Notre Dame abgebrannt

Schätze fielen dem Inferno zum Opfer

Ausland
16.04.2019 15:16

Die prächtige gotische Pariser Kathedrale Notre Dame hatte bereits Plünderungen, Krawalle und Kriege überstanden - doch bei dem Flammeninferno von Montagabend sind nicht nur Teile des imposanten Gotteshauses zerstört worden, sondern auch wichtige Kunstschätze wurden in Gefahr gebracht. Viele der wichtigsten Gegenstände konnten gerettet werden - doch einiges ist auch für immer verloren.

Die Reliquien zählen zu den besonders wertvollen Schätzen, die in Notre Dame untergebracht waren. Die Dornenkrone, die Jesus der Überlieferung zufolge bei der Kreuzigung trug, konnte rechtzeitig aus dem brennenden Gebäude geschafft werden. Sie hat einen Durchmesser von 21 Zentimetern und wird von Goldfäden zusammengehalten. Ebenso gerettet wurden ein Nagel und ein Splitter des Kreuzes Jesu, das Ludwig IX. (1214-1270) nach Paris gebracht hatte.

Reliquien im Spitzturm nicht zu retten
Den Flammen zum Opfer fielen dagegen drei Heiligtümer, die in dem Hahn auf dem am Montagabend eingestürzten Spitzturm eingelassen waren: ein Stück der Dornenkrone, eine Reliquie des heiligen Dionysius und eine Reliquie der heiligen Genovefa.

Gerettet wurde dagegen ein Gewand des mittelalterlichen Königs Ludwig IX. Dieser war nach seinem Tod heiliggesprochen worden. Auch die Tunika des Saint Louis wurde in Sicherheit gebracht.

Orgel soll keine gröberen Schäden haben
Die große Orgel ist eine von insgesamt drei Orgeln in Notre Dame. Sie ist mit ihren fünf Manualen und knapp 8000 Orgelpfeifen das mit Abstand wichtigste Instrument des Gotteshauses. Ihre Ursprünge reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück, im 18. Jahrhundert erreichte die Orgel ihren derzeitigen Umfang. Sie überstand die Revolutionswirren unbeschadet, weil auf ihr zeitweilig statt sakraler Musik patriotische Lieder gespielt wurden, und dürfte auch den Brand ohne gröbere Schäden überstanden haben.

Beschädigung der Fenster noch unbekannt
Das besondere Licht in Notre Dame war auch den drei bunt verglasten Fenstern in Blütenform - den sogenannten Rosetten - zu verdanken. Sie wurden im 13. Jahrhundert geschaffen und mehrfach renoviert. Die beiden größten Rosetten im Norden und Süden der Kirche haben einen Durchmesser von 13 Metern. In den Medaillons sind Propheten, Heilige, Engel und Könige zu sehen. Im Zentrum der drei Rosetten sind Maria, das Jesuskind und Christus auf dem Thron abgebildet. Das nördliche Rosenfenster soll keine Schäden aufweisen, ob die beiden anderen im Süden und Westen beschädigt sind, ist noch unbekannt.

Statuen für Restaurierung vor Brand von Turm geholt
Glück im Unglück hatten 16 Kupferstatuen, die bis vor Kurzem auf dem am Montag eingestürzten Turm standen. Die Darstellungen der zwölf Apostel sowie der vier Evangelisten waren erst am Donnerstag für Restaurierungsarbeiten von dem Turm geholt worden und entgingen so der Zerstörung.

Die Königsgalerie über der Eingangspforte umfasst 28 Statuen. Diese waren glücklicherweise weit genug von den Flammen entfernt und dürften das Inferno gut überstanden haben.

Noch nichts Genaues weiß man über den Zustand der zahlreichen Wasserspeier und Chimären von der Fassade der Notre Dame. Besonders bekannt ist Stryga auf der Westfassade der Kathedrale.

Fünf Wohnhäuser nördlich von Notre Dame evakuiert
Experten haben bereits die Trümmer der abgebrannten Kathedrale untersucht und „einige Schwachstellen“ im Gebäude entdeckt. Diese betreffen vor allem das Gewölbe, also die Gebäudedecke, berichtete der französische Innen-Staatssekretär Laurent Nunez am Dienstag. Im Zuge der Absicherung der historischen Kirche seien fünf Wohnhäuser in der unmittelbaren Nachbarschaft geräumt worden, sagte Nunez. Die Häuser liegen demnach in einer schmalen Straße nördlich des Gotteshauses. Die Absicherungsarbeiten im Inneren der schwer beschädigten Kathedrale dürften rund 48 Stunden dauern, sagte der Staatssekretär.

Tourismus erwartet keinen Schaden
Der Schock und die Betroffenheit sitzen tief - doch der Städtetourismus nach Paris wird nach dem verheerenden Großbrand nicht einknicken. „Das Ganze ist schlimm, schrecklich, aber das wird keine Auswirkungen auf den Tourismus in Paris haben, denn es ist ein Unfall gewesen, auf keinen Fall ein terroristischer Anschlag“, sagte Verkehrsbüro-Vorständin Helga Freund.

„Ich glaube nicht, dass weniger Paris gebucht wird“, erwartet die Managerin im größten österreichischen Tourismuskonzern, zu dem unter anderem die Ruefa-Reisebüros und die Austria-Trend-Hotels gehören. Auch Österreicher, die bereits Urlaub in die französische Hauptstadt gebucht haben, dürfte die Brandkatastrophe nicht davon abhalten, die Reise auch anzutreten. „Jeder, der Paris besucht, wird natürlich dort vorbeischauen, um zu sehen, wie das denn jetzt aussieht“, so die Touristikerin am Dienstag.

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