Masse statt Klasse

Die New York Auto Show platzt aus allen Nähten

Motor
20.04.2019 22:00

Jedes Jahr zur Osterzeit lockt New York nicht nur unzählige Touristen an, sondern auch eine ganze Menge Autofreaks, die statt nach bunten Eiern lieber nach dem nächsten Familien-Wagen suchen: Mit rund einer Million Besucher ist die New York International Autoshow die größte Fahrzeugmesse der USA - zum Vergleich: Die IAA 2017 zählte nur gut 800.000 Gäste. Trotzdem sind wichtige Hersteller wie BMW oder Volvo nicht vertreten.

(Bild: kmm)

Brandheiße Neuheiten stehen auf der ältesten Auto Show der Vereinigten Staaten nicht unbedingt im Fokus, vielmehr geht es den Veranstaltern darum, möglichst jedes in den USA verfügbare Auto auszustellen. Zukunftstrends lassen sich - anders als bei den Schauen in Genf, Shanghai oder Tokio - hier nicht ableiten. Aber zumindest ein paar spannende Weltpremieren gibt es trotzdem am Hudson River. Vor allem Mercedes hat sich, nach dem Abschied von der Detroit-Messe, in New York mächtig ins Zeug gelegt.

Schon am Vorabend schoben die Schwaben beim hiesigen Mercedes-Händler in Manhattan vier scharfe Modelle ins Rampenlicht: Die überarbeiteten Versionen von GLC und GLC Coupé mit neuem Blechleid und dem Hightech-Infotainmentsystem MBUX als AMG 63 (467 PS) und 63 S (510 PS), sowie die 35er-Versionen des soeben erst vorgestellten CLA und der A-Klasse Limousine. Die Kompakten bedienen sich eines aufgeladenen Zweiliter-Vierzylinders, der es auf 306 PS bringt.

Der eigentliche Star der Sternmarke aber zeigte sich erst auf dem Messestand: die dritte Generation des Luxus-SUV GLS. Das Dickschiff ist nochmal ein gutes Stück auf 5,21 Meter gewachsen, bietet mehr Platz, mehr Premium-Qualität und ist ebenfalls mit dem MBUX-System ausgestattet, das wie Alexa und Co. auf Sprachbefehle reagiert. Neu unter der Haube ist ein 489 PS starker V8-Benziner mit 48-Volt-Unterstützung, der sich mit zehn Litern zufriedengeben soll; für Europa sind zudem zwei Diesel vorgesehen. Daneben zeigten sich im New Yorker Javits Center auch die Nicht-AMG-Version des gelifteten GLC Coupés und das EQC-Sondermodell „1886“ mit schwarzer Front und umfangreichem Wartungspaket - allerdings ist die Standardversion des Elektro-SUV noch gar nicht im Handel.

Ganz und gar nicht elektrifiziert fährt der Porsche 911 Speedster vor. Obwohl die neue Elfer-Generation schon auf dem Markt ist, legen die Zuffenhausener noch eine auf 1948 Einheiten begrenzte Spezial-Version des Vorgängers mit typischen Speedster-Buckeln auf. Unter der Haube: ein freiatmender Sechszylinder-Boxer mit 510 PS. Ob man sich den Preis von rund 270.000 Euro (in Österreich zuzüglich NoVA) leisten kann, braucht sich keiner mehr fragen: Die Sonderedition ist schon ausverkauft.

Weitaus günstiger dürften die VW-Neuheiten sein, wenn sie denn auf die Straße kommen: Aktuell sind der etwas höhergelegte Atlas Basecamp mit Geländereifen und der Einstiegs-Pick-up Tarok allerdings nur Studien. Sollte das Interesse der Kundschaft groß genug sein, könnten beide Modelle in Serie gehen - nach Europa allerdings würden sie eher nicht kommen.

Das gilt leider für die meisten New-York-Neuheiten: Die optisch am Sportwagen Honda NSX orientierte Mittelklasse-Limousine TLX, die Neuauflage des großen Toyota-SUVs Highlander oder die Kompakt-Limousine Nissan Versa sind nur für den US-Markt vorgesehen - was durchaus zu verkraften ist. Schwerer fällt der Verzicht schon beim Hyundai Venue, einem knuffigen Mini-SUV, das die Koreaner noch unter dem Kona positionieren. Und auch der Lincoln Corsair würde sich sicher auf unseren Straßen gut machen: Das kompakte SUV nutzt die Ford-Kuga-Plattform - der in den USA übrigens als Escape verkauft wird -, wirkt aber deutlich edler.

Auf Premium setzt auch Cadillac, die mit dem CT5 einen Nachfolger für ATS und CTS zugleich vorstellen. Die 4,90-Meter-Limousine fährt im typischen Marken-Design mit vertikal betonten Scheinwerfern und Rücklichtern vor und trägt einen Kühlergrill, der stark an das Diamant-Design von Mercedes erinnert. Vor allem mit Blick auf den chinesischen Markt haben die Ingenieure großen Wert auf das Platzangebot im Fond gelegt, das Cockpit dagegen präsentiert sich ziemlich klassisch und verzichtet auf übergroße Displays. Für den Antrieb ist ein 335-PS-V6 vorgesehen - mit dem der CT5 auch nach Europa kommen könnte. Schließlich versucht die GM-Tochter immer wieder auch in der alten Welt der Premiumkonkurrenz à la 5er BMW oder Audi A6 in die Parade zu fahren.

Ebenfalls bei uns auf die Straße darf der neue Subaru Outback. Die aktuelle Generation des Pseudo-SUV-Offroad-Kombis auf Legacy-Basis hat zwar erst im vergangenen Jahr ein Facelift bekommen, mit etwas Verzug aber wird wahrscheinlich Mitte 2020 auch die Neuauflage über den großen Teich schwappen. Die bleibt optisch dem Vorgänger ziemlich treu, am auffälligsten ist die wuchtige Plastik-Dachreling. Innen gibt es ein großes, hochkant montiertes Touch-Display im Tesla-Stil.

Während der Subaru eher in die Kategorie Brot-und-Butter-Auto fällt, gibt’s in New York auch ein bisschen was zum Träumen: Kia gibt mit der Studie HabaNiro einen Vorgeschmack auf die Zukunft des autonomen Fahrens. Der kleine elektrische Crossover soll zumindest teilweise das Steuer selbst übernehmen und die Mimik und Gestik von Fußgängern erkennen können, um daraus Schlüsse über deren Verhalten im Straßenverkehr zu ziehen.

Ebenfalls elektrisch fährt das knackiges Coupé Mint, das die feine Hyundai-Tochter Genesis auf die Bühne geschoben hat. Der flache Flitzer mit extrem tiefer Front ist für die Großstadt gedacht, fährt aber nicht als unförmiger Personentransporter vor, sondern spielt mit Nissan-370-Z-Optik ganz klar die Emotionen-Karte aus. Spannend: Statt eines klassischen Kofferraums gibt es hinten links und rechts zwei aufschwingenden Halb-Türen. Das sieht ziemlich abgefahren aus, eine Serienfertigung des Mint will Genesis aber zumindest nicht ausschließen.

(SPX)

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(Bild: kmm)



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