Neues Album und Show

Lang Lang: Der Popstar der klassischen Musik

Musik
30.03.2019 07:00

Lang Lang gehört nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch modernsten Pianisten der Welt. Der 36-Jährige hat nicht nur ein eigene große Karriere, sondern fördert seit mehr als zehn Jahren aktiv Kinder und Jugendlich im Segment der klassischen Musik. Nach einer langwierigen Sehnenscheidenentzündung erscheint nun sein neues Album „Piano Book“ - und er ist im Sommer auch live in Salzburg zu sehen.

(Bild: kmm)

Vielerorts ist die Rede von sinkender Aufmerksamkeitsspanne und einer Generation der Unkonzentriertheit. Und fürwahr - der Hype um die „Spotify-Playlistisierung“ treibt ihre Blüten und stutzt nicht nur das Albumformat, sondern vor allem auch Interesse und Gespür für Hochkultur und klassische Musik bei jungen Musikkonsumenten zunehmend prägnant. Doch auch in der E-Musik gibt es jene Musiker, die einen Draht zur nächsten Generation finden und sehr betucht darauf sind, die Fackeln dieser Kultur weiterzutragen. Einer der bekanntesten Musiker aus dem klassischen Segment ist der chinesische Pianist Lang Lang. Mit seinen unkonventionellen Auftritten, dem juvenilen Zugang zu einem nur scheinbar angestaubten Genre und seiner aktiven Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entwickelte er sich nicht nur zum vielleicht berühmtesten Pianisten der Welt, sondern zu einem Popstar der Klassik, der es mit Einsatz und Beharrlichkeit schafft, unterschiedlichste Pole zu verbinden.

Arbeit mit Kids
„Ich bin ein klassischer Pianist, nicht mehr“, winkt der sympathische Musiker im Gespräch mit der „Krone“ ab, „ich versuche nur, die klassische Musik einem jüngeren Publikum greifbar zu machen und ermutige jedes Kind, eine Musikklasse zu besuchen und ein Instrument zu erlernen. So eine Erfahrung verändert deinen kompletten Zugang zu Kreativität. Es sollte jedem die Möglichkeit geboten werden, von Kunst Gebrauch zu machen. Aus ganz normalen jungen Pianisten gingen Popstars wie Lady Gaga, Alicia Keys oder John Legend hervor. Sie alle wurden durch das Erlernen eines Instruments kreativ erweckt.“ 2008 gründete Lang Lang seine „International Music Foundation“ in New York. Diese arbeitet als weltweites Netzwerk von Musiklehrenden und Musikschaffenden daran, zukünftige Generationen für klassische Musik zu gewinnen und für ein Leben mit Musik zu begeistern. Für den 36-Jährigen ist dieses Anliegen schon gleich wichtig wie die eigene Karriere.

„In diesem Bereich kann ich die Welt verändern. Wenn ich Konzerte spiele, kann ich mich nur selbst verändern. Mein Ansatz ist es, beides zu erreichen. Einerseits, um mir selbst zu beweisen, dass ich immer besser werden kann, andererseits, um andere zu inspirieren.“ Wie kaum eine andere Musik kann die Klassik Emotionen wie Trauer, Glück oder Freude im Hörer evozieren. Eine eindringliche Komposition von Beethoven, Debussy oder Bach kann den Gemütszustand eines Menschen in Sekundenbruchteilen verändern. „Ich fühle den Herzschlag eines Stückes. Seine Formen und seinen Höhepunkt. Für mich ist das wie Magie, weil ich alle Harmonien und Strukturen an mich heranlasse. Die klassische Musik ist komplexe Schönheit, die man gar nicht in Worte fassen kann.“

Klassische Rückschau
Für diese Schönheit blickte Lang Lang in den Rückspiegel. Auf seinem brandneuen Studioalbum „Piano Book“ geht der Pianist weit zurück in seine Kindheit und sammelte dafür jene Stücke und Werke zusammen, die ihn selbst erst dazu anregten, Klavier zu spielen und ihn schlussendlich zum großen Weltstar formten. „Das Album handelt von meiner ersten Liebe - der Liebe zur Musik. Die Stücke auf diesem Album sind der Grund, warum ich überhaupt Pianist werden wollte.“ Die musikalische Palette auf dem opulenten Werk reicht von Beethovens „Für Elise“ über Debussys „Clair de lune“ bis hin zu Johann Sebastian Bachs „Präludium in C-Dur“. Daneben hat er auch moderne Klassiker von Yann Tiersen, Max Richter oder Ryuichi Sakamoto auf dem Werk integriert.

„Mozarts ,12 Piano Variationen‘ habe ich schon als Fünfjähriger gespielt. Stücke wie ,The Maiden’s Prayer‘ des polnischen Komponisten Tekla Badarzewska-Baranowska sind zum Beispiel vielen Europäern gar nicht bekannt, in Asien hingegen ist das Werk berühmt. Das Album soll eine Achterbahnfahrt durch die unterschiedlichen Epochen der Klassik sein. Viele Kompositionen werden meine Piano-Schüler teilweise hassen“, fügt Lang Lang schmunzelnd hinzu, „denn sie sind unheimlich schwierig zu spielen. Im Endeffekt will ich die Schönheit der Artistik zeigen.“ Klassische Musik erfreut sich vor allem in Lang Langs Heimat China großer Popularität. „Zurzeit haben wir etwa 60 Millionen Kinder, die Piano lernen und rund 20 Millionen, die dasselbe mit der Violine machen. Wenn du alle Instrumente zusammenrechnest, erlernen in China etwa 100 Millionen Kinder eines. Österreich nimmt bei dieser Popularität eine wichtige Rolle ein. Die Wiener Philharmoniker spielen jedes Jahr bei uns und natürlich wird auch das Neujahrskonzert übertragen. Ich habe es das erste Mal als Sechsjähriger gesehen und es ging mir sofort ins Herz.“

Liebe zu Österreich
Mit Österreich verbindet Lang Lang schon seit Längerem eine besondere Beziehung. „Für einen klassischen Musiker ist Wien die Heilige Stadt. Gerade in Europa findest du viele Städte, die ihr Flair und ihren Stil internationalisiert haben. Wien gehört nicht dazu und dieses Bewahren des Traditionellen macht die Stadt auch so besonders. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich einmal ohne Smoking zum Opernball wollte. Keine Chance, ich musste mir einen ausborgen“, lacht der Künstler. Mit Programmen von Tschaikowsky und Richard Strauss trat er auch schon zweimal vor dem Schloss Schönbrunn auf. Doch was kann man nach all diesen Meilensteinen überhaupt noch wollen? „Es gibt immer neue Ziele. Ich kann aber versichern, dass der Mars noch nicht drankommen muss. Ich konzentriere mich noch auf die Erde.“

Auch in Österreich ist Lang Lang dieses Jahr zugegen. Am 20. August spielt er im Salzburger Haus für Mozart „Beethoven: Piano Concerto Nr. 2“. Die Veranstaltung ist bereits restlos ausverkauft.

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