Katias Kolumne

U-Bahn, Konzerte & Co.: Braucht es Frauenbereiche?

Österreich
03.04.2019 11:55

Die neue, nicht amtsführende Wiener FPÖ-Stadträtin Ulrike Nittmann ließ zu ihrem Amtsantritt in der vergangenen Woche mit einem originellen Vorschlag aufhorchen. So forderte sie eigene U-Bahn-Waggons nur für Frauen ab Einbruch der Dunkelheit. Es stellt sich die Frage: Sind wir tatsächlich schon so weit, dass wir aus Gründen der Sicherheit Männer und Frauen voneinander trennen müssen?

„Es gibt viele Frauen, denen das Fahren mit der U-Bahn, vor allem in den Außenbezirken, sehr unangenehm ist“, erklärte die Neo-Stadträtin. Man könne es den Wienerinnen keinesfalls zumuten, in öffentlichen Verkehrsmitteln „auf gewaltbereite Männer zu stoßen“. Es braucht eigene Waggonbereiche nur für Frauen - so lautete jedenfalls die Folgerung.

Was in Garagen oder in Fitnesscentern bereits Realität ist, soll also nun auch auf andere öffentliche Bereiche ausgeweitet werden, um potenzielle Übergriffe durch „gewaltbereite Männer“ zu verhindern. Ob das tatsächlich notwendig und sinnvoll ist?

Warum nicht? In anderen Bereichen gibt es auch bereits Frauenzonen …
Schnell erteilte die zuständige Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) dem kreativen Vorschlag eine klare Absage: „Wenn es nicht so ein ernstes Thema wäre, dann müsste man darüber lachen“, und weiter: „Da geht es einfach darum, Angst und Unsicherheit zu verbreiten.“ Dabei ist die scharfe Kritik seitens der roten Stadtpartei verwunderlich: Ein ähnlicher Vorstoß wurde nämlich erst vor Kurzem formuliert.

So soll es beim heurigen Nova-Rock-Festival einen eigenen Camping-Bereich nur für Frauen geben, in dem sie sich unter Männerausschluss besonders sicher fühlen können. Warum die Geschlechtertrennung in den Öffis also Verunsicherungen und Ängste schüren, in anderen Bereichen aber für Wohlbefinden sorgen und durchaus Anklang finden soll, ist also nicht schlüssig.

Deshalb ist eine Geschlechtertrennung dennoch ein Holler
Dennoch kann man die Geschlechtertrennung kritisch sehen. Ob nun Frauenzonen am Festival oder in der U-Bahn - beides befeuert gleichermaßen das subjektive Unsicherheitsgefühl. Eine Geschlechtertrennung wäre eine Art Kapitulation vor grapschenden Schwerenötern und Pöblern. Sie suggeriert, dass Frauen sich nur in eigenen, abgeschotteten Zonen sicher fühlen können und im Umkehrschluss in der freien Öffentlichkeit Gefahr laufen könnten, von einem fremden Mann belästigt zu werden. Das ist kein Gesellschaftsbild, das zu unserer westlichen Aufgeklärtheit passt. Im Gegenteil: Geschlechtertrennungen sind vielmehr mehrheitlich in Ländern verbreitet, deren gesellschaftliches Bild nicht für uns anzustreben ist.

Dabei löst man subjektive Unsicherheit nicht durch Abschottung der gefährdeten Gruppe, sondern durch echte Sicherheit durch mehr Polizei und Wachsamkeit. Das klingt zwar einfach, bekämpft aber die Ursache des Problems und ist damit doppelt so effektiv wie die bloße Symptombekämpfung. Aber darum scheint es im politischen Diskurs nicht immer zu gehen.

Katia Wagner

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