Psychiatrischer Check

Tarrant schweigt bei Gerichtstermin: Prozessfähig?

Ausland
05.04.2019 08:18

Brenton Tarrant, der mutmaßliche Attentäter von Christchurch, soll psychiatrisch untersucht werden. Damit soll geklärt werden, ob dem 28-jährigen Rechtsextremisten aus Australien überhaupt der Prozess gemacht werden kann. Tarrant, der bei der Anhörung am Freitag - drei Wochen nach dem Massaker in zwei Moscheen der neuseeländischen Stadt - schwieg, droht wegen 50-fachen Mordes lebenslang Gefängnis.

Zu der Anhörung erschien der ehemalige Fitnesstrainer nicht - wie eigentlich üblich - persönlich im Gerichtssaal, sondern wurde per Video-Übertragung zugeschaltet. Tarrant sitzt in Auckland - etwa 1000 Kilometer entfernt von Christchurch - im einzigen Hochsicherheitsgefängnis des Landes in Untersuchungshaft. Er trug während der Schalte graue Anstaltskleidung und Handschellen. Die etwa 30 Minuten dauernde Anhörung verfolgte er schweigend. Er zeigte auch keine Emotionen.

Doch Anwälte an Tarrants Seite
Obwohl es zunächst geheißen hatte, Tarrant würde sich selbst verteidigen, vertraten ihn die beiden Anwälte Shane Tait und Jonathan Hudson. Auf die Unterstützung eines ersten Pflichtverteidigers hatte er kurz nach seiner Festnahme verzichtet. Im Gerichtssaal saßen auch zahlreiche Angehörige von Todesopfern. Rund um das Gebäude war die Polizei stark präsent. Zwischenfälle gab es keine.

Psychiatrisches Gutachten „völlig normaler Schritt“
Richter Cameron Mander ordnete eine psychiatrische Untersuchung an. In Neuseeland ist dies in solchen Fällen ein gängiges Verfahren. „Das ist ein völlig normaler Schritt. Man sollte da nichts hineinlesen“, sagte er. Der Richter trat damit Befürchtungen entgegen, dass Tarrant wegen Zweifeln an seinem Geisteszustand um einen Prozess herumkommen könnte. Einen Termin für einen Prozess gibt es noch nicht. Der nächste Gerichtstermin mit Tarrant wurde auf den 14. Juni festgesetzt.

50-facher Mord, versuchter Mord in 39 Fällen
Drei Wochen nach dem Anschlag wurde auch die Anklagepunkte verlesen. Der Vorwurf lautet auf 50-fachen Mord und versuchten Mord in 39 Fällen. Immer noch müssen 16 Verletzte wegen ihrer Schusswunden in Krankenhäusern behandelt werden. Eine Person ist nach Klinik-Angaben immer noch in kritischem Zustand.

Massaker mit Helmkamera live ins Internet gestreamt
Der Attentäter hatte große Teile der Tat mit einer Helmkamera über Facebook live ins Internet übertragen. Auszüge aus dem etwa 17-minütigen Video kursieren immer noch - obwohl Facebook allein in den ersten 24 Stunden mehr als 1,5 Millionen Videos löschte. Zuvor hatte Tarrant ein Pamphlet mit rechtsradikalen und rassistischen Parolen ins Internet gestellt und auch per Mail verschickt. Im Nachbarland Australien beschloss das Parlament am Donnerstag, dass Internet-Unternehmen, die Videos von Terrorangriffen verbreiten, mit hohen Geldstrafen und deren Manager sogar mit Haft bestraft werden können.

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