Fachkräftemangel

Wo Arbeitskräfte fehlen, fallen nicht mehr Späne

Tirol
19.04.2019 08:00
Die gute Nachricht vorweg: Die positive konjunkturelle Entwicklung der vergangenen Jahre setzte sich auch im Vorjahr durch – der Umsatz ist im Bereich Gewerbe und Handwerk um 2 Prozent auf 8,2 Milliarden € gestiegen. Die schlechte: Das Absatzvolumen ist um 0,1 Prozent gesunken. Steuerliche Rahmenbedingungen und der eklatante Fachkräftemangel machen dem Tiroler Handwerk zu schaffen.

Das sinkende Absatzvolumen erklärt sich sehr einfach: Mehr geht nicht mehr. Nimmt man die 2,1-prozentige nominelle Umsatzsteigerung und berücksichtigt die Preisanpassungen wird deutlich, dass der Umsatz in der Menge leicht gesunken ist. Es fehlen schlicht die Arbeitskräfte, um mehr zu produzieren. Rund 4000 Facharbeiter fehlen in Tirol - das bringt die Betrieb natürlich in die Bredouille. „Um für die Arbeitskräfte attraktiv zu sein, wird viel investiert“, erklärt Sparten-Obmann Franz Jirka von der Tiroler Wirtschaftskammer - nämlich 470 Mio. Euro im Vorjahr. Hohe steuerliche Belastungen und wachsende Preiskonkurrenz sorgen aber dafür, dass gerade für die kleinen Unternehmen unterm Strich nicht mehr das übrig bleibt, was es eigentlich sollte. „Die Preiserhöhung, die zur nominellen Umsatzsteigerung führte, war bitter notwendig“, sagt Jirka - und fordert im nächsten Atemzug Entgegenkommen der Politik.

Von Herausforderungen bis hin zu Forderungen
Aktuell werden fast 43 Prozent Steuern und Abgaben geleistet - zu viel wenn es nach Jirka geht. „Die hohe steuerliche Belastung sorgt 36 Prozent aller Betriebe. Von der Politik wurde versprochen unter 40 Prozent zu gehen, ich hoffe, das wird noch heuer umgesetzt“, appelliert er direkt in Richtung Bundeskanzler. Eine noch größere Sorge der Gewerbetreibenden und Handwerker ist aber der immense Fachkräftemangel, der 53 Prozent aller Betrieben Kopfschmerzen bereitet. 23 Prozent leiden unter einem Lehrlingsmangel. Auch hier stellt die Wirtschaftskammer klare Forderungen, nämlich: Gerechtigkeit bei den Ausbildungen. „Während 19 Euro pro Semester Studiengebühren bezahlt werden, kostet eine Ausbildung zum Meister zwischen 6000 und 10.000 Euro, hinzu kommen die zum Teil sehr hohen Kosten für das Meisterstück“, betont Franz Jirka.

Aber wie geht es weiter? Auch hier die gute Nachricht zuerst: In den investitionsgüternahen Branchen ist laut KMU Forschung Austria der Auftragsbestand im 1. Quartal um 1,1, Prozent gestiegen und der Anteil der Betriebe mit Auslastungsproblemen auf 2 Prozent zurückgegangen. Die Betriebe sind derzeit sehr gut ausgelastet – der Anteil der Unternehmen mit einem Auftragsbestand von 10 Wochen und mehr liegt bei 39 Prozent. Ein so hoher Wert konnte zuletzt 2011 erreicht werden. Für das zweite Quartal überwiegen trotz Überschreitung des konjunkturellen Höhepunkts die optimistischen Einschätzungen. Allerdings nur um 10 %-Punkte. Im Vorjahr waren es noch 21 %-Punkte.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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