Gefahr nicht gebannt

Sri Lanka: Hunderte Europäer reisen vorzeitig ab

Ausland
26.04.2019 19:46

Aus Angst vor weiteren Anschlägen in Sri Lanka sollen Hunderte europäische Touristen vorzeitig nach Hause zurückkehren. Der Reisekonzern TUI bot seinen Kunden am Freitag einen frühzeitigen Rückflug an. Die Niederlande wollen bis zu 500 Urlauber nach Hause holen. Die Ermittlungen dauern indes an: Einer der Attentäter war nach Regierungsangaben der gesuchte Islamistenführer Zahran Hashim.

Der heimische Tourismuskonzern Verkehrsbüro Group, zu dem unter anderem die Ruefa-Reisebüros gehören, stimme seine Schritte mit TUI ab, hieß es am Freitagabend. Bereits gebuchte Reisen seien kostenlos stornierbar oder umbuchbar, sagte eine Unternehmenssprecherin. Derzeit seien rund 150 TUI-Urlauber in Sri Lanka, sie würden aktiv von der Reiseleitung kontaktiert, um die vorzeitige Rückreise zu organisieren, teilte der Konzern mit. Alle Reisen nach Sri Lanka seien bis 31. Mai abgesagt worden.

Außenministerium: Nicht notwendige Reisen unterlassen
Das deutsche Außenministerium erklärte am Freitag, es bestehe die Gefahr von weiteren Anschlägen. Die Sicherheitslage sei „im ganzen Land angespannt“, von nicht notwendigen Reisen nach Sri Lanka werde daher abgeraten. Das österreichische Außenministerium empfahl weiterhin, nicht notwendige Reisen nach Sri Lanka zu unterlassen. Die Reisehinweise waren am Dienstag entsprechend angepasst worden.

30 Prozent Rückgang im Tourismus befürchtet
Die sri-lankesische Regierung befürchtet nun Milliardenverluste für die einheimische Tourismusbranche. Es sei mit einem Besucherrückgang um 30 Prozent zu rechnen, sagte Finanzminister Mangala Samaraweera. Sri Lanka werde bis zu zwei Jahre brauchen, um sich von der Terrorwelle zu erholen. Bei den Anschlägen auf mehrere Kirchen und Hotels waren am Ostersonntag nach Behördenangaben 253 Menschen getötet worden, unter ihnen zahlreiche ausländische Urlauber. Sie kamen unter anderem aus Großbritannien, Indien, den USA, der Türkei, Australien und Dänemark.

Islamisten-Anführer beging einen der Anschläge selbst
Wegen der Freitagsgebete in den Moscheen blieben die Sicherheitsmaßnahmen landesweit hoch. Die Regierung macht die Islamistengruppe National Thowheeth Jama‘ath (NTJ) für die Attacken verantwortlich. Einen der Selbstmordanschläge beging demnach der NTJ-Anführer Zahran Hashim. Der Islamistenchef habe sich in dem Hotel Shangri-La in der Hauptstadt Colombo in die Luft gesprengt, sagte Präsident Maithripala Sirisena. Hashim stand im Mittelpunkt eines IS-Bekennervideos, in dem er sieben weitere Islamisten bei einem Treueschwur auf IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi anleitet.

Video: Terror-Mastermind selbst bei Blutbad getötet

Fieberhafte Suche nach ausländischen Terror-Unterstützern
Vor den Anschlägen war Hashim weitgehend unbekannt gewesen. In Online-Netzwerken hatte er allerdings Tausende Anhänger, er veröffentlichte hetzerische Predigten auf YouTube und Facebook. Die Regierung geht davon aus, dass die NTJ ausländische Unterstützung gehabt haben muss. 74 Verdächtige wurden bisher festgenommen. Regierung und Behörden stehen unter großem Druck, da es im Vorfeld der Anschläge konkrete Hinweise gegeben hatte. Eine vom Polizeichef am 11. April verfasste Warnung vor Anschlagsplänen der NTJ wurde aber nicht an die Regierung weitergeleitet.

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