Deutsche alarmiert

Seit 2010 13 islamistische Anschläge verhindert

Ausland
10.04.2019 09:50

Der Terrorangriff mit einem Lkw auf den Weihnachtsmarkt in Berlin im Dezember 2016 mit zwölf Toten ist das bisher verheerendste islamistische Attentat auf deutschem Boden - dass es aber zahlreiche Versuche gab, mit Terror einen ähnlich hohen Blutzoll zu erreichen, ist nun bekannt geworden. Laut dem Bundeskriminalamt konnten die deutschen Behörden seit 2010 13 Anschläge verhindern. Dazu zählen Sprengstoffanschläge sowie Schusswaffenattentate.

Unter anderem seien in Düsseldorf, Bonn, Köln, Chemnitz, Ludwigshafen, Schwerin, Niedersachsen, Karlsruhe und im Raum Frankfurt islamistische Anschläge geplant gewesen, berichtete die „Rheinische Post“. Im Bundesland Nordrhein-Westfalen hätten fünf der 13 verhinderten Anschläge stattfinden sollen. In der Liste des BKA stünden sowohl der missglückte Bombenanschlag auf den Bonner Hauptbahnhof im Jahr 2012 als auch das vereitelte Attentat auf den Vorsitzenden der rechtsextremen Splittergruppe „Pro NRW“.

Lebenslange Haftstrafe für Anschlagsversuch am Bonner Hauptbahnhof
Im Dezember 2012 wurde im Bonner Hauptbahnhof ein Sprengsatz gefunden. Die in einer Sporttasche entdeckte Bombe wurde wohl ausgelöst, detonierte aber nicht. Im März 2013 wurden vier Verdächtige festgenommen, die einen Anschlag auf den „Pro NRW“-Chef geplant haben sollen. Einer von ihnen soll die Bombe in Bonn deponiert haben. Ein damals 29-Jähriger wurde im April 2017 zu lebenslanger Haft verurteilt, drei weitere islamistische Terroristen wurden wegen Beteiligung an einem Mordkomplott gegen einen rechtsradikalen Politiker zu Haftstrafen zwischen neuneinhalb und zwölf Jahren verurteilt.

Im April 2011 nahmen Ermittler in Düsseldorf drei mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder fest, die einen Sprengstoffanschlag in Deutschland geplant haben sollen. Im Dezember desselben Jahres wird in Bochum ein viertes mutmaßliches Mitglied der sogenannten Düsseldorfer Zelle gefasst. Die vier Männer wurden Ende 2014 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Möglichst hohe Opferzahl durch Sprengstoff und Schusswaffen
Auch bei den weiteren geplanten Attentaten hätten die Täter Sprengstoff oder Schusswaffen benutzen wollen, um eine möglichst hohe Opferzahl zu erreichen. Auch sei geplant gewesen, in den Jahren 2016 und 2017 Bundeswehrsoldaten zu töten - doch wo diese Angriffe stattfinden hätten sollen, ist nicht bekannt. Auch berichtete die Zeitung unter Berufung auf das Bundeskriminalamt von Festnahmen wegen des „Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ - Details dazu gibt es offiziell aber nicht.

Hoch verdächtige Gruppe auf freiem Fuß
Die Zeitung spekuliert, dass es sich dabei um die kurzzeitigen Festnahmen von elf Personen Ende März im Rahmen eines Anti-Terror-Einsatzes handeln könnte. Die Ermittlungen in diesem Fall laufen wegen ebenjenes Verdachts - doch bisher fehlen den Behörden konkrete Beweise. Sechs dieser elf Männer stünden derzeit ganz oben auf der Liste zu überwachender Gefährder. Sie stammen aus Tadschikistan und würden beobachtet, sind aber auf freiem Fuß.

„Anschläge können von allen Seiten kommen“
„Alle Sinne sind geschärft“, zitiert die Zeitung „gut informierte Kreise“. Man habe alle bekannten Gefährder „im Blick“ und greife ein, sobald sich Hinweise auf einen Anschlag verdichten sollten. Grund für Entwarnung gebe es nicht: „Im Gegenteil“, so Michael Mertens, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in Nordrhein-Westfalen, „Anschläge können von allen Seiten kommen.“ Durch das „gute Zusammenspiel der beteiligten Behörden“ könne man „im richtigen Moment zuschlagen“.

Razzien in neun Bundesländern gegen islamistisches Netzwerk
So gab es am Mittwoch in neun Bundesländern Razzien gegen Einrichtungen eines islamistischen Netzwerkes (siehe Foto oben). 90 Objekte seien durchsucht worden. An der Spitze dieses Netzwerks stehen demnach die in Nordrhein-Westfalen ansässigen Vereine WWR Help und Ansaar International. Ansaar hat seinen deutschen Hauptsitz in Düsseldorf. Es gebe Anhaltspunkte, dass die Organisationen von der radikalislamischen Palästinensergruppierung Hamas finanziell und propagandistisch unterstützt werden. Die USA, Israel und die EU haben die Hamas, die im Gazastreifen herrscht, als Terrororganisation eingestuft.

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