"Alles Waltz" in L.A.

Wiener Christoph Waltz gewinnt den Nebenrollen-Oscar

Wien
08.03.2010 10:06
Der 53-jährige Schauspieler Christoph Waltz ist Oscar-Gewinner. Bei der 82. Verleihung der berühmtesten Filmpreise der Welt konnte der gebürtige Wiener in Los Angeles seiner Favoritenrolle gerecht werden und für seine hochgelobte Darstellung des SS-Manns Hans Landa in Quentin Tarantinos Film "Inglourious Basterds" den Oscar als Bester Nebendarsteller aus den Händen von Penelope Cruz in Empfang nehmen.

Die Konkurrenten Woody Harrelson, Matt Damon, Christopher Plummer und Stanley Tucci hatten bei der ersten Trophäen-Übergabe des Abends das Nachsehen.

Waltz freut über das "Über-Bingo"
"Ein Oscar und Penelope Cruz", sagte Waltz über seine Auszeichnung und die Laudatorin, Penelope Cruz. Der 53-Jährige bedankte sich bei Quentin Tarantino für dessen "unorthodoxe Methoden der Navigation" auf der Expedition, zu der der Dreh zu "Inglourious Basterds" wurde. "Alle haben mir an Bord geholfen, alle haben mir geholfen, einen Platz zu finden", sagte Waltz. "Es gibt keinen Weg, euch jemals genug zu danken. Aber ich kann damit anfangen." Cruz hatte vor zwei Jahren schon den Oscar an Stefan Ruzowitzky überreicht.

Alle Hintergründe zur 82. Oscar-Verleihung siehe Infobox!

Die Moderatoren Steve Martin und Alec Baldwin haben Waltz in ihre Eröffnungsrede aufgenommen: "Waltz hat einen Nazi gespielt, der davon besessen war, Juden zu finden", sagte Martin. "Nun, Christoph" - so der Moderator mit einer weit ausholenden Geste über das Publikum im Kodak Theatre.

Lange Oscar-Nacht im Gartenbaukino
Im dicht gefüllten Gartenbaukino verfolgten Wiener Filmfans die Oscar-Nacht (siehe Video). Die Erwartungen waren hoch, die Prominenz allerdings nicht sehr zahlreich. Politiker ließen sich so gut wie keine blicken, aus der Filmbranche waren etwa Viennale-Chef Hans Hurch, der Geschäftsführer des Filmfonds Wien Peter Zawrel sowie Schauspielerin und Filmemacherin Kathrin Resetarits, nicht jedoch Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky und der vorjährige Oscar-Nominierte Götz Spielmann erschienen.

Nachdem bereits seit 12 Uhr Mittag einige nominierte Filme gezeigt worden waren, startete gegen 2.30 Uhr früh endlich die Direkt-Übertragung aus dem Kodak Theatre. Großen Jubel gab es gleich zu Beginn, als der große Favorit Christoph Waltz den Nebenrollen-Oscar aus den Händen von Schauspielstar Penelope Cruz entgegennehmen durfte. Cruz hatte bereits vor zwei Jahren Ruzowitzky seinen Oscar überreicht.

Underdog siegt über Blockbuster
Lokalpatriotische Hoffnungen auf einen weiteren Oscar für einen Österreicher zerschlugen sich jedoch im Verlauf der von Alec Baldwin und Steve Martin durchaus launig moderierten Gala. Doch der erste Regie-Triumph für eine Frau - Kathryn Bigelow ("The Hurt Locker - Tödliches Kommando" war erst die vierte weibliche Nominierte in dieser Kategorie in der Geschichte der Academy Awards) und der Triumph des Independent-Underdogs "The Hurt Locker" gegen das Blockbuster-Spektakelkino von "Avatar" machte bei zahlreichen der anwesenden Filmfreunde die vorangegangenen Enttäuschungen wieder wett.

"Amerika ist heute über seinen Schatten gesprungen"
So kommentierte Hans Hurch die Auszeichnung für Bigelow. Kathrin Resetarits konnte ihre Enttäuschung darüber, dass Michael Haneke leer ausgegangen war, nicht verbergen, war aber zuversichtlich, dass es der Regisseur selber nicht allzu schwer nehmen würde. Und Zawrel verwies auf das Fehlen einer qualifizierten Filmschauspielerausbildung in Österreich und darauf, dass Christoph Waltz seinen Erfolgsweg erst im Ausland einschlagen konnte. Ein Frühstück beschloss die lange Oscar-Nacht.

"Mehr als verdient"
Freude über den Oscar-Gewinn von Christoph Waltz herrschte am Montag auch beim österreichischen Oscar-Preisträger des Jahres 2008, Stefan Ruzowitzky ("Die Fälscher"). "Ich freue mich sehr, nicht nur weil wir uns auch ein bisschen persönlich kennen, sondern ganz abgesehen davon, weil er den Preis für diese Leistung wirklich mehr als verdient", so der Regisseur.

Dazu dass Hanekes "Das Weiße Band" den Auslands-Oscar nicht holen konnte, müsse man sagen, "dass die Academy auch immer wieder etwas zu entdecken haben will", so Ruzowitzky. Nach den vielen bisherigen Auszeichnungen für den Film hätte es diesen Aha-Effekt nun kaum noch gegeben.

Sprössling einer Theaterdynastie
Christoph Waltz wurde als Sprössling einer Theaterdynastie am 4. Oktober 1956 in Wien geboren, seine Eltern sind die Bühnen- und Kostümbildner Johannes Waltz und Elisabeth Urbanic. Er absolvierte das Theresianum, das Reinhardt-Seminar und das Lee Strasberg Theatre Institute in New York. Nach einem Bühnen-Debüt am Zürcher Schauspielhaus ("Amadeus") und Engagements an verschiedenen Theatern folgten später vor allem zahlreiche Film- und Fernsehrollen (u.a. "König der letzten Tage", "Du bist nicht allein - Die Roy Black Story", "Der Tanz mit dem Teufel - Die Entführung des Richard Oetker", "Lapislazuli", "Der alte Affe Angst" oder "Herr Lehmann"). Dabei erarbeitete er sich den Ruf eines prägnanten Film-Bösewichts, der aber auch im komödiantischen Fach brillieren kann. 2000 hatte er mit dem TV-Film "Wenn man sich traut" sein Debüt als Regisseur.

Das deutschsprachige Kino dürfte in den nächsten Jahren auf Christoph Waltz verzichten müssen. Schon vor seinem Oscar hatte Waltz Verträge mit Regisseuren wie Michel Gondry oder David Cronenberg unterzeichnet. Zu seinen bisher bekannten nächsten Filmen "The Green Hornet", "The Talking Cure" (wo er Sigmund Freud spielt) und "Wasser für die Elefanten" dürften schon bald weitere hochkarätige Projekte kommen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele