Polizei: „Terrorakt“

Ausschreitungen in Nordirland – Frau erschossen

Ausland
19.04.2019 06:21

Bei schweren Ausschreitungen in der nordirischen Stadt Londonderry (siehe Video oben) ist eine 29-jährige Frau erschossen worden. „Wir behandeln das als terroristischen Vorfall und haben Mordermittlungen eingeleitet“, teilte die britische Polizei in der Nacht auf Freitag mit. Bei der getöteten Frau soll es sich um eine Journalistin handeln. Veröffentlichte Fotos zeigen brennende Fahrzeuge und Vermummte, die Molotowcocktails und Sprengkörper auf Polizeifahrzeuge werfen.

Londonderry hat rund 85.000 Einwohner und liegt im äußersten Nordwesten der nordirischen Provinz an der Grenze zur Republik Irland. Dort wohnen vor allem Katholiken, die ihre Stadt schlicht Derry nennen.

Zu der Gewalt kam es am Donnerstagabend im Stadtteil Creggan. Mehrere Reporter erklärten, bei der Toten handle es sich um die Journalistin Lyra McKee, die viel über den Nordirlandkonflikt und seine Folgen geschrieben hat.

„Ich stand neben dieser jungen Frau, als sie heute Nacht in Creggan/Derry neben einem Land Rover der Polizei zu Boden gefallen ist“, schrieb die Journalistin Leona O‘Neill auf Twitter. Sie habe die Rettung gerufen, Polizisten hätten die Frau aber in einen Polizeiwagen verfrachtet und in ein Krankenhaus gebracht, wo sie gestorben sei.

McKee hatte am Donnerstagabend noch ein Foto auf Twitter veröffentlicht, das offenbar die Gewalt in Londonderry zeigte. Die Ausschreitungen trugen sich vor dem Osterwochenende zu - einem Zeitpunkt, zu dem irisch-katholische Nationalisten an den Aufstand gegen die Briten in Dublin im Jahr 1916 erinnern.

„Angriff auf den Friedensprozess“
Die Vorsitzende der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP), Arlene Foster, verurteilte in der Nacht auf Freitag die „sinnlose“ Gewalt. „Diejenigen, die in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren Schusswaffen in unsere Straßen gebracht haben, lagen falsch. 2019 ist es genauso falsch.“ Auch die Vize-Vorsitzende der irisch-republikanischen Partei Sinn Fein, Michelle O‘Neill, verurteilte den Tod der jungen Frau und sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. „Das war ein Angriff auf die Gemeinschaft, ein Angriff auf den Friedensprozess und auf das Karfreitagsabkommen.“

Das Karfreitagsabkommen von 1998 hatte den Nordirlandkonflikt beendet. In dem über Jahrzehnte währenden Konflikt standen in der britischen Provinz irisch-katholische Nationalisten, die eine Vereinigung mit Irland anstreben, protestantischen Unionisten gegenüber, die weiterhin zu Großbritannien gehören wollen.

Autobombe im Jänner detoniert
In dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Landesteil treiben paramilitärische Gruppierungen ihr Unwesen. In den vergangenen Monaten kam es wieder zu einem Anstieg der Gewalt. Im Jänner detonierte in Londonderry eine Autobombe. Die Polizei machte dafür die Gruppe „New IRA“ verantwortlich.

Brexit-Streit: Irische Grenze zentraler Knackpunkt
Das Karfreitagsabkommen sieht neben der Aufteilung der Macht zwischen Protestanten und Katholiken eine Grenze zwischen Irland und Nordirland ohne Kontrollen vor. Die Grenzfrage ist einer der zentralen Knackpunkte im Brexit-Streit. Zuletzt waren im Zuge der Brexit-Verhandlungen die Sorgen gewachsen, dass die drohende Einführung von Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und der auch künftig zur EU gehörenden Republik Irland die Gewaltspirale in der Ex-Bürgerkriegsregion wieder in Gang setzen könnte.

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