Start zur AK-Wahl

Steirische Arbeitnehmer wählen ihr „Parlament“

Steiermark
28.03.2019 06:00

Es wird eine spannende Wahl, sechs Gruppierungen treten um Mandate für die Arbeiterkammer-Vollversammlung an. Vom 28. März bis 10. April wird abgestimmt. Die „Steirerkrone“ hat Kammerdirektor Wolfgang Bartosch zehn Fragen gestellt: von der historischen Entwicklung über Gerüchte, dass Mitglieder des Arbeitnehmer-Parlaments „Hausecken“ verdienen würden, bis zur Frage, wie viel jedes Mitglied berappen muss. Durchschnittlich sieben Euro übrigens, dafür gibt es viele Leistungen wie kostenlose Rechtsberatung und Bildungsschecks.

Wer tritt bei der Wahl an?
Josef Pesserl geht für die sozialdemokratische FSG ins Rennen, Franz Gosch kandidiert für den schwarzen ÖAAB-FCG, Harald Korschelt ist der FP-Vertreter. Außerdem treten noch Sandra Hofmann für Auge/ UG, Kurt Luttenberger für den Linksblock GLB-KPÖ und Dieter Kaltenbeck für die gleichnamige Namensliste an.

Wie war das letzte Wahlergebnis?
Die Wahlbeteiligung im Jahr 2014 erreichte 38,3 Prozent. Die Liste FSG erhielt mit 57,7 Prozent der Stimmen die Mehrheit und damit 64 Mandate in der Vollversammlung. Der ÖAAB-FCG schaffte 17,1 Prozent, die FA 14,5 Prozent. Dazu zogen noch drei kleinere Gruppen in die Vollversammlung ein.

Warum braucht es überhaupt eine Kammer?
Die Arbeiterkammer Steiermark vertritt mehr als 515.000 Mitglieder. Wofür sie sich einsetzt, bestimmen die Mitglieder bei den AK-Wahlen. „Wir vertreten und fördern auf allen Ebenen die sozialen, wirtschaftlichen, beruflichen und kulturellen Interessen der Beschäftigten, bieten umfassende Rechtsberatung und Rechtsvertretung oder fördern Aus- und Weiterbildung“, sagt Direktor Wolfgang Bartosch.

Wie kam es zur AK, wie ist die historische Entwicklung?
Die soziale Lage der Arbeiter im 19. Jahrhundert war elend. Es fehlte an allem, die Wohnsituation war fürchterlich. Extrem lange Arbeitszeiten und Kinderarbeit waren die Regel. Schutzbestimmungen gab es nicht. Industriearbeiter starben in dieser Zeit im Schnitt mit 35 Jahren. In diesem Umfeld schlug die Idee rasch Wurzeln, dass sich die Arbeiterschaft selbst eine Vertretung wählt. Entsprechend der Handelskammer, die bereits seit 1848 die Interessen der Unternehmer verfolgte, sollte die Arbeiterkammer Sprachrohr der verelendeten Massen der Werktätigen sein. Nach dem Ersten Weltkrieg, im April 1920, war es soweit: Im Parlament wurde die Arbeiterkammer als gesetzlich verankerte Interessenvertretung der Arbeitnehmer beschlossen.

Was macht eigentlich das Arbeitnehmer-Parlament?
Die Vollversammlung ist das Parlament der Beschäftigten. Hier wird die aktuelle Lage der steirischen Arbeitnehmer besprochen. Davon ausgehend werden Verbesserungen diskutiert und Forderungen an die Politik beschlossen. Es geht um Antworten auf große Entwicklungen wie Wirtschaftskrisen, aber auch um tagtägliche Probleme der Beschäftigten, etwa beim Arbeitsschutz oder bei unbezahlten Überstunden.

Es gibt immer wieder Anwürfe, die Mitglieder der Vollversammlung würden ähnlich gut bezahlt wie die Abgeordneten im Parlament der Republik. Stimmt das?
Die Mitwirkung in der 110-köpfigen Vollversammlung ist unentgeltlich, bei einer Teilnahme an der Sitzung gibt es 50 Euro Aufwandsentschädigung.

Was zahlt das einzelne Mitglied für die AK?
Der AK-Beitrag beträgt 0,5 Prozent des Bruttoentgelts. Die Höhe des Beitrags ist limitiert mit dem Höchstbeitrag bei der Sozialversicherung und wird steuerlich berücksichtigt. Durchschnittlich werden monatlich sieben Euro gezahlt. Große Mitgliedergruppen wie Lehrlinge, Arbeitslose, geringfügig Beschäftigte oder Karenzierte sind vom Beitrag befreit.

Am Bildungsscheck scheiden sich die Geister. Er kostet relativ viel, wird er auch genutzt?
Der AK-Bildungsscheck im Wert von 60 Euro wird zweimal jährlich an alle Mitglieder versandt. Jährlich wird der Scheck mehr als 42.000-mal eingelöst.

Warum überhaupt wählen gehen, was bringt es den Arbeitnehmern?
„Das Wahlrecht ist ein wichtiger Eckpfeiler der Demokratie. Mit ihrer Wahlteilnahme bestimmen die Arbeitnehmer unmittelbar mit, in welche Richtung die Arbeiterkammer Interessenpolitik betreibt“, hofft Wolfgang Bartosch auf eine rege Teilnahme.

Lässt sich die Jahresleistung der Arbeiterkammer in Zahlen kleiden?
Im Vorjahr hat die steirische AK für ihre Mitglieder 81,4 Millionen Euro hereingeholt, die Experten gaben mehr als 243.000 Rechtsauskünfte.

Gerhard Felbinger
Gerhard Felbinger
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