Terror auf Sri Lanka
Auch diese Bombe hätte viele Christen töten sollen
Es war ein gewaltiger Feuerball, der nahe des St-Anthony‘s-Schreins in Colombo für weiteren Schrecken unter den Einheimischen und Touristen sorgte, die noch dabei sind, das Oster-Massaker - bei Anschlägen auf Kirchen und Luxushotels auf Sri Lanka starben nach neuesten Angaben 310 Menschen - zu verkraften. Diesmal waren zum Glück keine Opfer zu beklagen: Die Polizei hatte den weißen Van, in dem mehrere Sprengsätze deponiert waren, bereits entdeckt. Doch auch diese Bombe hätte viele Christen töten sollen.
Anrainer der Hauptstadt hatten der Polizei den weißen Van gemeldet. Seit den verheerenden Terroranschlägen am Ostersonntag habe das Fahrzeug nahe des Schreins gestanden und sei nicht bewegt worden. Als die Beamten den Van durchsuchten, stießen sie Berichten zufolge auf drei Sprengsätze. Ein Spezialkommando versuchte, die Bomben zu entschärfen, scheiterte aber. In einem riesigen Feuerball flog das Fahrzeug samt seiner explosiven Fracht in die Luft.
Die Polizei hatte die Gegend zuvor großräumig abgeriegelt, sodass es keine Verletzten zu beklagen gibt. Der Schrecken für die Augenzeugen war dennoch groß - die Angst vor weiteren Anschlägen sitzt tief.
Angst vor weiteren Detonationen ist groß
Am Ostersonntag waren acht Bomben hochgegangen und hatten 310 Menschen getötet - doch es hätte weit mehr Opfer geben sollen. Wie in dem Van waren auch an anderen Stellen Sprengsätze deponiert worden. Bei einer Detonation handelte es sich zudem nicht um einen aus Sicht der Terroristen erfolgreichen Anschlag: Ein Attentäter, der offenbar ebenfalls seinen tödlichen Auftrag ausführen hätte sollen, sprengte sich in die Luft, als die Polizei sein Haus durchsuchen wollte. Dabei riss er drei Polizisten mit in den Tod. Wäre sein Auftrag aber geglückt, wären wohl weit mehr Menschen gestorben.
Videos: Der Ostersonntags-Terror auf Sri Lanka
Mehr als 30 Opfer sind Ausländer
Mehr als 30 der Opfer des Ostersonntag-Terrors sind Ausländer, darunter mehrere Briten, Niederländer, Schweizer sowie ein Deutsch-Amerikaner. Auch drei der vier Kinder eines dänischen Milliardärs sind unter den Opfern - Anders Holch Povlsen, seine Frau und eines der Kinder überlebten das Blutbad. Österreicher dürften nicht unter den Opfern sein.
Nächtliche Ausgangssperre, erweiterte Befugnisse für Sicherheitskräfte
In der Nacht auf Dienstag traten Notstandsbestimmungen in Kraft - unter anderem eine nächtliche Ausgangssperre, die von 20 Uhr abends bis 4 Uhr morgens gilt. Wer dann auf der Straße erwischt wird, gilt als verdächtig und muss mit saftigen Strafen rechnen, schreibt ein „Bild“-Reporter aus Colombo. Die Angst vor neuen Anschlägen ist groß. Staatspräsident Maithripala Sirisena erklärte den Notstand im Interesse der öffentlichen Sicherheit, der Wahrung der öffentlichen Ordnung und der Sicherung der Versorgung mit Waren und Dienstleistungen für die Bürger, wie es in einer Erklärung hieß. Mit den Regelungen erhalten Sicherheitskräfte erweiterte Befugnisse, etwa für Durchsuchungen und zur Festnahme von Personen.
Mehr als 20 Häuser durchsucht, 35 Festnahmen
310 Menschen kamen nach jüngsten Angaben bei dem Oster-Massaker ums Leben. Mehr als 500 Verletzte werden zwei Tage nach den Anschlägen noch in Krankenhäusern behandelt. Es gibt inzwischen laut Polizei 35 Festnahmen. Mehr als 20 Häuser seien durchsucht worden.
Drei Schweigeminuten für die Opfer des Terrors
Der Dienstag wurde zu einem nationalen Trauertag erklärt. Am Morgen wurden drei Schweigeminuten abgehalten - sie begannen um 8.30 Uhr Ortszeit, dem Zeitpunkt, als die erste Bombe hochging. Zahlreiche Bestattungen sind geplant.
Warum blieben Warnungen vor den Anschlägen folgenlos?
Die akkordierten Selbstmordanschläge waren am Ostersonntag binnen kurzer Zeit auf drei Fünf-Sterne-Hotels in der Metropole Colombo und auf drei Kirchen in Colombo, im nahegelegenen Küstenort Negombo und in der Ostküstenstadt Batticaloa verübt worden. Zu dem Zeitpunkt waren die Kirchen voll besetzt mit Gläubigen, die die Ostermesse feierten.
Die Regierung des asiatischen Inselstaates macht eine einheimische Islamistengruppe namens National Thowheeth Jama‘ath (NTJ) für die verheerenden Anschläge verantwortlich, die Terroristen dürften aber ein von einem internationalen Netzwerk unterstützt worden sein. Ein Imam soll das Mastermind hinter dem perfiden Plan gewesen sein. Untersucht wird auch, warum Warnungen vor islamistischen Angriffen schon Tage vor den Anschlägen folgenlos blieben.
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