Filzmaier im Studio

Peter Filzmaier: Sechs Jahrzehnte Höhen und Tiefen

60 Jahre
10.04.2019 16:21

60 Jahre und kein bisschen leise: Am 11. April 2019 ist die „Krone“ ganz genau 60 Jahre alt. Gerhard Koller und Politikwissenschaftler Peter Filzmaier analysieren anlässlich des Jubiläums der größten heimischen Tageszeitung zusammen sechs Jahrzehnte Höhen, aber auch Tiefen der „Krone“ - vom rasanten Aufstieg des Printprodukts bis zum digitalen Marktführer der Gegenwart.

Die Geschichte der „Krone“ ist schon eine unglaubliche Geschichte, sind sich Koller und Filzmaier einig. Binnen kürzester Zeit wurde sie nicht nur reichenweitenstärkste Tageszeitung Österreichs, sondern im Verhältnis zur Einwohnerzahl auch die reichweitenstärkste Zeitung der Welt.

Auf den Spuren des Erfolgs
Wie das möglich war? Für Medienexperten Filzmaier gibt es dafür mehrere Ursachen. So habe es sicher immer schon Versuche der Leserbindung gegeben, dies habe „schon bei der früheren ,Krone‘ vor dem Ersten Weltkrieg angefangen“, etwa mit Schatzsuche-Spielen. Weiterer Grund für das Erfolgsrezept: Die Vielfalt der „Krone“, berühmt-berüchtigt zum Beispiel die Nackte auf Seite 5, aber eben auch eine ausführliche Politik- und Wirtschaftsberichterstattung, wie Filzmaier hervorstreicht. Und natürlich das Format - das man auch heute noch in einer Hand halten kann.

Der Erfolg blieb, auch nachdem der „gestandene Journalist“ Hans Dichand und der „Werbefachmann“ Kurt Falk schließlich getrennte Wege gingen. Die Kombination der Stärken der beiden Männer, die nicht etwa durch eine Freundschaft aus jungen Tagen verbunden gewesen seien, sondern eher eine Zweckgemeinschaft darstellten, hatte das Blatt ganz nach oben geführt. So wurde man zum Beispiel für die Zeitungstaschen am Sonntag anfangs belächelt bis ausgelacht - bis die dann zum Riesenerfolg für die „Krone“ wurden. Als Kurt Falk dann in den 1980er-Jahren seine Anteile an der Zeitung verkaufte, gab es nach dem Ende einer Verbotsfrist mit „Täglich Alles“ plötzlich einen neuen Mitbewerber.

Einen Mitbewerber, der „allerdings dann endgültig alle Grenzen überschritten hat“, wie Filzmaier erklärt. Er erinnert sich an eine Schlagzeile zum damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil. Als dieser tragisch an einer Lungenentzündung erkrankt war, standen „in einer Buchstabengröße, die man nicht mal bei der Wiederkehr Christi verwenden sollte, auf der Titelseite ,IST ES AIDS?‘ und ähnliche Unappetitlichkeiten“, so der Politikwissenschaftler. Doch mit „Täglich Alles“ ist es nach einem kurzen Zwischenspiel im Internet nun schon länger vorbei.

Bruno Kreisky und die „Krone“
„In den 1970er-Jahren, Anfang der 80er-Jahre, da war die ,Krone‘ schon ganz, ganz stark und sehr dominant in ganz Österreich, Bruno Kreisky ebenfalls.“ Kreisky habe Koller zufolge auch gegolten, „als jener, der es als Erstes verstanden hat, mit den Medien ein gutes Verhältnis zu haben. Sozusagen Medienkanzler.“ Ein Verhältnis auf Augenhöhe, wie Filzmaier bestätigt. Kreisky sei demnach damals der erste Politiker gewesen, der sich mit den Medien und ihren Produktionsmechanismen auseinandergesetzt habe.

Was die „Krone“ und die Kampagnen betrifft, man denke etwa an Hainburg, Zwentendorf, Temelin, Mochovce, Gentechnik und viele, viele mehr, liefert die Analyse ein vielschichtiges Bild. Eine klare Position könne sicherlich kein Fehler sein, „wobei aber eine saubere Trennung von Bericht und Kommentar immer eingehalten werde muss“, so Filzmaier. Da müsse sich die „Krone“ dem Experten zufolge auch selbst an der Nase nehmen, „dass sie das nicht immer getan hat“. Fazit: Die „Krone“ handelt bei ihren Kampagnen aus ehrlicher Überzeugung gemischt mit „Da treff‘ ich die Stimmungslage und letztlich bringt mir das Leser“.

Ein breites Spektrum an Meinungen decke die Zeitung auf jeden Fall mit der Auswahl an Kolumnisten ab. Koller spricht hier von „kommentarhaft agierenden Kolumnisten“ und nennt Michael Jeannée, Wolf Martin, Günther Nenning, Staberl, Telemax und auch Kurt Krenn. Filzmaier ergänzt etwa auch den Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn.

Das richtige Gespür für die Leser
Breit auch die Front der Kritiker der „Krone“, vom damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) über Haider-Vertraute und spätere Parteigründerin Heide Schmidt (Liberales Forum), dem streitbaren Burgtheater-Chef Claus Peymann zu Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) und dem früheren steirischen Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ). Die Rechnung konnte bei solchen Konflikten oftmals „für beiden Seiten aufgehen“, merkt Filzmaier an. Was Gründer Hans Dichand in seinen „50 Jahren im Vorhof der Macht“ bzw. die „Krone“ stets bewiesen haben, ist das richtige Gespür für die Leser.

Und was schätzt Peter Filzmaier an der „Krone“? Die professionelle Zusammenarbeit, „noch nie hat es Einfluss gegeben, auf was ich schreibe, auch nicht beim Titel“, so der Experte. „Mit den Menschen da kommunizieren, wo sie sind“, das tue er in der „Krone“.

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(Bild: kmm)



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