„Krone“-Redaktion

Erstes großes Duell um das umstrittene Leitspital

Steiermark
25.03.2019 10:16

In zwei Wochen blickt die Steiermark gespannt ins Ennstal: Bei einer Volksbefragung stimmen die Bürger über das geplante Leitspital ab. Die Wogen gehen hoch. In der „Krone“-Redaktion gab es dazu das erste Streitgespräch von Gesundheitslandesrat Christopher Drexler mit Michael Fölsner (Bürgerinitiative).

Aus drei mach eins: Im Jahr 2025 soll in Stainach-Pürgg ein neues Krankenhaus für den Bezirk Liezen eröffnen - und damit die Spitäler Schladming, Rottenmann und Bad Aussee ersetzen. Kein Vorhaben der Landesregierung polarisiert derzeit mehr und sorgt über die Grenzen des Bezirks hinaus für so viel Aufregung.

Seitdem FPÖ und KPÖ eine bezirksweite Volksbefragung am 7. April in die Wege geleitet haben, gehen Gegner und Befürworter der Reform in die Offensive. Es sind viele Emotionen im Spiel, zuletzt etwa bei einem Infoabend in Bad Aussee. Ein Aufeinandertreffen von Landesrat Drexler und Fölsner, Obmann der Initiative „Biss“, die gegen die Reform kämpft, kam in dieser heißen Phase nicht zustande - bis jetzt! Freitagnachmittag waren beide in der Grazer „Krone“-Redaktion zu Gast.

„Das medizinische Angebot wird größer“
Die Begrüßung ist höflich, die anschließende Diskussion sachlich und fair - in der Sache aber hart. „Es läuft beim Thema Leitspital vieles in die falsche Richtung“, meint Fölsner, der mit seinen Mitstreitern am Tag des Schladminger Nachtslaloms mit einer Demo für Schlagzeilen sorgte.

Drexler trotzt dem Gegenwind aus der Region: „Die Politik muss gestalten!“ Das Leitspital biete ein größeres medizinisches Versorgungsangebot als die aktuellen drei Standorte: „Die Abteilungen werden größer, die Fallzahlen steigen (etwa in der Geburtenstation, Anm.), die Ärzte haben mehr Routine.“

Fölsner bleibt skeptisch: „In einem Haus, in dem es in Summe um 100 Betten weniger gibt, kann es unserer Meinung nach nicht höhere Fallzahlen geben.“

„Krankenhaus kommt zehn Jahre zu früh“
Der Rottenmanner zeigt sich nicht grundsätzlich abgeneigt gegen ein Leitspital, es komme aber „mindestens zehn Jahre“ zu früh. Er verstehe auch nicht, warum gerade der riesige Bezirk Liezen (größer als Vorarlberg!) als Pilotprojekt ausgewählt worden sei. Der Anfahrtsweg zum neuen Spital werde für viele der 80.000 Bewohner länger - im Extremfall beträgt er 90 Kilometer.

Drexler verteidigt den „idealen Standort“ Stainach, der nach einer „objektiven Analyse“ ausgewählt worden und mit Auto und Eisenbahn gut erschlossen sei. Eine Steilvorlage für Fölsner, der auf die vielen Unfälle auf der B 320, die Staus und nicht zuletzt die riesigen Schneefälle zu Jahresbeginn verweisen kann. „Aber trotz des Schnees waren alle Standorte erreichbar“, hält Drexler entgegen.

Ärztemangel bereitet allen Kopfzerbrechen
In Schladming, Rottenmann und Bad Aussee soll es ab 2025 anstelle der Krankenhäuser Gesundheits- und Facharztzentren geben. Wer betreibt sie? Wer haftet für sie? Woher kommen die benötigten Ärzte? Der „Biss“-Sprecher hat viele Fragen, der Politiker bestreitet gar nicht, viele noch gar nicht beantworten zu können.

Dasselbe gilt für die Nachnutzung der bestehenden Spitäler. Drexler: „Für das Haus in Aussee gibt es schon ein halbes Dutzend Bewerber.“ Kniffliger wird es in Rottenmann, dem Landesrat schwebt hier eine Fachhochschule für Pflegekräfte vor. „Ein Versprechen kann ich jedoch nicht abgeben.“

„Ich schätze Sie, Sie sind ein guter Politiker“
Die beiden Diskutanten bleiben während des Gesprächs auf Distanz. Einmal wird es aber beinahe freundschaftlich. „Ich schätze Sie sehr, Sie sind ein guter Politiker“, sagt Fölsner zu Drexler. „Aber was ist, wenn Sie in Wien Minister werden?“ Gelten dann auch noch seine Zusagen? Da lacht Drexler auf: „Keine Sorge, ich bleibe der Steiermark erhalten.“ Zudem seien alle Beschlüsse auf einer breiten politischen Basis getroffen worden.

Bei der Volksbefragung in zwei Wochen rechnet Fölsner mit einem klaren Votum gegen das Leitspital. Drexler will das Vorhaben dennoch umzusetzen - das Ergebnis ist ja nicht bindend. Ein „fragwürdiges Demokratieverständnis“ für den Initiativensprecher, „viele rufen an und fragen mich, ob sie überhaupt abstimmen sollen. Natürlich, sage ich!“

Es wird jedenfalls auch danach viel Gesprächsbedarf geben. Die Hand wurde in der „Krone“-Redaktion von beiden Seiten ausgestreckt.

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