Klein statt groß

Lebenshilfe: Aus für die „geschützte Werkstatt“

Tirol
16.04.2019 10:30

Die Lebenshilfe ist die größte Organisation Tirols, die Menschen mit Behinderung begleitet. Die „geschützten Werkstätten“ waren bisher ihre bekanntesten Einrichtungen. Klienten sind versorgt, aber kaum in die Gesellschaft integriert. Das neue Motto lautet: Raus aus den geschützten Werkstätten und Heimen, hinein ins echte Leben! Die Einheiten werden kleiner, die Selbstständigkeit wird größer.

Es ist ein Abschied ohne Wehmut. Am Domanigweg 3 in Innsbruck stehen die meisten Räume bereits leer. Hier wurde 1970 die erste Einrichtung der wenige Jahre zuvor gegründeten Lebenshilfe Tirol eröffnet. Bis zu 80 Personen wohnten und arbeiteten hier. „Für die damalige Zeit war es ein wichtiger Schritt, Menschen mit Behinderung nicht in den Familien oder in der Psychiatrie zu verstecken“, erinnert sich Lebenshilfe-Geschäftsführer Georg Willeit. In allen Bezirken entstanden Einrichtungen nach Vorbild Innsbruck.

50 Jahre später befindet sich die Lebenshilfe im Totalumbau. Die UN-Behindertenkonvention hat vor zehn Jahren festgelegt, dass Staaten Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes und in die Gesellschaft integriertes Leben ermöglichen müssen. Das Tiroler Teilhabegesetz hat dafür den Rahmen geschaffen. Und die Lebenshilfe setzt das nun schrittweise um.

Aus einem Großstandort werden sechs kleine
Der Domanigweg ist der erste Großstandort, der komplett aufgelassen wird. Angelika Obermair von der Regionalleitung Innsbruck verweist auf sechs kleine Wohn- und Arbeitseinheiten, die im Gegenzug entstanden sind: „Unsere Klienten leben jetzt mitten in der Gesellschaft, in kleinen Wohngemeinschaften oder auch alleine.“ So wie Petra Schöpf, die sich das immer schon gewünscht hat und nun in der Bienerstraße ihr kleines Reich hat. Sichtlich glücklich bewältigt Schöpf viele Aufgaben völlig selbstständig. „Die Klienten werden natürlich von uns begleitet, jeder wie er es braucht“, verweist Obermair auf neue Formen der Betreuung. Gearbeitet wird in Kooperation mit Firmen, gewohnt oft ganz selbstständig mit mobiler Begleitung.

In allen Bezirken werden Einrichtungen umgebaut
Tirolweit sind es 600 Menschen in mobiler Begleitung, 350 in Vollzeit-Wohneinheiten und fast 1000 in Arbeitseinrichtungen der Lebenshilfe. Willeit: „Unser Weg ist klar vorgezeichnet: Wir werden in allen Bezirken auf die Kleinstrukturen umstellen und haben in einigen Standorten bereits damit begonnen.“

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