Mega-Deal geplatzt

“Wettbewerb nicht fair”: EADS lässt US-Luftwaffe sitzen

Ausland
09.03.2010 07:26
Der Airbus-Konzern EADS ist beim "Jahrhundertgeschäft" mit der US-Luftwaffe für 179 Tankflugzeuge im Wert von 35 Milliarden Dollar aus dem Rennen. Der US-Partner Northrop Grumman zog das gemeinsame Angebot am Montag zurück. Das Unternehmen begründete den Rückzieher mit unfairen Wettbewerbsbedingungen. Die Ausschreibung sei voll auf den Konkurrenten Boeing ausgerichtet worden.

Airbus-Chef Thomas Enders warf der US-Regierung "Voreingenommenheit" vor. Das Verteidigungsministerium wies den Vorwurf unfairer Wettbewerbsbedingungen zugunsten Boeings zurück.

Schon vor drei Monaten hatte Northrop Grumman (NGC) gedroht, das Handtuch zu werfen, weil mit gezinkten Karten gespielt werde. So hatte Boeing Einsicht in das Airbus-Preisangebot erhalten und konnte sein Angebot darauf abstimmen. NGC/EADS hatte den Tankerauftrag 2008 bereits gewonnen gehabt, auf Protest von Boeing aber wieder aberkannt bekommen.

"Die jetzige Ausschreibung ist klar maßgeschneidert auf den kleineren und weniger leistungsfähigeren Flieger der Konkurrenz", ärgerte sich Enders. "Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Es geht hier nicht mehr um das beste Tankflugzeug und auch nicht um einen fairen Wettbewerb."

"Zweitbeste Lösung für die Air Force"
Northrop Grumman sei überzeugt, "dass wir im derzeitigen Umfeld keine Chance haben zu gewinnen, egal wie gut unser Angebot ist", sagte Enders. Er könne "dieser Einschätzung nur folgen". Auch die US-Luftwaffe wisse, dass der Airbus-Tanker gegen Boeing "alle fünf internationalen Ausschreibungen der letzten Jahre gewonnen" habe. "Politische Bewertungen überlasse ich anderen. Für mich ist nur klar, dass unter den derzeitigen Bedingungen ein Antritt von uns ökonomisch nicht sinnvoll ist", sagte Enders. Verlierer sei die Air Force, die "jetzt die zweitbeste Lösung bestellen" müsse.

Der stellvertretende US-Verteidigungsminister William Lynn betonte am Montagabend in einer schriftlichen Stellungnahme, Northrop Grumman habe sich bei einer ersten Ausschreibung 2008 preismäßig und auch in anderen Bereichen als sehr wettbewerbsfähig erwiesen. "Wir sind fest davon überzeugt, dass der derzeitige Wettbewerb fair strukturiert ist und dass beide Unternehmen effektiv miteinander konkurrieren können." Änderungen bei der Ausschreibung seien nicht erfolgt, um den einen oder anderen Bewerber zu bevorzugen, so Lynn. "Das Ministerium unterstützt transatlantische Bande in der Verteidigungsindustrie stark."

Luftwaffe muss Hunderte Maschinen ersetzen
Die US-Luftwaffe muss 534 Tanker bzw. Frachter ersetzen. Das verspricht langfristig ein Geschäft von 100 Milliarden Dollar. Zunächst geht es einmal um 68 Maschinen für zwölf Milliarden Dollar und undatierte Folgeaufträge für 111 Flugzeuge. "Mit der Entscheidung des Ministeriums, ein kleineres und weniger leistungsfähiges Modell zu beschaffen, sollte der Steuerzahler natürlich davon ausgehen, dass die Rechnung auch viel niedriger ausfällt", ätzte Northrop-Chef Wes Bush.

Der EADS-Tanker KC-45 ist vom Großraumflugzeug Airbus A330 abgeleitet und hat bisher alle internationalen Wettbewerbe gegen Boeings KC-767 gewonnen. Die KC-767 basiert auf dem alten Verkehrsjet B767, der von Airbus völlig vom Markt verdrängt wurde. Nach dem Verlust der ersten amerikanischen Ausschreibung hat Boeing sein Modell überarbeitet.

Die KC-767 wurde bisher nur nach Japan und Italien verkauft, wo Boeing Teile fertigen lässt. Wo sie offen mit dem Airbus-Tanker konkurrierte - wie in Australien, Großbritannien, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und 2008 in den USA - hatten stets die Europäer die Nase vorn.

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