Hit für Gourmetfans

Kulinarischer Abstecher in die schöne Steiermark

Reisen & Urlaub
22.04.2019 08:00
Sanfte grüne Hügel, blühende Obstbäume, eine herrliche Landschaft mit einem Wort, dazu höchster kulinarischer Genuss sind eine wahrhaft gelungene Kombination für einen Ausflug in die schöne Steiermark.

Die Steiermark zählt für uns Österreicher zu den beliebtesten Urlaubszielen. Vieles ist sehr bekannt, manches harrt der Entdeckung. Die Riegersburg – einst heiß umkämpft und von den Türken als „stärkste Festung der Christenheit bezeichnet“ – hockt auf einem 377 Meter hohen Basaltmassiv, ein steirisches Wahrzeichen sozusagen. Sie ist mir Anhaltspunkt, dass es bis Trautmannsdorf nicht mehr sehr weit ist.

Gemeinsames Kochen beim Steira Wirt 
Unser Ziel ist Gourmetfans durchaus bekannt, denn hier wirken die Geschwister Rauch, eine Genussadresse erster Güte und schon lange auf meiner persönlichen To-do-Liste. Sonja Rauch ist die Wirtin, ihr Bruder Richard der Koch. Zusammen betreiben sie den Steira Wirt und seit neuestem auch das zauberhafte Genießerhotel Villa Rosa, klein und fein mit acht geschmackvollen Zimmern. Dort treffen wir erst einmal Richard, um mit ihm zu kochen. Heute gibt es knusprige Erdäpfeltorte mit Bärlauch, Radieschen und Ziegenfrischkäse, anschließend noch See-Saibling auf Erbsen-Hummus mit Muscheln. Klingt anspruchsvoll – doch so wie der 3-Hauben-Koch es uns vermittelt, fühlt sich Kochen fast wie die einfachste Sache der Welt an – und schmeckt hervorragend.

Steirisch kochen kann man in Kursen oder aus Büchern lernen
Eines ist sicher: Das werde ich auch bald zu Hause meinen Gästen kredenzen. Auch Fotograf Reinis Interesse ist geweckt, der Saibling war ein Gedicht, die Zubereitung mit Niedrigtemperatur erscheint selbst Koch-Novizen wie uns gut nachvollziehbar. Richard Rauch kocht mit Leidenschaft, bringt Interessierten aber auch gerne seine Küchengeheimnisse näher, sei es durch seine wirklich schönen Kochbücher (z. B. „Die Jahreszeiten-Kochschule - Frühling, Sommer, Herbst, Winter“) oder auch persönlich bei seinen beliebten Kochkursen.

Selbstbedienung an der „Gemüsehaltestelle“
Den Nachmittag nützen wir, um Richards Produzenten kennenzulernen. Beim Steira Wirt findet man eine zeitgemäß interpretierte, traditionell steirische (Wirtshaus-)Küche ebenso wie fantasievolle Gourmetkreationen. Wichtig sind die besten Produkte aus der Region und dem Alpe-Adria-Raum. So besuchen wir Christa Wonisch, die in Hof bei Straden Gemüse auf zwei Hektar Fläche anbaut. Die Gegend ist klimatisch begünstigt – hier wachsen sogar steirische Melonen, was jedes Jahr im August mit einem Melonenfest (8. 8. 2019) auf dem Bauernhof gefeiert wird. Jetzt werden beispielsweise Ruccola, Taubnessel, Spinat, Radieschen und Mangold geerntet, was auch von jedermann an der „Gemüsehaltestelle“ in Selbstbedienung gekauft werden kann.

Wir müssen weiter, wollen noch zum Milchmädchen Sonja Trummer nach Risola (bei St. Anna am Aigen). Ein Foto von Straden muss aber zum Abschied noch sein, denn der Hauptort der südoststeirischen Hügellandweinstraße mit seinen drei Kirchtürmen gibt ein wunderbares Fotomotiv ab. Sonja Trummer hat etwa 100 Ziegen - jetzt mit den süßen Zicklein, einige davon sind übrigens die vom Aussterben bedrohte Haustierrasse der Steirischen Scheckenziege - und erzeugt aus der Milch, die auch eine gute Kuhmilch-Alternative für laktoseintolerante Menschen darstellt, einen wunderbaren Ziegenfrischkäse, wie ihn Richard Rauch uns beim Kochkurs zuvor schon schmackhaft gemacht hat.

Käse, Topfen, Joghurt und eben die Milch sind die Produkte von Sonja Trummer, die sich ein Leben ohne ihre Ziegen gar nicht mehr vorstellen kann. Kaffee mit Ziegenmilch, ich gebe es zu, da war durchaus Skepsis vorhanden. Allerdings: Die war unnötig, es hat gut geschmeckt, ein Besuch im Hofladen empfiehlt sich. Vielleicht sehen Sie auch „Werner“, das kleinste der Zicklein, allerliebst anzuschauen und sehr zutraulich, wie auch seine etwas größere Schwester.

