Experte gibt Einblick

Todesserie: So gefährlich ist die Arbeit im Wald

Steiermark
09.04.2019 07:30

Im Wald lauert die tödliche Gefahr! Immer wieder berichtet die „Steirerkrone“ über schwere Unglücksfälle bei der Forstarbeit. Alleine im Jahr 2019 kamen 19 Menschen in den heimischen Wäldern ums Leben, in der Steiermark waren heuer sieben Todesopfer zu beklagen. Experten gehen mit Demut an diese Arbeit heran.

Der Südsteirer Martin Ruckenstuhl hat Getreidemüller und Schmied gelernt, ehe er die Liebe zur Waldarbeit („Mein Opa hat mich früher immer mitgenommen“) entdeckte. Dass gerade in der Steiermark (bei Unfällen mit Todesfolge seit Jahren die Nummer eins in Österreich) so viele Tragödien geschehen, kann er durchaus nachvollziehen. „50 Prozent meiner Arbeit bestehen aus gefährlichen Aktionen. Einen Bauer, der heuer gestorben ist, habe ich vom Sehen her gekannt. Daran erinnert man sich.“

Der 31-Jährige selbst blieb von Verletzungen bisher verschont, auch weil er mit größtem Respekt an die Arbeit herangeht. „Kein Baum ist gleich, das muss jedem klar sein. Ich brauche auch für die Vorbereitungen auf das Fällen eine gute Stunde. Man muss das Gefahrengebiet abstecken, sich die näheren Bäume anschauen und Schutzbekleidung anlegen. Die Chance, dass man etwas abbekommt, ist 1:100 – aber wenn etwas passiert, dann ist es oft gleich ganz schlimm.“

Borkenkäfer könnte heuer zuschlagen
Dass das Thema Sicherheit noch nicht überall angekommen ist, erlebt Ruckenstuhl immer wieder. „Oft wollen die Bauern mithelfen und kommen dann mit der Latzhose zu der Baustelle. Denen sage ich, dass sie ohne Sicherheitsbekleidung nicht dabei sein können.“

An Aufträgen mangelt es dem Selbstständigen (jährlich schneidet er um die 3000 Festmeter Holz) nicht, heuer erwartet er sogar noch mehr: „Durch die lange Trockenheit im Süden kann es ganz leicht passieren, dass der Borkenkäfer heuer so richtig zuschlägt.“

Man muss Grenzen ziehen
Der Steirer weiß aber auch, dass gerade im Wald nicht alles machbar ist, man Grenzen ziehen muss: „Man muss sich dem Auftraggeber auch sagen trauen, wenn etwas nicht geht. Bevor ich mich umbringe, greife ich nichts an. Ein alter Holzfäller, der leider letztes Jahr verstorben ist, hat mich einmal gefragt: Wie viele Menschenleben ist ein Baum wert? Daran muss ich auch jetzt immer wieder denken.“

Alexander Petritsch
Alexander Petritsch
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