Europaweit gültig?

Sahra Wagenknecht liest der Linken die Leviten

Ausland
07.04.2019 16:14

Kurz vor ihrem Abschied als Parteichefin der Linken rechnet Sahra Wagenknecht mit ihren eigenen Parteifreunden ab: Die 49-jährige deutsche Top-Politikerin hält ihrer Fraktion vor, dass sie sich „von den ärmeren Schichten teilweise entfremdet“ habe, und sie warnt davor, „alle in die Nazi-Ecke zu stellen, die eine differenzierte Sicht auf Migration einfordern“. Manche der aufgezeigten Entwicklungen wären durchaus auch in linksorientierten Parteien in Österreich zu finden.

Den Bio-Laden könnten sich „nur Gutverdiener leisten“. Und wer „eine Wohnung in teurer Innenstadtlage bezahlen kann, hat es in der Regel auch leichter, den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad zu bewältigen“, sagte Sahra Wagenknecht in einem aktuellen Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Die Links-Politikerin analysierte in diesem Gespräch, woran ihre Partei derzeit scheitert: Die Linke habe sich „von den ärmeren Schichten teilweise entfremdet“. Und: „Linkssein heißt, soziale Missstände zu bekämpfen, und nicht etwa, einen bestimmten Lifestyle zu pflegen, der womöglich noch ziemlich elitär ist.“

Das auf Berlin bezogene Statement könnte auch in Wien Adressaten finden: Wer glaubwürdig gegen soziale Missstände ankämpfen will, den bringen eigene Luxus-Uhren, schmucke Partei-Mercedes-Busse, teure Gemälde und Bobo-Lifestyle nicht wirklich zurück ins Kanzleramt.

„Wer jeden ins Nazi-Eck stellt, stärkt rechte Parteien“
Klare Worte kommen von Sahra Wagenknecht auch zur Migrationsdebatte: „Wer jeden, der eine differenzierte Sicht auf die Migration einfordert, in die Nazi-Ecke stellt, begreift nicht, dass er genau damit die rechten Parteien stärkt.“ Und die Linke-Chefin, die am kommenden Parteitag nicht mehr bei der Wahl um diese Spitzenposition antreten wird, meint: Viele Menschen fühlten sich durch solche Debatten verächtlich gemacht. „Und wenn man ihnen immer wieder einredet, dass sie mit ihrer Meinung ,rassistisch’ seien, dann identifizieren sie sich irgendwann damit und wählen aus Wut tatsächlich die AfD."

Außerdem sei es „eine große Lüge, dass Armut in der Dritten Welt durch die Förderung von Migration bekämpft werden kann“. Wagenknecht: „Das Gegenteil ist der Fall. Denn es verlassen nicht die Ärmsten ihre Länder, sondern die Mittelschicht und die etwas besser Ausgebildeten.“ Das vergrößere noch die Not vor Ort, während Firmen in Europa billige Arbeitskräfte einstellen könnten.

Richard Schmitt
Richard Schmitt
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