Wink des Schicksals

Oscar-prämierte Sandra Bullock in “Blind Side”

In "Blind Side - Die große Chance" spielt sich Sandra Bullock voller Hingabe in die Herzen ihres Kinopublikums. Für ihre hervorragende Performance wurde die "patente Hollywood-Diva" mit einem Oscar belohnt. "Der Film handelt vom Glück, das einem völlig unerwartet trifft. Manchmal spielt uns das Schicksal einen Joker in die Hand, an den wir mit Willensanstrengung nie herangekommen wären. Solche Überraschungen kann man nicht bestellen. Aber es liegt an dir, was du aus dieser Chance machst", sagt Bullock.

Der Blick eine Melange aus Bitterschokolade und Nougat, die Haarpracht schimmert in sattem Espresso-Braun. Sandra Bullock sticht schon rein optisch aus der Riege blondierter Hollywood-Aktricen hervor, die alle meinen, Glamour bedürfe eines strahlend-güldenen Wasserstoff-Peroxyd-Heiligenscheins. In Interviews setzt sie auf charmante Seitensprünge des Querdenkens, ist sie doch eine Frau, die weiß, dass Wissensdurst und Bildungshunger keine Dickmacher sind. Eine, die bei Krug nicht nur an Champagner, sondern auch an Kleist denkt. Und bei Newton nicht nur an Fotos, sondern auch an Physik!

Ihr unheimlich breit gefächertes komödiantisches Talent macht sie zu einer Schauspielerin für jede Tonart, die den Rollenmix souverän beherrscht. Und dabei packt sie ihre Rollen an, so als würde sie einen Teig kneten, ihn formen, bis sie die Konsistenz - eben auch jene ihres Parts - zufrieden stellt.

Die vielen Talente der Sandra Bullock
Unvergessen ihr Romantikpotential in "Während du schliefst". In "Miss Undercover" gab sie den sexy Tollpatsch, in "Ein Chef zum Verlieben" angelte sie sich Brit-Beau Hugh Grant. Mystisch ihre Aura in "Das Haus am See" an der Seite von Keanu Reeves. Auch in dem Oscar-preisgekrönten Schicksalsmosaik "L. A. Crash" wusste sie zu überzeugen! Wie zuletzt in der modernen Srewball-Comedy "Selbst ist die Braut". Da spielte sie die New Yorker Verlagslektorin und Kanadierin Margaret Tate, die ihr ablaufendes US-Visum keck mit einem amerikanischen Scheingemahl zu verlängern gedenkt.

Ihrer Performance in dem berührenden Drama "Blind Side", basierend auf wahren Begebenheiten, wurde nun Tribut gezollt. Sandra Bullock spielt darin die ebenso resolut-konservative wie großherzige Südstaaten-Lady Leigh Anne Tuohy. Und wie sie es tut, ist eine Wucht! Wild entschlossen nimmt sie den obdachlosen afroamerikanischen Teenager Michael Oher bei sich auf, integriert ihn in ihre Familie, scheint sie doch sehr feine Antennen dafür zu haben, dass das Leben Chancen bisweilen ungerecht verteilt. Und dieser traumatisierte und übergewichtige Junge, in dessen Augen der Schmerz einer furchtbaren Kindheit liegt, soll sie haben, seine Chance. Mit Leigh Annes Hilfe.

John Lee Hancock führt Regie
Die selbsternannte Ersatzmutter bugsiert den stillen Koloss liebevoll-streng zur College-Reife. Und siehe da, der schwarze Außenseiter, der bislang keinen Platz im Leben hatte, erweist sich als echtes Football-Talent, das bald von namhaften Coaches umworben wird. "Blind Side", Regie: John Lee Hancock, ist der sportliche Entwurf des allamerikanischen Traumes, in dem eine überaus charismatische Sandra Bullock souverän Furchtlosigkeit gegenüber Ghettogangstern und rassistischen Vorurteilen beweist und sich gleichzeitig mit handfestem Humor wappnet, wobei Newcomer Quinton Aaron durchaus auf Augenhöhe mit der Vollblutaktrice agiert.

Bullock: "Jeder Mensch besitzt ein Talent, und sollte die Chance bekommen, sich zu beweisen. Brachliegende Begabungen sind wie Vögel in einem Käfig - gefangen statt hochfliegend."

von Christina Krisch, Kronen Zeitung