Wirbel bei der Post

Kahlschlag bei Mitarbeitern – mehr Geld für die Bosse?

Österreich
17.03.2010 12:36
Rund um die Post gibt's erneut Wirbel: Wie Post-Chef Georg Pölzl am Dienstag erklärte, setzt das Unternehmen den Abbau seiner Mitarbeiter auch 2010 fort. Im Vorjahr wurden 1.081 Stellen gestrichen, heuer sollen es bis zu 900 sein. Der Großteil davon soll durch natürliche Fluktuation ausscheiden, ein Teil soll in den Verwaltungsapparat der Polizei wechseln. Doch trotz des rigiden Sparkurses hat der Aufsichtsrat eine saftige Lohnerhöhung für seine Mitglieder beschlossen.

Derzeit befinden sich etwa 150 Postler bei der Polizei, rund 500 Beschäftigte sind im "Karriere- und Entwicklungscenter" (KEC) freigestellt, wovon mehr als die Hälfte gelegentlich Arbeit hat. Detail am Rande: Im Geschäftsbericht 2009 wird dieses KEC als "die New Placement-Einheit der Österreichischen Post" bezeichnet. Von den rund 21.000 Postlern in Österreich ist etwas mehr als die Hälfte beamtet und daher unkündbar. Der Sozialplan der vergangenen Jahre soll angepasst weiterlaufen, erklärte Pölzl bei der Bilanzpressekonferenz.

Post-Aufsichtsräte sollen mehr Geld bekommen
Während die Post also Mitarbeiter abbaut und neue Beschäftigte zu einem günstigeren Kollektivvertrag einstellt, scheint sich dieser Sparkurs noch nicht ganz bis in den Aufsichtsrat durchgesprochen zu haben. Der hatte nämlich in seiner letzten Sitzung eine kräftige Erhöhung der eigenen Vergütungen auf der Tagesordnung: Demnach soll ÖIAG-Chef Peter Michaelis als Aufsichtsrats-Präsident z. B. durch Einführung einer neuen Prämie schon im Nachhinein für 2009 rund 45.000 Euro statt bisher 29.000 Euro kassieren. Auch sein Stellvertreter Rainer Wieltsch und die anderen Mitglieder würden einige Tausender mehr bekommen.

Diese ungewöhnliche Erhöhung der Vergütung wurde im Aufsichtsrat mit 7:5 Stimmen abgesegnet. Als Argument hieß es, dass "auch andere große Unternehmen mehr zahlen". Zudem hielt die ÖIAG fest, dass eine Anhebung des Aufsichtsrats-Entgelts von Michaelis nicht ihm selbst zugutekomme, sondern per Gesetz an die ÖIAG abgeführt werde.

Die vier Betriebsräte und ein Kapitalvertreter jedenfalls stimmten gegen höhere Gagen. Offiziell beschließen kann das aber nur die nächste Hauptversammlung der Post. Damit es dazu nicht kommt, sollen Belegschaftsvertreter nun den Finanzminister und den Kanzler informiert haben.

Auch in der ÖVP stößt der Plan der Post-Aufsichtsräte nicht auf Sympathie. Generalsekretär Fritz Kaltenegger hat dafür "überhaupt kein Verständnis" und "geht davon aus", dass die Gremien der Post "das abschmettern". Auch die Öffentlichkeit generell und die Post-Mitarbeiter im Speziellen hätten angesichts des geplanten Mitarbeiterabbaus und des schlechteren Ergebnisses dafür kein Verständnis. Er fordert aber auch von Michaelis selber einen Verzicht auf die Erhöhung: "Ich gehe davon aus, dass der Aufsichtsratsvorsitzende weiß, was dieses Signal bedeutet und seinen Vorschlag zurückzieht". Kaltenegger hat seinen Vorstoß "mit dem Finanzminister beraten".

Anteil der Post-Partner soll weiter ausgebaut werden
Indes erwartet sich Post-Chef Pölzl heuer vor allem im Filialnetz einen Personalabbau - der Anteil der Post-Partner (Kaufhäuser, Gemeindeämter, etc.) soll weiter ausgebaut werden. Hier gebe es auch reges Interesse vonseiten der ländlichen Kaufmannschaft. Auffallend ist: Die Produkte, die nur im klassischen Postamt angeboten werden (Finanzdienstleistungen, Handelswaren), mussten deutlich geringere Einbußen hinnehmen als Brief und Paket.

Ein zweischneidiges Schwert bleibt das Internet. Einerseits verringern E-Mails das Briefaufkommen, andererseits erhöht Online-Shopping den Paketumsatz. "Wir haben beim Privatkundenpaket ein stabiles Wachstum", so Pölzl. Wie überhaupt die Post ein "ordentliches Ergebnis" präsentiert habe. "Unsere Einsparungsanstrengungen haben gefruchtet", betonte Pölzl.

Zufrieden zeigte er sich auch mit dem Auslandsgeschäft. Die Post besitzt 19 operative Auslandsgesellschaften in elf Ländern, die mittlerweile 800 Millionen Euro Umsatz machen. Sorgenkinder seien die trans-o-flex, die meiller direct und Rhenus - an Verkäufe sei aber nicht gedacht. Konkrete Pläne für Zukäufe gebe es auch nicht, man schaue sich aber immer um, so Plölzl.

Bisherige Sonderdividende von 1 Euro je Aktie entfällt
Die Post, an der der Staat noch 52 Prozent hält, wird heuer eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie ausschütten. Dies entspricht dem Vorjahreswert und liegt minimal über der Dividende 2007 - allerdings wurde 2007 und 2008 zusätzlich eine Sonderdividende von 1,00 Euro je Aktie ausgegeben. Die Dividendenpolitik sei aber weiterhin "sehr attraktiv", betonte Pölzl. Der fünfköpfige Vorstand der Post AG erhielt 2009 eine Vorstandsvergütung von 3,4 Millionen Euro.

von Manfred Schumi (Kronen Zeitung) und krone.at

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