Diagonale in Graz:

Preise für Filme über Kriegsfolgen und Flucht

Steiermark
23.03.2019 21:30

Die Preisträger der Diagonale 2019 stehen fest: Mit Sara Fattahis „Chaos“ (Spielfilm) und „The Remains - Nach der Odyssee“ von Nathalie Borgers (Doku) wurden Filme ausgezeichnet, die sich mit den Folgen von Krieg, Flucht und Vertreibung auseinandersetzen. Das ist durchaus als politisches Statement zu verstehen.

Sara Fattahi zeigt in ihrem 95-minütigen Spielfilm „Chaos“, der auf der Diagonale seiner Uraufführung erlebte, das Schicksal dreier Frauen aus Damaskus. Nur noch eine von ihnen befindet sich in der Hauptstadt Syriens, das seit Jahren vom Krieg gezeichnet ist. Sie trauert in abgedunkelten Räumen um ihren Sohn, hat sich völlig von der Außenwelt zurückgezogen, Die zweite ist im schwedischen Exil, wo sie ihre Traumata künstlerisch aufzuarbeiten versucht. Das tut auch die Regisseurin selbst, die mittlerweile in Wien lebt. Sie schickt eine Doppelgängerin, die immer nur von hinten zu sehen ist, durch die Straßen. Mit Gedichten von Ingeborg Bachmann wird die stille Sprache des Films noch betont.

Es ist keine spekulative Arbeit, die Fattahi hier zeigt, sondern eine subtile Innenschau mit faszinierend schönen Bildern.

Beste Dokumentation
Auch Nathalie Borgers’ Doku „The Remains - Nach der Odyssee“ setzt nicht auf Spekulation. Sie folgt mit ihrer Kamera zurückhaltend und unaufdringlich zwei Erzählsträngen. Auf der einen Seite sind es die Mitarbeiter von Roten Kreuz und Küstenrettung sowie Helfer, die auf der Insel Lesos darin geschult werden, die Leichen von ertrunkenen Flüchtlingen aus dem Meer zu bergen und sie würdevoll zu bestatten, auf der anderen Seite zeigt sie eine syrische Familie in Wien, die 13 Verwandte im Mittelmeer verloren hat. Das gekenterte Schiff liegt seit zwei Jahren auf dem Meeresgrund, niemand will es bergen. Borgers zeigt die verzweifelten Versuche der Familie ihre toten Angehörigen zu finden und zu identifizieren, um an ihrem Grab trauern zu können. Eine intensive, berührende Dokumentation, die so wie auch der Spielfilm nicht zuletzt eine Anklage gegen die in Europa und Österreich praktizierte Flüchtlingspolitik ist.

Alle Diagonale-Preise auf einen Blick:
Spielfilm
: „Chaos“ von Sara Fattahi (21.000 Euro).
Dokumentarfilm: „The Remains“ von Nathalie Borgers (21.000 Euro).
Innovatives Kino: Der von der Stadt Graz vergebene Preis (9000 €) geht an Jennifer Mattes für „Wreckage takes a holiday“.
Kurzspielfilm: Raphaela Schmid für „ENE MENE“ (3500 Euro).
Kurzdoku: Vergeben von der Diözese Graz-Seckau: „Remapping the origins“ von Johannes Gierlinger (4000 Euro).
Jugendjury: Nicolas Pindeus für „Zufall & Notwendigkeit“ (4000 €).
Schnitt: Peter Schreiner für „Garten“ (Spielfilm) sowie Arthur Summereder für „DIE TAGE WIE DAS JAHR“ (Dokumetarfilm) - jeweils 3000 Euro.
Bildgestaltung: Klemens Hufnagl für „Bewegungen eines nahen Bergs“ (Spielfilm) sowie Christiana Perschon für „Sie ist der andere Blick“ (Dokumetarfilm) - je weils 3000 €.
Sounddesign: Pia Dumont für „ANGELO“ (Spielfilm), sowie Florian Kindlinger für „Erde“ (Doku) - je 3000 Euro.
Ausstattung: Bestes Szenenbild: Andreas Sobotka und Martin Reiter für „ANGELO“; Beste Kostüme: Carola Pizzini für „JOY“ (je 3000 Euro).
Schauspielpreis: Der Preis (je 3000 €) geht an Joy Alphonsus für „JOY“ und Simon Frühwirth für „NEVRLAND“.
Produktionsleitung: Der Preis für Innovative Produktionsleitung (20.000 €) geht ex aequo an Mona Film für „Womit haben wir das verdient?“ und Planet Watch - Film/Video Productions für „Manaslu - Berg der Seelen“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele