Missbrauchs-Fälle

15 Meldungen seit Mittwoch – Diözese: “Aktives Vorgehen”

Tirol
11.03.2010 17:37
In Tirol hat es seit 1995 mehr als 30 Verdachtsfälle wegen sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche gegeben. Am Mittwoch wurden drei und am Donnerstag zwölf neue gemeldet. Bei der Diözese Innsbruck rechnet man unterdessen mit einem Anstieg von Kirchenaustritten. Konkrete Zahlen liegen noch nicht vor.

Hans Tauscher von der Ombudsstelle der Diözese Innsbruck geht davon aus, dass es sich bei allen neuen Meldungen um länger zurückliegende Fälle handelt. Bei den 33 Verdachtsfällen in der Vergangenheit, hätten sich fünf als nicht stichhaltig herausgestellt, in neun Fällen sei der Verdacht zwar geblieben, habe sich aber aus unterschiedlichen Gründen nicht aufklären lassen, sagte Tauscher.

Teilweise seien die beschuldigten Priester beispielsweise bereits verstorben. Es habe zwei Verurteilungen gegeben und zwei, die das Priesteramt nach einer innerkirchlichen Verfolgung nicht mehr ausüben, andere wurden zu Therapien verpflichtet, gab Tauscher an.

Bürgler: "Ernsthaft und ehrlich nachgehen"
"Es ist uns ein großes Anliegen, allen Anfragen und aufgezeigten Situationen aktiv, ernsthaft und ehrlich nachzugehen, erklärte Jakob Bürgler, Generalvikar der Diözese Innsbruck in einer Aussendung. Er sei "tief betroffen und erschüttert". Gegenüber Tätern werde es künftig ein "entschiedenes Vorgehen" geben, hieß es.

Zum bereits bekannten Missbrauchsfall in der Diözese Innsbruck sagte Bürgler: "Die Diözese Innsbruck hat bis zu den Aussagen von Abt Anselm van der Linde vom Kloster Mehrerau am 9. März 2010 nur Kenntnis gehabt von dem einen Fall des sexuellen Missbrauchs, der dann zur therapeutischen Begleitung und Aufarbeitung des Priester, zu seiner Entfernung aus dem bisherigen Umfeld und zur Versetzung nach Tirol geführt hat. Der Anlass, den betreffenden Priester zu beurlauben, liegt in der derzeitigen Situation, in der ein deutlicher Klärungsbedarf gegeben ist."

Missbrauchsvorwürfe im Kloster Mehrerau
Man gehe davon aus, dass die Information über die kolportierten zehn Missbrauchsvorwürfe im Kloster Mehrerau der Wirklichkeit entspreche. Der betreffende Priester, der nach Tirol versetzt worden war, werde sich der neuen Situation stellen müssen. Etwaige kirchenrechtliche Konsequenzen werden zusammen mit dem Abt von Mehrerau besprochen. Eine Rückkehr in die pfarrliche Seelsorge sei nicht angedacht.

Die Glaubwürdigkeit der Kirche sei im Zusammenhang mit den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs massiv beschädigt, auch im Blick auf den priesterlichen Dienst, sagte der Generalvikar. "Wir werden als Kirche alles daran setzen, das Vertrauen der Menschen wieder zu gewinnen", erklärte er weiter.

Übergriffe in den 80er-Jahren
Der Fall eines Priesters, der sich des sexuellen Missbauchs schuldig gemacht haben soll, war am Dienstag bekannt geworden. Der Abt des Bregenzer Zisterzienser-Klosters Mehrerau, Anselm van der Linde, räumte ein, dass es im Internat das Privatgymnasiums in den 80er-Jahren zu Übergriffen gekommen sei.

Der Pater habe damals den Missbrauch gestanden. Der mittlerweile 74-Jährige sei daraufhin umgehend nach Tirol versetzt und der Innsbrucker Bischof informiert worden. Eine Anzeige habe es nicht gegeben. In Tirol habe sich der betreffende Priester nichts mehr zuschulden kommen lassen.

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