Dreifache Dosis nötig

Cannabis-Konsumenten brauchen mehr Narkosemittel

Wissenschaft
15.04.2019 16:00

Regelmäßig Cannabis konsumierende Patienten haben bei Operationen einen höheren Bedarf an Narkosemitteln. Wie US-Wissenschaftler nun herausgefunden haben, kann etwa beim häufig verwendeten Mittel Propofol eine mehr als die dreifache Dosis nötig sein. Für andere psychotrope Substanzen ist dieser Effekt bereits länger bekannt.

„Cannabis hat einige Stoffwechseleffekte, die wir nicht verstehen, und die Patienten müssen wissen, dass ihr Cannabiskonsum andere Medikamente möglicherweise weniger wirksam macht“, berichten Forscher um Mark Twardowski von den Western Medical Associates in Grand Junction im US-Bundesstaat Colorado im „Journal of the American Osteopathic Association“.

Ähnliche Beobachtungen bei Alkohol
Überraschend sei das Ergebnis nicht, sagte dazu Götz Geldner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Klinikum im deutschen Ludwigsburg. Dass Patienten, die psychoaktive Substanzen wie Alkohol zu sich nehmen, mehr Narkosemittel benötigen, sei unter Anästhesisten schon lange bekannt, erklärt der Mediziner. In einem von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin empfohlenen Patientenfragebogen wird daher seit etwa zehn Jahren auch nach dem Drogenkonsum gefragt.

Leber baut Narkosemittel schneller ab
Geldner weist darauf hin, dass genaue Ergebnisse nur mit dem Messen von Substanzen aus der Cannabispflanze im Blut zu erhalten sind. „Wenn die Leber häufig mit Cannabinoiden oder Alkohol zu tun bekommt, steigert sie ihre Entgiftungsfunktion“, erklärt er. In der Folge würden auch Narkosemittel schneller verstoffwechselt. Neben Drogen und Alkohol beeinflussen demnach auch Tranquilizer und andere Psychopharmaka die Wirksamkeit von Narkosemitteln.

Seit 2012 können im US-Bundesstaat Colorado Drogen aus der Hanfpflanze (Cannabis; Bild oben) legal konsumiert werden. Auch in neun weiteren US-Bundesstaaten ist die Einnahme erlaubt. Diese gesetzlichen Änderungen haben dazu geführt, dass der Konsum von Cannabisprodukten in den USA von 2007 bis 2015 um 43 Prozent gestiegen ist. Geschätzt fast 14 Prozent der Erwachsenen haben in diesem Zeitraum Hanfdrogen zu sich genommen.

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