Weinbau-Museum, Ab-Hof-Verkauf und Buschenschank
Wer in der Gegend ist, kommt am Gewürztraminer nicht vorbei, eine Weinsorte, die vor allem in Klöch bekannt ist. In der Ortsvinothek präsentieren Weinbauern aus der Region ihre Produkte, im oberen Stock ist ein kleines Weinbau-Museum untergebracht. Einen Abstecher wert ist auch das Weingut Frühwirth, wo die hohe Schule des Gewürztraminers betrieben wird, ebenso findet man auch die beliebten Burgunderweine oder den für die Steiermark typischen Sauvignon blanc – alles kann auch für zu Hause im Ab-Hof-Verkauf erworben werden, der Buschenschank öffnet von Mittwoch bis Sonntag ab 15 Uhr.

Eine interessante Adresse in Klöch ist auch „Sei wachs-am“ von Josef Hödl, ein Geschäft für den Bedarf von Imkern und alles rund um die Bienen wie Honig, Met, Kerzen und vieles mehr. Wie wichtig die Bienen für uns Menschen sind, was sie alles leisten, erfährt man vom Hausherrn und auf Schautafeln.

In der Steiermark wird übrigens nun auch Reis angebaut, etwas überraschend, aber es funktioniert! Ewald Fröhlich aus Dietzen ist so etwas wie ein Pionier, bei ihm bekommt man den Steirerreis, aber auch verschiedene andere Produkte wie etwa Reisnudeln.

Ein abendlicher Spaziergang durch Bad Gleichenberg zahlt sich aus. Auf dem Hauptplatz ertönt der Donauwalzer, zu dessen Melodien nicht nur Wasserfontänen, sondern auch zwei junge Pärchen ausgelassen tanzen. Vielleicht Schüler aus der berühmten Tourismusschule? Überall in der Welt trifft man Absolventen in führenden Positionen, sei es auf Kreuzfahrtschiffen, in Hotels oder in Tourismusorganisationen. Neu ist auch, dass man hier zum Beispiel auch das alte Handwerk des Konservierens wieder erlernen kann, alles, was irgendwie mit Genuss zu tun hat, wird für die Schüler angeboten.

Ria Mang führt uns voller Begeisterung durch den ältesten Kurort der Steiermark, der auf das Betreiben des Reichsgrafen Mathias von Wickenburg auf- und ausgebaut wurde. Mildes Klima im Schatten längst erloschener Vulkane und mineralische Quellen boten eine gute Grundlage zur Linderung vor allem von Atemwegs- und Hautkrankheiten, der Ort erlebte seine große Zeit, als Kaiser Franz Joseph regierte, ist aber auch heute noch sehr beliebt bei den Kurgästen. Im Juni feiert man wieder das große, jährliche Biedermeier-Wochenende; wer sich für die Historie interessiert, ist bei Frau Mang in guten Händen – sie weiß alles und hat sogar ein kleines Museum gegründet, das so manches Kleinod birgt.

Während wir die Gegend erkundet haben, muss Richard Rauch gekocht haben, denn uns erwartet eine großartige Gaumenreise, die mehr als deutlich macht, was für ein Meister hier am Werken ist. Seine Schwester Sonja sorgt für eine passende Weinbegleitung. Der Genuss, der im Steira Wirt geboten wird, ist ein Gesamtkunstwerk – und dass die Gäste nun auch hier übernachten können, rundet das Angebot in angenehmer Weise ab.

Regionale Produkte zu unschlagbaren Preis
Erwähnung verdient übrigens auch das Gourmet-Frühstück, das es für uns allerdings erst gibt, nachdem wir das bunte Hühnervolk von Josef Pichler, das keine zehn Minuten entfernt liegt, besucht haben. Die Hühner leben frei, laufen herum, wo es ihnen Spaß macht, es gibt verschiedene Rassen, besonders spannend finde ich die Grünleger – die Eier sind so bunt, dass der Osterhase sie gar nicht färben muss! Regionales muss übrigens gar nicht teuer sein, im Gegenteil: beim Pichler-Bauern kosten zehn Eier 1,50 €, für uns Städter erscheint das fast wie ein Geschenk.

In 48 Stunden reichlich Erlebnisse gesammelt
Wo gibt es schließlich eine solche Qualität zu diesem Preis? Das Gute liegt manchmal so nahe, es zahlt sich auch ein Kurzaufenthalt aus, umso mehr, wenn man diesen mit einem wahrhaft unvergesslichen Frühstück ausklingen lassen kann – kaum zu glauben, dass wir nicht einmal 48 Stunden für diese reichhaltigen Erlebnisse weg waren. Mehr Zeit hätte trotzdem nicht geschadet, denn einige lohnenswerte Adressen in der Gegend gibt es noch zu entdecken!

Von Andrea Thomas, Kronen Zeitung

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