krone.at Logo
camera_altSubtile BotschaftenTelekombehörde warntHohe Töne erzeugt„Lernsieg“ im VisierStreit um Bonus
Digital > Web
03.04.2019 14:44

Subtile Botschaften

IS-Propaganda: So werden Jugendliche geködert

  • (Bild: APA/AFP, Generation Islam, krone.at-Grafik)

Provokante Videos, Anleihen aus Comics und Computerspielen, subtile Hassbotschaften: Islamistische Gruppen ködern Kinder und Jugendliche in beliebten Messenger-Diensten und sozialen Netzwerken. Wie ein aktueller Bericht zu Islamismus im Netz zeigt, greifen sie dabei gezielt jugendkulturelle Debatten auf und docken ihre Propaganda daran an.

Artikel teilen
Kommentare
0

Mit „cool“ gestalteten und teils provokanten Aussagen wollen Islamisten auf Jugendliche attraktiv wirken und sie zum Teilen oder Liken ihrer Beiträge animieren, heißt es in dem Bericht „Islamismus im Netz 2018“, den das Kompetenzzentrum jugendschutz.net am Dienstag in Berlin vorstellte. Offensichtliche dschihadistische Propaganda, wie etwa drastische Videos von Hinrichtungen oder Folterungen, seien zurückgegangen. Der IS greife nun zu subtileren und lebensnahen Botschaften, die das Gefährdungspotenzial kaum verringern, heißt es.

„Islamistische Gruppen ködern Kinder und Jugendliche mit provokanten Videos, Anleihen aus Comics und Computerspielen oder mit subtilen Hassbotschaften. Sie geben sich harmlos, nutzen gesellschaftliche Debatten als Einfallstor und kaschieren den extremistischen Kontext. Besonders empfänglich sind die Jugendlichen, die selbst Diskriminierung erfahren haben, sich ausgegrenzt und benachteiligt fühlen“, so die deutsche Bundesjugendministerin Franziska Giffey anlässlich der Vorstellung des Berichts. Etwa wurde das Logo des Spielfilms „Marvel’s The Avengers: Infinity War“ verfremdet und so eine demokratiefeindliche Haltung propagiert.

  • (Bild: hass-im-netz.info)

Özil-Kampagne
Experten wissen: Oft gelingt es Dschihadisten, junge Menschen durch Postings zu unverfänglichen Themen wie Alltagsrassismus oder Diskriminierung auf islamistische Profile zu locken, wie eine Kampagne nach dem Rücktritt des türkischstämmigen Fußballers Mesut Özil aus dem deutschen Nationalteam zeigt. Damit habe der IS versucht, an den Diskriminierungserfahrungen insbesondere muslimischer Jugendlicher anzudocken.

  • Debatte um Mesut Özil: Islamisten greifen Themen auf, die junge Menschen emotional bewegen.
    Debatte um Mesut Özil: Islamisten greifen Themen auf, die junge Menschen emotional bewegen.
    (Bild: Facebook, Generation Islam)

Zielgruppenorientierte Aufrufe
Bilder und Videos werden im Netz mittlerweile systematisch verbreitet und zielgruppenspezifisch aufbereitet. Richtet sich Propagandamaterial an Mädchen oder Buben, dann sind die gezeigten Personen in der Regel entsprechend Frauen oder Männer, so der Bericht. Beispielsweise werde der weiblichen Zielgruppe in einem Propagandafilm vermittelt, dass die von ihnen verübte Gewalt im Namen des IS legitim und erstrebenswert sei. Das sonst häufig propagierte Rollenbild als Hausfrau und Mutter wurde damit einmal mehr um das der Kriegerin erweitert, heißt es weiter.

