Reisepässe gefunden

IS-Kämpfer sickerten über die Türkei in Syrien ein

Ausland
31.03.2019 12:25

Während der IS vor allem in Syrien immer mehr an Boden verliert, kommen nun nach und nach immer mehr Beweise ans Tageslicht, wie die Dschihadistenmiliz agierte und ihre Strukturen aufbaute. So zeigten zahlreiche in der letzten IS-Hochburg Baghouz im äußersten Osten Syriens gefundene Reisepässe, dass die Kämpfer der Terrororganisation zum Großteil über die Türkei einreisten. In den Pässen befinden sich nämlich die Stempel der türkischen Visabehörden. Damit bestätigt sich, was schon lange vermutet wurde: Kampfeswillige Islamisten konnten unbehelligt über die Türkei weiter nach Syrien ziehen - um dort die Gräueltaten im Namen des IS auszuführen.

Doch nicht nur die Dschihadisten selbst, auch ihre Familien kamen hauptsächlich über die Türkei nach Syrien. Unter den gefundenen Pässen aus Kasachstan, Russland und vielen anderen Staaten sind auch jene von Frauen und Kindern. Nach Angaben syrisch-kurdischer Milizen befinden sich aktuell noch mehr als 9000 ausländische Angehörige von IS-Kämpfern in einem Lager nahe Al-Hol in Syrien. Unter ihnen sollen mehr als 6500 Kinder sein, sagte Luqman Ahmi, Sprecher der kurdischen Kräfte in Syrien, vor wenigen Tagen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Was mit ihnen und ihren teilweise in syrischen Gefängnissen sitzenden Ehemännern passieren soll, ist unklar. Zahlreiche westliche Staaten wollen die IS-Sympathisanten nicht mehr ins Land lassen - trotz Staatsbürgerschaft. So erklärte etwa Dänemark am Donnerstag, im Ausland geborene Kinder dänischer Dschihadisten sollen künftig nicht mehr automatisch die dänische Staatsbürgerschaft erhalten.

"Nicht alle IS-Kämpfer auf einmal zurückholen!"
Der renommierte Terrorexperte Peter Neumann warnte zuletzt davor, alle Kämpfer auf einmal wieder nach Europa zurückzuholen, so wie es Frankreich mit rund 130 französischen Häftlingen vorhat. „In Frankreich existieren überhaupt nicht die Strukturen, um mit einer solch großen Zahl fertigzuwerden“, so der Terrorexperte. Zwar sei er dafür, dass Personen, die die Staatsbürgerschaft besitzen, „auch zurück in ihre Heimatländer können“, allerdings müsse dies „sukzessive eins nach dem anderen geschehen“. Laut dem Experten sei es wichtig, die „einfachen Fälle“ zuerst zurück ins Land zu holen. Die Aussagen jener, die zurückkommen, könne man dann gegen die Menschen verwenden, die später kommen. „Das macht die Beweisführung einfacher“, so Neumann.

Dschihadisten weiter in Region aktiv
Auch nach dem Fall der letzten IS-Bastion sind in Syrien und im Irak nach Einschätzung der internationalen Anti-IS-Koalition noch immer einige Tausend Anhänger der Terrormiliz aktiv. Der IS habe seine Strategie geändert und versuche, eine Untergrundorganisation zu bilden, sagte der Vize-Kommandant der Koalition, Generalmajor Christopher Ghika, am Dienstag. Mit der Taktik von Aufständischen wollten die Extremisten die Sicherheit und den Wiederaufbau der Region untergraben.

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