Lokalaugenschein

Wenn Menschen plötzlich auf der Straße landen

Kärnten
08.04.2019 23:59

Obdachlosigkeit kann jeden treffen. Auch jene, von denen man es nie glauben würde: Lehrer, Immobilienmakler, Ärzte. Ein Schicksalsschlag - und plötzlich ist alles weg. Doch Betroffene müssen nicht auf der Straße landen. In der Caritas-Tagesstätte finden sie ein Zuhause. Ein Lokalaugenschein, der bewegt und berührt.

Es ist ein Tag wie jeder andere im Eggerheim in Klagenfurt. Und doch scheint es für die meisten von uns wie eine andere Welt.

Rund 60 Gäste sind an diesem Montag wieder zu Besuch. Sie kommen vorbei, um fernzusehen, Wäsche zu waschen oder auch einfach nur um sich zu duschen.

Und man staune: Viele von ihnen lächeln dankbar - als hätte es das Schicksal immer gut mit ihnen gemeint. Nur vor die Kamera wollen sie freilich nicht.

„Viele schämen sich für ihre Lebenssituation und verschweigen es oft sogar vor der eigenen Familie“, erzählt Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich, der aus Wien angereist ist. „Du kannst stolz sein auf dein Team. Sie kümmern sich wie die Weltmeister um uns“, sagt ein Besucher am Gang.

Einer von vielen, die einst mit beiden Beinen im Leben standen, ehe ein Schicksalsschlag alles zerstörte. Unter ihnen auch ehemalige Lehrer und Immobilienmakler.

Landau nimmt das Kompliment mit Freude auf: „Es ist schön, wenn wir die Menschen begleiten dürfen, damit sie wieder auf die Beine kommen.“ Ein Weg, der jedoch steinig und schwer ist.

Heimleiterin Katrin Starc: „Es kommen ständig neue Herausforderungen - wo man denkt, das gibt’s nicht. Wir spielen dann Feuerwehr. Etwa bei Amtswegen oder der Wohnungssuche.“

Eine Suche mit vielen Tücken: „Vielen kann man nicht einfach eine Wohnung geben. Die Gefahr ist groß, dass sie diese schnell wieder verlieren - weil sie es nicht mehr gewohnt sind, selbstständig zu leben“, erklärt der Kärntner Caritas-Direktor Josef Marketz.

Die Caritas bastle daher an einem Pilotprojekt: „Wir wollen ein Übergangswohnen aufbauen - wo wir die Menschen zwei bis drei Monate begleiten. Dazu brauchen wir aber Hilfe von Stadt und Land, allein können wir das nicht bezahlen.“

Und es braucht Freiwillige wie Judith. Eine Pensionistin, die freiwillig als Köchin aushilft, damit die Besucher etwas bekommen, das für sie längst nicht (mehr) selbstverständlich ist: eine warme Mahlzeit.

Christian Rosenzopf
Christian Rosenzopf
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