Der Funken Nacktheit

Seit 1971: Jeden Tag ein kleiner Skandal

60 Jahre
11.04.2019 05:53

„Ja dürfen die denn das überhaupt?“ An unserem täglichen Funken Nacktheit entzündete sich schon die eine oder andere hitzige Debatte. Doch selbstbewusste Frauen sind modern. Und das seit fast 50 Jahren.

Isabelle aus Deutschland isst Eis für gewöhnlich an heißen Tagen. Samantha aus England ist nun wirklich keine Frühaufsteherin. Und Eva aus Österreich? Duscht lieber, als dass sie badet.

Dass das Leben nicht nur aus wichtigen Nachrichten besteht, zeigt seit fast 50 Jahren das fast tägliche „Krone“-Pin-up-Girl auf Seite 11 plus/minus ein paar Seiten. Hitzige Debatten wurden über die leicht bekleideten Schönheiten geführt. Ist sie ästhetisches Stilmittel? Oder zeigt sie täglich ein überholtes Frauenbild? Tatsache ist: Die „Nackte“ gehört zur „Krone“, auch und gerade an Tagen, an denen die übrige Meldungslage düster ist. Und sie hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurückreicht.

Denn bereits ab 1907 wird es in der damaligen „Kronen Zeitung“ – lange vor ihrer Neugründung durch Hans Dichand – sinnlich. Mit groben, farblosen Strichen malt Zeichner Ladislaus Tuszynski „eine Frau, wie Gott sie erschuf“. Was heute keinen Volksschüler mehr beeindruckt, war damals neu – und verhalf Tuszynski zu weitreichender Prominenz. Bis zu seinem Tod sollte er noch rund 12.000 Illustrationen schaffen, darunter zahlreiche Plakate und Titelseiten für die damalige „Krone“.

Erst mehr als ein Vierteljahrhundert später wird 1933 erstmals eine Nacktfotografie in der „Krone“ erscheinen. Hedy Lamarr hieß die damals erst 17-jährige Schönheit, die am Beginn eines Lebens stand, das später sogar verfilmt werden sollte (siehe Kasten unten).

Nach dem Neustart der „Krone“ begann Gründer und Herausgeber Hans Dichand – einer Idee aus Großbritannien folgend – ab 1971 regelmäßig Pin-up-Mädchen abzudrucken. Anfangs züchtig in hochgeschlossenem Badeanzug, später offenherzig in … nichts. Dabei wurde die Seite schnell zum Treffpunkt weiblicher Inlands-Prominenz: Unvergessen „Josefine Mutzenbacher“-Darstellerin Christine Schuberth oder „Venusfalle“ Sonja Kirchberger, dazwischen Gastspiele von Pin-up-Legende Samantha Fox, die als erst 16-Jährige oben ohne in der britischen „Sun“ erschien.

Die „Nackerte“ in der „Krone“ blieb somit weiterhin Reizthema, wenngleich Auf- und Erregung abnahmen. Dies brachte unsere große Gerti Senger zu folgenden Sätzen: „Würde sich Schiller heute ein Mädchen der Seite 11 ansehen, würde er sich vor der Macht der Schönheit nicht mehr fürchten. Ganz im Gegenteil. Er würde sich darüber freuen, dass ein schönes Gesicht und ein entblößter weiblicher Körper nichts Vernichtend-Dämonisches sind, sondern ein positiver, gesellschaftsfähiger Reiz.“

Vom Nackt-Aufreger zur Mutter des WLAN: Hedy Lamarr
Es war DER Filmskandal der 30er-Jahre: Die blutjunge Wiener Schauspielerin Hedy Lamarr badet nackt in einem Weiher, auch die „Krone“ zeigt Bilder der pikanten Szenen. Lamarr sollte später für die Alliierten komplexe Funktechnik für Torpedos entwerfen und damit den Grundstein für WLAN, Bluetooth und die GSM-Technologie legen.

Paul Tikal

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(Bild: kmm)



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