Lawine von Maßnahmen

Absolut nicht harmlos: Kärnten kämpft gegen Masern

Kärnten
14.04.2019 06:00

Derzeit häufen sich Masernfälle dramatisch. In Kärnten löste die Krankheit eine Lawine von Maßnahmen aus. Busse fuhren nicht, Schule sperrte zu, Sportbewerbe wurden abgesagt.

Als in beinahe allen Bundesländern heuer die Masern für Verunsicherung sorgten, erreichte das Virus Kärnten nicht. Bis Anfang April. Und der erste Fall löste gleich eine Lawine von Maßnahmen aus: Ein Busfahrer der Stadtwerke Klagenfurt erkrankte am 3. April, vermutlich hatte er sich bei der Arbeit angesteckt, und das Virus weitergegeben: Zwei Fahrgäste bekamen den Ausschlag, ebenso eine Mitarbeiterin eines Supermarktes in Ferlach.

Vier Masernfälle – drei Erkrankte werden stationär betreut – sind derzeit gemeldet. Um die Zahl einstellig zu halten, wurde zu starken Maßnahmen gegriffen: Alle Busse wurden sofort gestoppt und desinfiziert, der Impfstatus jedes Lenkers wurde überprüft. Indessen lag der Buslinienverkehr in der Landeshauptstadt für mehrere Stunden lahm.

Schule vorübergehend geschlossen
Zahlreiche Verdachtsfälle tauchten auf: Sieben U15-Spieler des Vereines SV Donau werden untersucht. Das Training wurde vorerst eingestellt, Spiele wurden abgesagt. Trainingsfrei haben auch die Nachwuchseishockeyspieler des KAC, nachdem ein Zehnjähriger über Symptome geklagt hat. Am Freitag wurde im Lerchenfeldgymnasium, das er besucht, nicht unterrichtet. U12-Mannschaften aus den Nachbarländern, gegen die der Bub zuvor gespielt hatte, wurden gewarnt. Am Samstag konnten zwei Verdachtsfälle bestätigt werden - insgesamt gibt es in Kärnten damit aktuell sechs bestätigte Masernerkrankungen und zwei Verdachtsfälle.

„Die Landessanitätsdirektion hat viele Maßnahmen angeordnet. Ob die Masernwelle gestoppt ist, kann man schwer sagen“, meint Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz: „Stadt und Land sollten jetzt die Maßnahmen analysieren, schauen, was wichtig, was vielleicht überzogen war.“

36 Masernfälle in der Steiermark
Die Maßnahmen-Lawine könnte verhindert haben, was in der Steiermark zu 36 Masernfällen geführt hatte: Ein Grazer (15) hatte aus dem Skiurlaub das Virus mitgebracht und in der Klinik Patienten angesteckt. Dutzende ungeimpfte Kinder durften wochenlang die Schule nicht besuchen.

Keine harmlose Kinderkrankheit
Das Masernvirus hat einen Vorteil: Es kann nur von Menschen auf Menschen übertragen werden. Das macht es ausrottbar. Dafür müsste sich aber jeder dagegen immunisieren lassen. Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfcheninfektion über kleinste Schleimabsonderungen beim Sprechen, Niesen oder Husten.

Je mehr Personen auf engstem Raum zusammenkommen, umso höher die Gefahr der Weitergabe, also etwa in Warteräumen, öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen oder Kindergruppen. Das Heimtückische daran ist, dass man bereits mehrere Tage vor Auftreten der ersten sichtbaren Symptome - typischer Hautausschlag mit hellroten, flächig ineinander fließenden Pünktchen, der hinter den Ohren beginnt und sich über das Gesicht auf den ganzen Körper ausbreitet - hoch ansteckend ist. Daher kann sich die Krankheit so rasant ausbreiten. In der Folge entwickelt sich die volle Ausprägung mit hohem Fieber, Erschöpfung, Schwellung der Lymphdrüsen, Kopf- und Bauchschmerzen.

Das Virus greift die Bindehaut der Augen an, verursacht Entzündung und Lichtempfindlichkeit. Auch Keimdrüsen, Mittelohr und Atemwege können beeinträchtigt sein. Unfruchtbarkeit, Schwerhörigkeit, Erblindung, Lungenentzündung drohen. Bis zu einem Drittel aller Patienten bedürfen Spitalsbetreuung, da das Virus das Immunsystem angreift und zu einer „Superinfektion“ führen kann. Die Körperabwehr lässt sich monate- bis jahrelang vom Organismus nicht gänzlich wiederherstellen, man bleibt anfälliger für andere Krankheitserreger.

Kinderarzt Dr. Rudolf Schmitzberger aus Wien von der Österreichischen Ärztekammer warnt daher davor, die Gefahr zu unterschätzen, vor allem auch bei Erwachsenen: „Diese Erkrankung kann häufig schwer, manchmal sogar tödlich verlaufen.“ Er plädiert daher nicht nur für die Impfung als Risikovermeidung, sondern hält auch den Nachweis eines aufrechten Impfschutzes bereits vor dem Eintritt in Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen sowie Universitäten für sinnvoll.

Christina Natascha Kogler und Karin Podolak, Kronen Zeitung

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