Für seine Kinder

Fitzek schreibt Anleitung zum Erwachsenwerden

Leben
17.04.2019 06:15

Ist das wirklich derselbe Mann? Jener Mann, der einen Axtmörder losschickt, um seine Opfer genüsslich zu killen? Der wie kaum ein anderer Horrorszenarien entwickelt, in denen selbst hartgesottene Ermittler das Gruseln lernen, in denen ein Psychopath auf Augen fixiert ist und selbige wie seltene Briefmarken sammelt?

In denen es kranke Bestrebungen gibt, die Menschheit gewaltig und gewaltsam zu reduzieren, um der Überbevölkerung Herr zu werden? Ja, es ist derselbe Mann, der jetzt seine sensible und empathische Seite zeigt, der sich tiefgründige Gedanken um seine drei Kinder macht und ihnen nichts anderes hinterlassen will, als seine humanistische Einstellung zum Leben, die absolut nichts mit den literarischen Geburten seiner überbordenden Fantasie zu tun hat: Sebastian Fitzek - der deutsche Thriller-König und Erzeuger künstlicher Albträume.

"Kompass für das große Abenteuer Leben“
Mit „Fische, die auf Bäume klettern“ - Titel seines ersten Sachbuchs und Auszug eines Zitats von Albert Einstein - will Fitzek nichts anderes, als seinen noch recht jungen Sprösslingen einen „Kompass für das große Abenteuer namens Leben“ (Untertitel) zu hinterlassen und sie dazu animieren, vor scheinbar Unmöglichem nicht zu kapitulieren. Und scheut dabei weder die große Sinnfrage noch die Preisgabe sehr persönlicher Informationen. Gut, seine Eloquenz und seine Extraversion sind bekannt, dennoch enthält dieses Buch mehr als Lippenbekenntnisse.

Durch seine Worte und zwischen den Zeilen offenbart der Berliner seine Einstellung zu sehr vielen Bereichen des Lebens - seine Einstellung wohlgemerkt, denn vermutlich nicht jeder wird oder würde ihm durchweg folgen. Sehr viele jedoch schon, und das liegt auch an der liebenswerten und humorvollen Präsentation dieser moralischen Hinterlassenschaft, die auf den erhobenen Zeigefinger gut verzichten kann.

Seine Frau Sandra gab den Anstoß hierzu - obwohl sie eigentlich ein klassisches Testament gemeint hatte. Mit Feuereifer habe er sich an die Arbeit gesetzt und doch fünf Jahre gebraucht, bis er mit der 18 Kapitel umfassenden Anleitung zum Erwachsenwerden zufrieden war, schreibt Fitzek, der auf eine unglaubliche Karriere zurückblicken kann: Mittlerweile gilt der studierte Jurist als erfolgreichster Thrillerautor Deutschlands, der längst auch im Ausland einen Namen hat.

Mit seinen abgefahrenen Storys polarisiert der 47-Jährige. Er hat eine riesige Fangemeinde, eckt andererseits aber nicht nur bei Kritikern heftig an. Was allgemein anerkannt wird, ist sein Vermögen, Spannung aufzubauen und zu fesseln. Was das Sachbuch betrifft: Na gut, für Spannung ist es nicht angelegt, fesselnd ist es allemal.

Auch Haltung zu Kritik gehört dazu
“(...) Kritik ist leider notwendig, denn Lobhudelei alleine bringt niemanden weiter. Und dennoch zählt Kritik zu dem Ballast, der euch das Leben schwerer machen kann, als es sein müsste“, schreibt er seinen Kindern. „Was auch immer ihr aus eurem Leben macht, es wird sich immer jemand finden, der es kritisiert.“ Aber: „In einem kritiklosen Vakuum zu leben, nur noch umgeben von Speichelleckern, führt zu Stillstand jeder sinnvollen Lebensreise.“

Für Schriftstellerkollegen und sich findet er im Fall niederschmetternder Verrisse tröstende Worte: „Du hast ein Buch geschrieben, der andere nur eine Kritik.“ Verrät er damit seine Befindlichkeit gegenüber negativen Kritiken? Gut möglich, aber Gelassenheit ist ihm dann wohl gleichermaßen eigen. Sein Fazit: Kritik kann hilfreich sein. Man muss damit leben und umgehen können.

Fitzeks Kompass für seine Kinder ist klar ausgerichtet - auf eine Reise durchs Leben. Oder viele kleine Reisen. Mit vielen kleinen und großen Regeln - oder besser Tipps. Außer dem Kompass benötigt man dazu Treibstoff. Und dieser besteht aus Träumen, das nötigste Gepäck aus Wissen und Fragen. Dann kommen der Aufbruch und die Freiheit aufzubrechen, einen Plan abzubrechen, neu zu beginnen, die Wahl der Weggefährten, der Umgang mit Schwellenhütern, Wegweisern und, und, und. Zu allem hat Fitzek seinen Kindern viel zu sagen. Er will ihnen Werte vermitteln. Und das tut er mit den besten Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen: seiner Fabulierkunst und vor allem seiner Liebe zum Nachwuchs.

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(Bild: kmm)



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