Prozess in Graz

Gab steirischer Arzt seinen Kindern Drogen?

Steiermark
26.03.2019 12:32

Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess gegen Eduard Lopatka fortgesetzt worden. Dem früheren praktischen Arzt aus der Oststeiermark wird vorgeworfen, jahrelang seine vier Kinder gequält zu haben, indem er mit Selbstmord drohte, sich selbst verletzte und sie beleidigte. Am zweiten Verhandlungstag ging es um Marihuana, das er den Kindern gegeben haben soll: „Das war nur Käsepappel“, behauptete der Angeklagte.

Beim Prozessauftakt am 26. Februar ging es vor allem um das familiäre Umfeld, die Selbstmorddrohungen und die Selbstverletzungen, die der Arzt zugegeben hatte. Nachdem am zweiten Tag zunächst 45 Minuten lang Anträge - in erster Linie ging es um psychiatrische Gutachten - gestellt worden waren, ging es anschließend um Suchtmittel.

„Ich wollte meine Tochter testen“
Lopatka wird beschuldigt, seinen Kindern Marihuana gegeben zu haben. Die Geschichte sei ganz anders gewesen, erzählte der Arzt. Eine seiner Töchter habe ihm erzählt, sie würde auf Partys Cannabis konsumieren. „Ich wollte testen, ob sie wirklich etwas nimmt, und habe angeboten, ihr etwas zu besorgen“, lautete seine Variante. Er habe dem Mädchen dann aber nur Käsepappel gegeben, ebenso seinem Sohn, der auch nach Marihuana verlangte.

„Die Tochter hat mich angerufen und gesagt, das Zeug stinkt nur und sie hat sich vor ihren Freundinnen blamiert“, schilderte der Angeklagte. „Aus Spaß“ habe er zu ihr gesagt: „Musst halt mehr nehmen.“ Echtes Cannabis habe er den Kindern aber nie gegeben, beteuerte er mehrfach.

Wegen starker Schmerzen Drogen genommen
Dass er selbst Drogen genommen habe, leugnete er nicht. „Ich hatte starke Schmerzen nach meinem Radunfall“, betonte er. Das „Kugerl“ habe er aber nicht direkt bekommen, sein Bekannter hatte es hingelegt - „und Sie haben es gefladert?“, brachte es Richter Oliver Graf auf den Punkt. „Ja.“

Der Tochter Schlafmittel verabreicht
Schmerz- und Schlafmittel habe er einer seiner Töchter schon verabreicht, aber „nie unkontrolliert“. Vor der Matura bekam das Mädchen von ihm Schlaftabletten, „aber nur zweimal eine Packung mit zehn Stück“. Die Schmerzmittel allenfalls nur, wenn ein Grund vorlag. Dass das Mädchen dann süchtig wurde, schrieb er ihrem drogensüchtigen Freund zu.

Kinder torkelten herum
Als erster Zeuge ist am Dienstag der Sohn von Eduard Lopatka gehört worden. Er gab an, sein Vater habe ihn gezwungen, ihm Spritzen zu setzen. Außerdem soll er laut Zeuge die Kinder durch Suiziddrohungen, Selbstverletzungen und die Schürung der „Angst vor Verarmung“ gequält haben.

Der Angeklagte hatte ausgesagt, er habe den Kindern „nur einen Schluck Bier“ zu trinken gegeben. Am Nachmittag wurde ein Video gezeigt, auf dem Kinder beim Biertrinken zu sehen sind, und zwar keineswegs nur einen Schluck. Angefeuert vom Vater reißen die höchstens Zehnjährigen die Dosen auf und trinken, bis sie herumtorkeln und vom Sessel fallen. „Ich hätte früher einschreiten sollen“, meinte der Angeklagte, war aber gleichzeitig überzeugt, sie hätten „keine bleibende Schäden“ davongetragen.

„Alles war voll Blut“
Die Befragung des Sohnes, der heute 21 Jahre alt und das jüngste der vier Kinder ist, erfolgte in einem Nebenraum und wurde in den Gerichtssaal übertragen. Der Zeuge schilderte, dass er im Alter von elf Jahren seinem Vater venöse Spritzen setzen musste. „Er ist im Bett gelegen und alles war voll Blut“, erinnerte sich der Sohn. Außerdem habe sein Vater immer gesagt, „ich darf der Mama nichts erzählen, sonst lässt sie sich scheiden und meine Schwester bringt sich um“, gab er zu Protokoll. 

„Warum sollte sie sich umbringen?“, fragte Richter Oliver Graf. „Er war wie ein Gott für sie, eine Scheidung hätte sie nicht verkraftet.“ Er erzählte auch von „verschimmeltem Brot, das er vom Komposthaufen geholt hat, den Schimmel weggeschnitten, und wir mussten das essen“.

„Wie eine Sekte bei uns zu Hause“
„Warum sollten Ihre Kinder Sie so belasten?“, fragte der Richter den Beschuldigten. „Das ist wie eine Sekte bei uns zu Hause, meine Frau hat die Kinder auf ihre Seite gebracht.“ Der Angeklagte gab an, dass alles so nicht stimme: Mein Sohn hat gesagt, wenn er die Wahrheit sage, verliere er seine Geschwister und muss zu Hause ausziehen. Außerdem soll er einem Bekannten gegenüber geäußert haben: „Wenn mir der Papa ein Auto kauft, ziehe ich alles zurück.“

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