Brauchtum in Salzburg

Osterfest ist mehr als Schoko und bunte Eier

Salzburg
18.04.2019 06:00
Wer weiß heuer noch, was Antlasseier eigentlich sind? Oder: Dass in der Karwoche Langschläfer jeden Tag einen Ehrentitel bekommen? Ostern ist die Zeit lang überlieferter Bräuche und tiefgründiger Traditionen. Es lodert und lärmt – vom meterhohen Osterfeuer bis zum jugendlichen Ersatz für die Kirchenglocken.

Der Gründonnerstag war früher Antlasstag, also Zeitpunkt der Sündenlossprechung. Kirchgeher wurden alle wieder zum Gottesdienst vorgelassen. „Das Antlassei ist bis heute ein Ding mit innewohnender Kraft“, schreibt Erika Scherer in ihrem Buch „Salzburger Brauch“. Eier, die am Gründonnerstag gelegt werden, kommen beim Perchthof in Unken bis heute in ein eigenes Körberl. „Sie gelten von vornherein als geweiht“, weiß die Bäuerin und erzählt von Verwandten, die früher ein Antlassei in den Hergottswinkel gelegt haben. „Aber leider kennen das heute viele nicht mehr.“ Eine Tante habe im Sommer ein heiliges Ei sogar mit auf die Alm genommen, um weniger Angst vor Unwettern zu haben.

Und auch für Langschläfer hält die Tradition jeden Tag einen neuen, heute kurios klingenden Titel bereit: Die wieder an Sünden erinnernde „Ontlasgon“ ist es am Spinattag, die „Karfreitagratsch“ erinnert dann schon daran, dass die Glocken nach Rom fliegen.

Kinder aus ganz Salzburg springen gerne mit ihren selbstgebastelten Ratschen ein. Alexander Sampl (13) aus St. Michael im Lungau ist zurecht stolz: „Ich gehe schon das vierte Jahr ratschen.“ Anstrengend? „Beim Hunderter schon“, sagt er und meint das mittägliche Lärmen am Karsamstag. Dann steigen alle Ratscher-Kinder aus dem Ort auf den Kirchturm.

Besonders stark erhalten sind die Bräuche im Lungau: Die Jugend zimmert in den Gemeinden wieder mächtige Osterfeuer, die in der Auferstehungsnacht lodern werden. In Zederhaus wird heuer sogar direkt auf der lang erkämpften Einhausung der Autobahn ein Ostersymbol brennen.

Am Ostersonntag folgt dann die Messe mit der Speisensegnung. Die traditionellen Inhalte sind: „Eier, Salz, Brot, auch Osterschinken“, kennt die Stuhlfeldner Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher die Überlieferung. Schoko-Haserl oder Genüsse, auf die man in der Fastenzeit verzichtet hat, sind im modernen Speisen-Körberl genauso erlaubt. Es dient der Besinnung auf das Wesentliche im Überfluss. Auch sonst nicht so ambitionierte Kirchgeher stellen ihr Körberl gerne an den Altar.

Sabine Salzmann
Sabine Salzmann
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