„Grand Hotel Abyss“

Der steirische herbst blickt in den Abgrund

Steiermark
15.04.2019 13:57

Nach einem Prolog im Vorjahr präsentiert Ekaterina Degot heuer den zweiten steirischen herbst als Intendantin: Nun hat sie erste Pläne vorgestellt. Unter dem Titel „Grand Hotel Abyss“ wird ein Bogen vom Kalten Krieg in eine Gegenwart gespannt, in der der Hedonismus immer stärker um sich greift.

Willkommen im „Grand Hotel Abyss“, in der Nobelunterkunft direkt am Abgrund: Diesen bildhaften Titel haben Ekaterina Degot und ihr Team für den heurigen steirischen herbst gewählt: „Es ist eine Metapher für die derzeit vorherrschende Kultur des Hedonismus, die überall existiert, aber die in der Steiermark, die sich touristisch so stark als Genussregion präsentiert, ganz besonders ausgeprägt ist“.

Mit dieser Marke will sich das Festival „kritisch und mit Humor beschäftigen“ - und dabei auch hinterfragen, in wieweit dieser Fokus auf Schönheit und Genuss die Möglichkeit, kritische Fragen zu stellen, beeinflusst - etwa wenn Kulturinstitutionen in Kaffeehäuser verwandelt werden sollen.

Kritischer Blick zurück
Zudem will man auch einen kritischen Blick zurück werfen - vor allen in die Zeit des Kalten Krieges: Im Büro im Grazer Palais Attems, von dem aus Ekaterina Degot seit 2018 den steirischen herbst leitet, saßen nach 1945 die britischen Besatzer: „Hier wurde das erste steirische Kunstfestival der Nachkriegszeit gegründet und zeitgleich begann der Kalte Krieg heraufzuziehen“, weiß die Intendantin.

Diese Zeit der Spannung hat sie interessiert, denn: „Auch wir blicken heute sozial, ökonomisch und ökologisch einer mehr als unsicheren Zukunft entgegen und müssen uns fragen, welche Rolle Kunst und Kultur da überhaupt noch spielen können“, sagt sie. Und auch in der Definition von Kunst sieht Degot ein Überbleibsel der Auseinandersetzungen des Kalten Krieges: „Es gibt bis heute eine Dichotomie in der Vorstellung was Kunst sein soll: Der soziale Realismus ist Terrain der Kommunisten und im kapitalistischen Westen bevorzugt man reine Kunst, die unpolitisch und abstrakt ist. Mit dieser Abgrenzung wollen wir spielen, sie brechen.“

Parcours startet am 19. September
Eröffnet wird der heurige „herbst“ am 19. September - mit einer Ansprache und einer Performance im Landhaushof (bei freiem Eintritt), gefolgt von einer „Extravaganza“ im Congress Graz, zu dem Degot nur soviel verrät: „Es wird ein Abend voller Überraschungen.“

Auch heuer ist das Festival wieder als Parcours angelegt - mit rund 30 Stationen: Darunter etwa eine große Installation von Michael Portnoy über die Zukunft des Sex in der List-Halle und ein Projekt von Artur Żmijewski über die Apokalypse: „Es sind alles neue künstlerische Arbeiten, deshalb wissen wir noch nicht genau, wohin sie sich bewegen“, so Degot. Eine vollständige Liste der Künstler gibt es Anfang Juni.

Parallelprogramm
Aufgewertet wurde auch das Rahmenprogramm mit jenen Kulturinitiativen, die nicht im vom herbst-Team kuratierten Parcours vertreten sind: „Wir haben einen Call gemacht und viele neue Institutionen und Künstler gefunden - auch außerhalb von Graz“, freut sich Degot. „Um die Gleichwertigkeit dieses Teils des Festivals besser zu zeigen haben wir das Rahmenprogramm in Parallelprogramm umgetauft, und damit bewusst auf Rückmeldungen aus der Stadt reagiert.“

So gibt es neben dem „musikprotokoll“ heuer weitere Festivals im Festival: Das „STUBENrein“ in Murau und die Prenninger Gespräche in Deutschfeistritz etwa. Zudem ist ein Projekt an der Apfelstraße geplant.

Erste Infos finden Sie hier

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