  • Frauen werden als Kämpferinnen gezeigt, auch, um junge Männer zum Dschihad zu bewegen.
    Frauen werden als Kämpferinnen gezeigt, auch, um junge Männer zum Dschihad zu bewegen.
    (Bild: Telegram)

„Ideales Rekrutierungsfeld“
„Für islamistische Akteure sind Instagram, YouTube und Telegram ein ideales Rekrutierungsfeld“, sagt Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net. Zwar sei ein Rückgang von strafbaren Angeboten festzustellen, das Gefährdungspotenzial für junge Nutzer habe sich aber kaum verringert. „Die mobile Nutzung dieser Dienste gehört für Kinder und Jugendliche zum Alltag, sodass sich die Ansprache leicht außerhalb der Einflussräume von Eltern oder Bezugspersonen vollziehen kann.“ Strategie der Extremisten ist es demnach, „über jugendkulturelle Phänomene einen niedrigschwelligen Zugang zur islamistischen Weltanschauung zu schaffen“.

  • (Bild: hass-im-netz.info)

Glorifizierung des Dschihad
Für den Bericht hat jugendschutz.net insgesamt 19.200 Angebote mit islamistischen Inhalten gesichtet. In 649 Beiträge in sozialen Medien wurden insgesamt 872 Verstöße gegen jugendschutzrechtliche Bestimmungen festgestellt und untersucht. Zu 56 Prozent bezogen sich die Verstöße auf Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. In 20 Prozent der Fälle ging es um Kriegsverherrlichung, zum Beispiel in Form der Glorifizierung des Dschihad. In 14 Prozent der Fälle wurde die Menschenwürde verletzt, beispielsweise durch Leidensdarstellung von Kriegsopfern, und in sechs Prozent der Fälle ging es um Gewaltdarstellungen wie Hinrichtungs- oder Foltervideos.

In 82 Prozent der 2018 entdeckten Fälle sei eine Löschung oder Sperrung seitens jugendschutz.net erreicht worden. Hohe Lösch- oder Sperrquoten erreichten vor allem YouTube (99 Prozent der beanstandeten Inhalte) und Instagram (98 Prozent), gefolgt von Facebook (82 Prozent), wo die meisten Angebote und Verstöße registriert wurden.

Anleitung für „heimischen Kampf“
Deutlich geringer war die Erfolgsquote bei Telegram, das sich zu einem der wichtigsten Verbreitungswege für islamistische Propaganda entwickelt habe. Über den Messenger-Dienst seien 2018 auch konkrete Anleitungen für den „heimischen Kampf“ verbreitet worden, beispielsweise zum Bau von Bomben oder zum Verüben von Anschlägen.

  • (Bild: hass-im-netz.info)

Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz, fordert daher, islamistische Propaganda im Internet auf mehreren Ebenen zu bekämpfen. „Geltendes Recht muss effektiv durchgesetzt, also Verstöße geahndet und Täter belangt werden. Parallel ist es notwendig, junge Menschen zu stärken und Erziehungsverantwortlichen Instrumente für die Medienbildung an die Hand zu geben.“

Einfache Schwarz-Weiß-Antworten
Religion steht bei der Radikalisierung jedenfalls „nicht immer im Vordergrund“, wie Götz Nordbruch, Co-Geschäftsführer des Vereins Ufuq gegen islamistische Radikalisierung im Netz, erläutert. „Oft geht es auch um Fragen von Identität, Gemeinschaft, Geschlechterrollen oder Gerechtigkeit, auf die Jugendliche hier einfache Schwarz-Weiß-Antworten bekommen.“ Präventionsarbeit ziele daher darauf ab, Jugendliche zu bestärken, „um für sich eigene Antworten auf diese Fragen zu finden“.

