„Müssen darüber reden“

US-Schulmassaker fordert zwei späte Todesopfer

Ausland
25.03.2019 15:36

Zwei Schüler, die vor mehr als einem Jahr den Amoklauf an einer Schule in Parkland im US-Bundesstaat Florida überlebten, haben sich nun innerhalb von einer Woche selbst das Leben genommen - vermutlich eine Folge des traumatischen Attentats.

Die 19-jährige Sydney Aiello starb am 17. März - eine ihrer Freundinnen war bei dem Attentat unter den 17 Opfern gewesen. Aiellos Eltern zufolge litt ihre Tochter unter Schuldgefühlen und einer posttraumatischen Belastungsstörung. Ein zweiter Schüler, dessen Name nicht bekannt gegeben wurde, starb am vergangenen Samstag. Der Teenager ging in die zehnte Klasse.

„Ein weiteres tragisches Beispiel“
Ryan Petty, der Vater eines 14-jährigen Opfers, hatte nach dem Anschlag auf die Highschool eine Organisation gegründet, um solchen Fällen entgegenzuwirken. Er arbeitete mit der Columbia University zusammen und versuchte, weitere Todesfälle zu verhindern. Dem „Miami Herald“ sagte er nun: „Wir müssen über diese Selbstmorde reden. Das ist ein weiteres tragisches Beispiel.“

„Wenn wir uns ansehen, was beispielsweise nach Columbine passiert ist (ebenfalls ein Amoklauf an einer Highschool, zwölf Schüler und die beiden Schützen starben, Anm. d. Red.), sieht man, dass sich fast genauso viele Schüler später das Leben nahmen wie bei der Tat starben. Das muss sich ändern“, fordert Petty.

Überlebensschuld-Syndrom nach extremen Gewaltakten
Die junge Aiello litt nach Angaben ihrer Familie unter dem Überlebensschuld-Syndrom, einer Form der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Wie Psychiater Klaus Mihacek gegenüber dem „Standard“ erklärte, haben Menschen nach extremen Gewaltakten wie etwa Krieg und Folter häufig das Gefühl, zu wenig für andere getan zu haben. 

Bei von Menschen verursachten Traumata wie Gewalterfahrungen sei das Risiko einer PTBS besonders hoch, berichtet die „Bild“-Zeitung. „Es scheint, als würde der Glauben an das Gute in diesen Menschen zerstört“, wird Iris Hauth, Expertin für Psychotherapie, zitiert.

Beste Freundin kam ums Leben
Was bei Sydney Aiello hinzukam: Ihre beste Freundin Meadow Pollack starb beim Amoklauf von Parkland. Aiellos Familie sammelt via „GoFundMe“ Geld, um die Beerdigung ihrer Tochter zu bezahlen. Pollacks Familie ist tief betroffen vom Tod der 19-Jährigen: „Es ist unfassbar, eine weitere schöne, junge Person in Parkland begraben zu müssen. Unsere Gemeinschaft muss die ganze Trauer noch einmal durchleben“, schreibt Meadows Bruder Hunter Pollack auf Twitter.

Aiellos Familie sammelt via „GoFundMe“ Geld, um die Beerdigung ihrer Tochter zu bezahlen. Die Anteilnahme ist groß: Knapp 75.000 US-Dollar kamen in vier Tagen zusammen, weit mehr als erhofft.

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