Album „Evolution II“

Pænda: Mit neuem Mut zur Selbstständigkeit

Musik
25.04.2019 07:00

Während das ganze Land von ihrer Teilnahme beim Eurovision Song Contest redet, veröffentlicht die Steirerin Pænda dieser Tage aber auch ihr heiß ersehntes zweites Album „Evolution II“. Darauf zeigt sich die 31-Jährige klanglich runderneuert und mit neuem Selbstbewusstsein ausgestattet. Im Interview mit uns ließ sie tiefer in ihre Gedankenwelt blicken.

(Bild: kmm)

Zeit zum Durchatmen bleibt Pænda aka Gabriela Horn derzeit nicht. Vor zwei Tagen präsentierte sie in der Grellen Forelle ihr neues Studioalbum „Evolution II“, am 16. Mai kämpft sie um den Finaleinzug beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv und dazwischen reist sie zwischen Wien, Amsterdam und London hin und her, um ihren ESC-Song „Limits“ zu präsentieren und allen nationalen und internationalen Medien mit sympathischer Frische für Interviews zur Verfügung zu stehen. Die beständig gute Laune der 31-jährigen Steirerin ist dabei nicht nur bloßes Kalkül, sondern Teil ihrer grundehrlichen und offenen Persönlichkeit. Als sie vom ORF als Song-Contest-Starterin präsentiert wurde, hat sich ihr Bekanntheitsgrad um ein Vielfaches potenziert - damit einhergehend auch Neid und Hass im Internet. „Innerhalb von drei Stunden hat sich mein Leben geändert“, erzählt sie uns im „Krone“-Interview nachdenklich, „ich kann aber ohnehin nie so sein, wie mich andere sehen wollen. Dafür bin ich viel zu emotional und mache mir viel zu viele Gedanken über unterschiedlichste Dinge.“

Genug Respekt
Selbstbestimmung, Selbstliebe, Selbstbewusstsein - das sind grob umrissen die wichtigsten und prägnantesten Themenkomplexe, mit denen sich Pænda auf „Evolution II“ ein Stück weit neu erfindet. Das letzte Jahr stellte eine Zäsur für die Deutschlandsbergerin dar, schließlich hat sie sich nicht nur klanglich neu orientiert, sondern auch diverse Seilschaften gekappt, um durch die damit einhergehende, wiedergewonnene Freiheit Kreativität in den Vordergrund zu stellen. „Ich habe mir beim Debüt viel zu viel reinreden lassen und weil ich eben so viel nachdenke, habe ich auch jetzt überlegt, wieder auf einen Co-Produzenten zu setzen. Aber mein direkter Umkreis hat mich dazu ermutigt, alles selbst durchzuziehen. Gerade weil ich alles auch selbst produziert habe, war ich mir oft unsicher. Heute weiß ich aber, was ich kann und setze das durch. Ich habe mittlerweile genug Respekt vor mir selbst, um mir zuzutrauen, was für mich richtig und was falsch ist.“

Songtitel wie „Love Myself“, „I Like The Way You Hate Me“ oder „Everything I’m Not“ sind derart unzweideutig geraten, dass es keiner weiteren Erklärung für die Persönlichkeitsentwicklung der Interpretin bedarf. „Nachdem ich letzten Sommer als Support von Jessie J in der Wiener Arena aufgetreten bin, hat mich jemand online angeprangert und ich verstand lange nicht warum. Mittlerweile weiß ich, was es heißt, dass es keine schlechte Presse gibt. Es kann dir eigentlich nichts Besseres passieren, als zu polarisieren, denn es werden dich niemals alle mögen. Wenn mich jemand hasst, dann gibt er mir auch die nötige Aufmerksamkeit und das sagt wiederum mehr über den Absender aus als über den Empfänger. Der Song ,I Like The Way You Hate Me‘ kommt in einer Zeit wie dieser mehr zu tragen als ich anfangs dachte.“

Grenzenlosigkeit
„Evolution II“ dient Pænda in erster Linie als Selbstbefreiung dogmatischer Normen, mit denen sie sich in den letzten Jahren auseinandersetzen musste. So wie auch auf dem Song-Contest-Song „Limits“, der als einzig klar definierte Ballade musikalisch aus dem Gesamtkontext heraussticht. „Der Song entstand in einer sehr schwierigen Zeit. Das erste Album war abgeschlossen und ich fiel in ein tiefes Loch. Ich bin jemand, der prinzipiell schon viel zu viel über alles nachdenkt und wenn man auch nicht so extrem sozial ist wie ich, und daher gerne und viel alleine ist, dann überdenkt man vieles. Ich bin ein Workaholic, der gerne die eigenen Grenzen übersieht und oft habe ich gar nicht gemerkt, wie leer ich eigentlich war. Nämlich so leer, dass ich morgens kaum noch aus dem Bett kam. Heute habe ich all das besser im Griff, aber es war ein langer und beschwerlicher Weg. Mittlerweile wohnt meine Schwester bei mir und sie lenkt mich so ab, dass ich mal Abstand von der Musik und meinem Heimstudio gewinne, um mit neuer Energie wieder frisch durchstarten zu können.“

Der kompositorische Alleingang für „Evolution II“ hat vor allem musikalisch alles verändert. Anstatt allzu sperrig-elektronisch im abstrakten Indie-Segment zu wildern, hat sich Pænda endlich über die Hürden Zugänglichkeit und Eingängigkeit getraut. So wirken die Songs wesentlich aufgeräumter, verträumter, melodischer und vor allem breitentauglicher. Etwas, das ihr zwar von der „Szene-Polizei“ angekreidet werden wird, sie aber in ihrem Sound und auch in ihrer Persönlichkeit immens reifen lässt. „Die Angst, Pop zu machen, habe ich endlich verloren. So etwas wie ,Evolution II‘ macht bei uns in Österreich niemand. Das klappt nur, wenn du ein Riesenact aus den USA oder England bist. Ich hatte den klaren Vorsatz, Popsongs zu schreiben, die auch gut im Radio laufen können und international klingen.“ Pænda hat in ihrer Karriere von Rock über Musical und Pop bis hin zu elektronischer Musik und einem Jazzstudium schon alles versucht - nun scheint sie erstmals bei sich angekommen zu sein. „Viel zu oft wird Musik heute dazu verwendet, um von wichtigen Themen abzulenken und zwanglose Party zu propagieren. Ich habe keine Angst, wichtige Themenbereiche anzusprechen.“

Live in Österreich
Nach ihrem hoffentlich erfolgreichen Auftritt beim Eurovision Song Contest in Israel ist Pænda noch vielfach in Österreich unterwegs. Am 3. Juli beim Elwood Festival in Ort im Innkreis, am 13. Juli beim Electric Nation in Graz, am 15. November im Klagenfurter Stereo, am 26. November im Salzburger Rockhouse, am 27. November im Linzer Posthof und am 30. November im AllerArt in Bludenz. Alles weitere unter www.paendaofficial.com.

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