 krone.at
krone.at
(Bild: YouTube.com/Julien Bam)
Julien Bam & Co.
Das sind die beliebtesten YouTube-Videos 2019
(Bild: AP)
Förderungs-Boykott
Huawei erhebt wieder Klage gegen US-Behörden
(Bild: Instagram, krone.at-Grafik)
Wird nicht überprüft
Instagram fragt neue User ab jetzt nach dem Alter
(Bild: Huawei, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
Keine neuen Verträge
5G-Ausbau: Deutsche Telekom wartet wegen Huawei ab
(Bild: APA/AFP/APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULLIVAN)
„Falscher Ansatz“
TikTok gibt Diskriminierung behinderter Nutzer zu
Ähnliche Themen:
Mesut Özil
Berlin
InstagramYouTube
ComputerspielIslamistenDschihadisten
Top-3
(der letzten 72 Stunden)

Gelesen

Kommentiert
1
Welt
Mutter erhängte ihre Kinder mit Leine im Keller
272.672 mal gelesen
(Bild: Berks County DA's Office, kameraone, krone.at-Grafik)
2
Österreich
Ibiza-Lockvogel tappte selbst in eine Video-Falle
168.695 mal gelesen
Society-Girl und Maklerin Irena Markovic (2.v.r.) filmte den schönen Ibiza-Lockvogel (ganz rechts) heimlich. (Bild: Puls 24, zVg, krone.at-Grafik)
3
Österreich
Ibiza-Affäre: Das erste Foto des Lockvogels!
143.756 mal gelesen
(Bild: zVg, krone.at-Grafik)
1
Wien
Erster IS-Kämpfer verliert die Staatsbürgerschaft!
1058 mal kommentiert
(Bild: youtube.com, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
2
Österreich
Fotos von Geld-Taschen in Straches Ermittlungsakt
1057 mal kommentiert
Diese Bilder sollen Sportasche und Rucksack voller Geldbündel in Straches ehemaligem Dienstauto zeigen. (Bild: Ö1)
3
Österreich
Schon zehn FPÖ-Gemeinderäte auf Straches Seite?
724 mal kommentiert
Heinz-Christian Strache wenige Minuten bevor er am 1. Oktober seinen Abschied aus der Politik verkündete. (Bild: APA/HANS PUNZ)
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).

Newsletter
Wien
Eingeloggt als
Profil-Verwaltung
Desktop Version Werbung Impressum
Datenschutz Offenlegung Print
Das Logo der Kronen Zeitung
oder
account_circle
lockvisibility
Sie haben noch kein Konto?
oder
email
account_circle
lockvisibility
lockvisibility
Sie haben schon ein Konto?
Passwort zurücksetzen
account_circle
Zurück zur
Neues Passwort festlegen
lockvisibility
lockvisibility

Um Ihre Registrierung abzuschließen, wählen Sie bitte einen Benutzernamen!

account_circle
account_circle
lockvisibility
Nachrichten aus meinem Bundesland
Um unsere Leser näher an den Ort des Geschehens zu bringen, rücken wir regionale Inhalte noch weiter in den Vordergrund. Durch die Angabe Ihres Bundeslands geben Sie uns die Möglichkeit, Ihr Leseerlebnis nachhaltig zu steigern und Sie mit lokalen Nachrichten zu versorgen.
Bundesland auswählen:
krone.at Logo

Wir benötigen Ihr Einverständnis, um Ihnen auch weiterhin vollen Zugriff auf unser Angebot zu ermöglichen.

Darstellung externer Inhalte

Um Ihnen redaktionelle Inhalte detailliert und umfangreich aufzubereiten und so Ihr Leseerlebnis zu verbessern, nutzen wir Beiträge aus sozialen Netzwerken (z. B. Facebook) und anderen Applikationen (z. B. Google Maps).

Darstellung personalisierter Inhalte

Durch die Nutzung von Cookies, JavaScript und ähnlichen Technologien haben wir mit unseren qualifizierten Partnern die Möglichkeit, Ihnen personalisierte Werbung zu zeigen.

Sollten Sie die Verarbeitung Ihrer Daten reduzieren wollen, können Sie uns auch als ePaper oder Printausgabe lesen. Weiter zum Abo-Shop.

Nähere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzinformation und den Cookie-Informationen.