Sicher im Netz

„Kinder nicht mit dem Internet alleine lassen“

Leben
08.05.2019 06:10

Polizist und Gewaltpädagoge Alex Geyrhofer schrieb einen neuen Ratgeber, wie Groß und Klein gemeinsam die Gefahren der Online-Welt bewältigen können

Niemand lässt sein Kind ohne Helm und Protektoren heutzutage noch Ski- oder Radfahren. Aber im Internet werden die Kinder alleine gelassen - obwohl die Online-Gefahren oft ärger sind„, sagt Alex Geyrhofer (55) aus Oberösterreich, selbst vierfacher Vater, Polizist, Diplomsozialpädagoge, Gewaltpädagoge, interkulturellen Konfliktmanager und Peersupportbeamter der Polizei. Von 2011 bis Mitte 2017 war er Projektleiter des Projektes “Click & Check„. Geyrhofer möchte mit seinem 146 Seiten starken Buch “Kindersicher im Internet" Eltern und Lehrern einen praxisnahen Ratgeber zur Verfügung stellen, wie man mit den digitalen Gefahren umgehen und die Kinder davor schützen kann.

Oftmals fehlt es an der Medienkompetenz
„Ich habe Hunderte Elternabende gehalten, war immer wieder erstaunt, wie wenig Medienkompetenz viele Eltern und auch Lehrer besitzen. Ich hatte viele dabei, die wussten nicht einmal, wie man über Whats-App oder Facebook kommuniziert“, erzählt Geyrhofer, warum er Handlungsbedarf sieht. Er möchte mit seinem Ratgeber einerseits den Eltern die Angst vor der digitalen Welt nehmen, andererseits ihnen quasi auch einen Schubs geben, damit sie es sich aus Bequemlichkeit nicht zu einfach machen.

„Als Erziehungsberechtigter habe ich einfach die Verantwortung für meine Kinder. Ich darf die Kinder nicht einfach mit dem Internet alleine lassen. Wenn ich keine Medienkompetenz habe, dann muss ich sie mir aneignen. Ohne wird es nicht gehen“, macht Geyrhofer konsequent deutlich. „Wenn ich im richtigen Leben die Kinder an der Hand nehme und mit ihnen über die Straße gehe, dann muss ich dasselbe mit ihnen auch am Datenhighway machen“, versinnbildlicht Geyrhofer, worum es geht.

Reale Fälle illustrieren, wie die Täter vorgehen
In seinem Ratgeber schildert der Experte reale Fälle aus dem deutschsprachigen Raum, zeigt, wie Täter arbeiten. Und erklärt auch, wie man vorbeugend wirken kann, worauf man die Kinder sensibilisieren soll.

Polizei ist im Notfall Freund und Helfer
Was soll man im Worst Case tun, wenn’s schon brennt? Alex Geyrhofer nennt kompetente Ansprechpartner, zeigt, welche Netzwerke es gibt und sagt: „Viele haben Angst, sich an die Polizei zu wenden. Aber unsere Präventivbeamten sind top ausgebildet und bestens vernetzt. Wenn einer selbst nicht helfen kann, weiß er, wer es kann.“

Interview mit Christine Winkler-Kirchberger
Die Kinder- und Jugendanwältin des Landes OÖ (KiJA), weiß, welche digitalen Gefahren Kindern drohen.

„Krone“: Die Gefahren im Internet sind auch in der Kinder- und Jugendanwaltschaft ein Dauerthema.
Christine Winkler-Kirchberger: Kinderrechte wie das Recht auf Schutz vor Gewalt sind eine Querschnittsmaterie, die alle Bereiche unserer Gesellschaft umfasst. Die Lebenswelt der Kinder spielt sich eben zum Teil auch in der digitalen Welt ab.

Das Tempo der Veränderungen ist enorm.
Ich finde den Ansatz von Alex Geyrhofer, dass die Eltern die Kinder im Internet begleiten müssen, für richtig und wichtig. Eltern müssen sich einfach für ihre Kinder interessieren. Wenn sie Interesse signalisieren, dann schafft das auch Vertrauen.

Gegenseitiges Vertrauen ist das Wichtigste.
Kinder sind im Internet immer wieder mit erschreckenden Inhalten konfrontiert, da brauchen sie einfach Vertrauenspersonen, mit denen sie darüber reden können. Auch wir, die Kinder- und Jugendanwaltschaft, sind eine viel genutzte Anlaufstelle.

Mit dem Älterwerden dreht sich die Sache.
Ja, weil Jugendliche oftmals eine wesentlich höhere Medienkompetenz als ihre Eltern haben, weil sie ja digital aufwachsen. Durch die vielen Aufklärungsprojekte in der Schule sind Jugendliche oftmals wesentlich vorsichtiger im Umgang mit sozialen Medien als ihre Eltern und Großeltern.

Daten und Fakten
Laut Statistik Austria waren im Vorjahr 89 Prozent der Haushalte bundesweit mit einem Internetzugang ausgestattet. Einer deutschen Studie zufolge verbringen Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen zwölf und 25 Jahren durchschnittlich 22 Stunden pro Woche online. Mit mehr als 77 Prozent ist das Smartphone der von den Jungen am häufigsten genutzte Zugangsweg ins Internet. Draußen spielen, Freunde treffen und fernsehen - das sind die liebsten drei Freizeitbeschäftigungen der 6- bis 10-Jährigen, so die Kinder-Medien-Studie des Landes OÖ. Trotz aller Medienvielfalt folgt das Spielen mit Computer, Tablet & Smartphone erst auf dem vierten Platz.

Christooh Gantner, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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