wuchtigen Ohrfeigen drei Mal hintereinander zu Boden gestreckt. Dann habe er alle drei Jugendlichen des abgelegenen Lagers verwiesen, obwohl es schon Nacht gewesen sei, es keinen öffentlichen Verkehr gegeben habe und die Kinder kein Geld gehabt hätten.

Bischof: "Beim besten Willen nicht"
"Ich kann mich weder an ein Lager in Schoppernau im Bregenzerwald erinnern noch daran, dass ich so etwas getan habe, beim besten Willen nicht", betonte Fischer am Montag. Auch dass er die Burschen mitten in der Nacht und ohne Geld weggeschickt habe, kann sich Fischer nicht vorstellen. "Das sind Dinge, die bei mir nicht so programmiert sind", sagte der Bischof.

In einem am Wochenende veröffentlichten Hirtenbrief des Bischofs hatte er eingestanden, in einer anderen Situation einem Jugendlichen eine Ohrfeige verpasst zu haben. Dazu stand der Bischof, der in seiner Laufbahn zwölf Jahre Internatsleiter war, auch am Montag. Bei allen guten Vorsätzen könne es doch geschehen, dass die Hand ausrutsche, sagte Fischer und ergänzte: "Solche Aktionen können für junge Menschen hilfreich sein." Als Befürworter der "gesunden Watsch'n" wollte sich der Bischof dann aber doch nicht verstanden wissen - er beziehe sich mit seiner Aussage auf den von ihm geschilderten Einzelfall. Heute sei der Geohrfeigte selbst Priester und habe dazu gesagt: "Es hat mir geholfen aufzuwachen."

Ombudsstelle wird Vorwürfe prüfen
Da Fischer aber nicht anders behandelt werden wolle als alle anderen, habe er die Ombudsstelle angewiesen, die Anschuldigungen gegen ihn zu prüfen. "Ich möchte das Gespräch mit den drei Männern führen und hoffe, dass es möglich wird", so der Bischof. Bisher habe man aber keinen Kontakt herstellen können.

Peter Rädler, Leiter der Ombudsstelle, versicherte das ernsthafte Bemühen seiner Institution, die Situation zu klären. Mittlerweile stehe Aussage gegen Aussage, nachdem sich ein anderer Teilnehmer an dem Lager öffentlich und anders geäußert habe als der heute als Journalist tätige Mann im "profil". Er sei für die Arbeit in der Ombudsstelle nicht an Weisungen des Bischofs gebunden, betonte Rädler. Außerdem gebe es vier weitere Mitarbeiter in der Ombudsstelle, die nicht bei der katholischen Kirche angestellt sind und - falls notwendig - die Aufklärungsarbeit vorantreiben könnten. Rädler unterstrich außerdem, dass man nach wie vor jeden Missbrauchsvorwurf sorgfältig prüfe und die Diözese auch schon Therapiekosten bezahlt habe.

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