„Hurts 2B Human“

P!nk: Pop-Queen zeigt sich positiv wie nie zuvor

Musik
26.04.2019 12:00

Nur eineinhalb Jahre nach „Beautiful Trauma“ veröffentlicht Superstar P!nk mit „Hurts 2B Human“ ein neues Studioalbum und kommt damit im Sommer auch ins Wiener Ernst-Happel-Stadion. Auf ihrem achten Studiorundling zeigt sich die 39-Jährige lebensbejahend und optimitisch wie nie zuvor, verliert dadurch aber auch viel von ihrem beliebten Rebellionsgeist.

(Bild: kmm)

Auf ihrer dritten Single „Can We Pretend“ besingt P!nk die sorglose Vergangenheit in der Prä-Internet-Ära. Wie sie auf Tischen tanzte, dabei Bilder geschossen wurden und es noch keine Möglichkeit gab, diese hochzuladen und der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Ein nostalgischer Blick zurück in eine Zeit, als eigene Unzulänglichkeiten noch nicht mit anonymem Gepolter im World Wide Web ausgeglichen wurden. Vor wenigen Tagen lud die Entertainerin ein Foto ihres zweijährigen Sohnes ohne Hose und Windel hoch und wurde dafür von allen Seiten angefeindet. Als Quintessenz daraus bekannte die 39-Jährige, würde sie zukünftig keine Fotos ihrer Kinder mehr auf Instagram hochladen. In einer drastischen Art und Weise hat sich der verklärt-träumerische Vergänglichkeitsblick des Songs mit der harschen Realität gepaart. Wie viele Stars vor ihr wurde auch P!nk zu einem Opfer ihres eigenen Ruhms und der modernen Selbstjustizmentalität.

Engel aus der Gosse
Wie keine zweite schafft es Alecia Beth Moore seit mittlerweile 20 Jahren Mainstream-Pop mit Authentizität, Haltung und Ehrlichkeit zu vermengen. Wo andere Popstars sich hinter Glanz, Glamour und Fassaden verstecken, hat Moore nie ein Hehl aus ihrer brutalen Kindheit, der früheren Drogenabhängigkeit und den harten Weg von ganz unten an die Weltspitze gemacht. Es ist nicht zuletzt ihrem unbändigen Ehrgeiz geschuldet, dass sie zu den allergrößten Künstlerinnen der Welt gehört, ohne sich vom oberflächlichen Musikbusiness korrumpieren zu lassen. Im Gegensatz zu Sängerinnen wie Senkrechtstarterin Billie Eilish wurden P!nk Geld und Bekanntschaften nicht vor die Füße gelegt. Davon erzählt nicht zuletzt ihre Diskografie, die sich immer wieder um ihre Probleme mit dem Elternhaus und all die vielen Hürden ihres Lebens drehte. Mitunter war das auch ein Geheimnis für den Erfolg der Pop-Aktrice. P!nk ist hemdsärmelig, bodenständig und doch wieder von einem anderen Stern. Sie spricht aus der Gosse, hat aber die Stimme eines Engels. Sie gibt Tipps, das Leben besser zu meistern, wedelt als gebranntes Kind aber niemals mit dem Zeigefinger.

„Hurts 2B Human“ nennt sich das achte Studioalbum, mit dem die Top-Sellerin ab heute wieder die Charts durcheinanderwirbeln wird. Und obwohl der Albumtitel an sich nicht unbedingt die pure Lebensfreude suggeriert, bekommt man hierauf eine gänzlich andere P!nk zu hören als vor eineinhalb Jahren auf „Beautiful Trauma“, wo sie mitunter ihre zwischenmenschlichen Eheprobleme mit Carey Hart hervorkehrte und sich allgemein den dunkleren Kapiteln ihres Lebens öffnete. Mittlerweile scheint im Hause Moore aber wieder alles zurechtgerückt zu sein, denn auch wenn „Hurts 2B Human“ bei weitem kein kritikloses Happy-Pepi-Album geworden ist, konzentriert sich die Künstlerin vermehr auf die positiven Facetten und lässt das auch musikalisch gerne durchklingen. Der Titeltrack, den sie mit dem wunderbaren Khalid interpretiert, ist beispielsweise eine lupenreine Ode an die Lebenseiche Beziehung, getragen von einer sanften, aber immens starken Instrumentierung.

Kein Platz für Naivität
Markant wie fast kein anderer Song auf dem Album predigt „Happy“ zu Beginn des letzten Drittels die veränderte Lebenssichtweise der Interpretin. Trotz all der schönen Momente in ihrem Leben hinterfragt sie das Glück, das ihr zuteilwurde und wiegt sich nicht in falscher Sicherheit. Vorsicht ist besser als Nachsicht, es gibt keinen Platz für zu viel Naivität. All das vermittelt sie mit einer wunderbar feinen Instrumentierung und ihrer glasklaren, pointiert produzierten Stimme, die auch über den einen oder anderen Filler am Album hinwegsehen lässt. Etwa das balladeske „Love Me Anyway“, wo sich die Stimmen von P!nk und Country-Star Chris Stapleton vor lauter Übermotivation gar etwas zu sehr überschlagen oder die ziemlich pathetische erste Single-Auskoppelung „Walk Me Home“. Rebellion und Kampfgeist sind mittlerweile aber Altersmilde und einer gewissen Sicherheit im Leben gewichen. Die ruhigen Momente trifft sie dafür so souverän wie anno dazumal, etwa im Abschlussdoppel „Circle Game“ und „The Last Song Of Your Life“. Damit biegt „Hurts 2B Human“ nicht als Karrierehöhepunkt in die Zielgerade ein, zeigt die Künstlerin aber ungebrochen kreativ und erzählfreudig. Granden wie Ryan Tedder oder Beck Hansen unterstützten sie beim Songwriting.

Für Rebellion und Kampf sollte zumindest bei der kommenden Stadiontournee genug Platz sein, denn wer sich an die Wiener-Stadthallen-Show von 2013 zurückerinnert weiß - niemand weiß atemberaubende Artistik derart geschickt mit Welthits und sympathischer Ausstrahlung zu vermischen. P!nk ist eine von uns - und auch bald wieder bei uns. Am 24. Juli im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Auf www.oeticket.com gibt es noch wenige Restkarten.

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