„Stürmer“-Vergleich

Vilimsky streitet mit Wolf vor laufender Kamera

Medien
23.04.2019 23:30

Die FPÖ hat am Dienstag ihre erste Plakat-Serie für den EU-Wahlkampf präsentiert. Im Blickpunkt stehen die Freiheitlichen derzeit allerdings wegen der Affäre um das ausländerfeindliche „Ratten-Gedicht“ des FPÖ-Vizebürgermeisters von Braunau, der mittlerweile zurückgetreten ist. Dazu lieferte sich FPÖ-EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky am Dienstagabend in der „ZiB 2“ einen heftigen Schlagabtausch mit Armin Wolf. Als der ORF-Moderator Vilimsky mit einem Anti-Ausländer-Plakat der FPÖ-Jugend Steiermark konfrontierte und dieses dann einer optischen Darstellung aus der Nazi-Zeitung „Der Stürmer“ gegenüberstellte, gab es beim FPÖ-Politiker kein Halten mehr. „Das habe ich im ORF noch nie erlebt, diese Gegenüberstellung halte ich für einen Skandal der Sonderklasse“, schimpfte Vilimsky in Richtung Wolf.

Gleich zu Beginn des Interviews konfrontierte Wolf Vilimsky mit dem Plakat. Die FPÖ-Jugend Steiermark stellte darauf Migranten in Schwarz-Weiß dar. Das Plakat ist derzeit auf der Website der FPÖ-Jugend abrufbar. „Dieses Plakat ist ein Jahr alt, in der Steiermark regt sich niemand darüber auf. Jetzt auf einmal wird es von linken Kreisen dazu verwendet, um gegen uns Freiheitliche Stimmung zu machen“, ärgerte sich Vilimsky.

Über den Stil des Plakats könne man streiten, „aber was ist am Slogan ,Tradition schlägt Migration‘ falsch?“, fragte Vilimsky. Auf dem Plakat seien aus seiner Sicht islamische Zuwanderer zu sehen, die der Gesellschaft nichts Gutes wollen.

„Ich weiß, dass Sie Stimmung gegen uns machen!“
Kurz darauf blendete der ORF eine optische Darstellung aus dem „Stürmer“ (das antisemitische Hetzblatt der Nationalsozialisten zwischen 1923 und 1945) ein und stellte diese dem FPÖ-Plakat gegenüber. „Können Sie mir sagen, was diese Darstellung von der anderen Darstellung unterscheidet?“, fragte der ORF-Moderator den FPÖ-Politiker.

„Kann nicht ohne Folgen bleiben“
Das war für Vilimsky offensichtlich zu viel: „Diese Parallelität zu ziehen, ist unterste Schublade. So etwas habe ich im ORF überhaupt noch nie erlebt.“ Der Vergleich könne nicht ohne Folgen bleiben. Und Vilimsky griff Wolf auch noch persönlich an: „Ich weiß, dass Sie in sozialen Netzwerken permanent Stimmung gegen uns machen! Sei Ihnen auch unbenommen, ich sage nur, für einen ORF-Moderator ist das nicht das Beste.“

Für Vilimsky versuche Wolf, der Bundesregierung Schaden zuzufügen. Zum Schluss holte Vilimsky noch zum Rundumschlag gegen den ORF aus: „Ich bin zur Befragung über europapolitische Inhalte eingeladen worden und muss mich dann über absurde Dinge ärgern.“

Das ganze „ZiB 2“-Interview von Armin Wolf mit Harald Vilimsky können Sie in der ORF-TVthek nachsehen.

„Verbaler politischer Mist“
Bereits am Ostermontag hatte Vilimsky gegenüber krone.at zu der „Ratten“-Causa Stellung genommen. Seinen Worten zufolge sei hier „in den verbalen politischen Mist gegriffen worden“.

In dem im Parteiblatt der FPÖ Braunau veröffentlichten Gedicht wird, wie berichtet, über Migranten hergezogen sowie über das Bekenntnis zur eigenen Heimat und die „Vermischung“ von Kulturen und Sprachen gereimt. Verfasst wurde es vom Braunauer Vizebürgermeister Christian Schilcher, der damit laut Stadtrat Hubert Esterbauer (beide FPÖ) - laut Impressum verantwortlich für den Inhalt - „bestimmte Themen pointiert vermittelt wollte“. Am Dienstag erklärte Schilcher seinen Rücktritt als Vizebürger sowie seinen Austritt aus der FPÖ.

Weltpresse: „Aufschrei ausgelöst“
Das Gedicht sorgte auch in den internationalen Medien für heftigen Widerhall. So titelte etwa der britische Sender BBC auf seiner Website: „Aufschrei durch ,tief rassistisches‘ Gedicht in Österreich ausgelöst“. Für den deutschen „Focus“ bringt das Schmähgedicht Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) „massiv in die Bredouille“.

Kurz lobte „klaren Schritt“ der FPÖ
Kurz lobte den „klaren Schritt“ des Koalitionspartners FPÖ in der Sache. „Der Rücktritt des Vizebürgermeisters von Braunau war die einzig logische Konsequenz zu diesem abscheulichen und rassistischen Gedicht“, sagte Kurz.

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