Allein unter Männern

In Dorfparlamenten bleiben die Frauen eine Minderheit

Tirol
07.03.2010 09:10
Kommenden Sonntag wird in 276 der 279 Tiroler Gemeinden gewählt. Eines ist schon fix: Frauen bleiben eine Minderheit in den Dorfparlamenten – auch wenn sie die Mehrheit der Wähler stellen. Warum das so ist? Dazu einige interessante Details zu Geschichte und Gegenwart der Frauen in der Tiroler Kommunalpolitik.

15 Prozent. Das war der Frauenanteil in den Gemeinderäten nach der letzten Gemeinderatswahl. Der vorletzte Platz in Österreich. Wenn’s ums Bürgermeisteramt geht, schaut’s noch trister aus. Nur Innsbruck und Lermoos haben Frauen an der Spitze.

Die erste Tiroler Bürgermeisterin war 1994 Helga Machne in Lienz. Im Politik-Jahrbuch 2010 (Studien-Verlag) beschreibt Gisella Schiestl den schwierigen Weg Machnes an die Spitze: "... als beschlossen wurde, eine Frau zu nominieren, meinte ein Stadtrat: 'Wenn das herauskommt, ich gehe nicht mehr in die Stadt.'"

"Viele trauen sich ein politisches Amt nicht zu"
Die Chancen für eine neuerliche Bürgermeisterin stehen in Lienz gar nicht so schlecht. Elisabeth Blanik (SP) hat Konkurrent Johannes Hibler schon einmal in die Stichwahl gezwungen. "Vor allem von Frauen bekomme ich viel Zuspruch", so Blanik. Eine österreichweite Umfrage bestätigt das: 78 Prozent der Frauen wollen mehr Frauen in der Politik – übrigens auch 49 Prozent der Männer. Doch Blanik verschweigt nicht, dass es schwer war, Frauen für ihre Liste zu gewinnen: "Viele trauen sich ein politisches Amt nicht zu. Viele haben Bedenken wegen ihrer Familie."

"Oft fehlt schlicht die Energie"
Diese Argumente kennt auch Johanna Rubatscher, BM-Kandidatin in Oberperfuß ("Oberperfuß aktiv"): "Frauen sind mit Familie, Haushalt und Beruf mehrfach ausgelastet. Da fehlt oft schlicht die Energie für ein politisches Amt." Dass es mehr Frauen in den Ortsparlamenten braucht, davon sind beide ebenso überzeugt wie die Grüne Spitzenkandidatin in Rum, Ingrid Felipe: "Sie bringen frischen Wind, neue Erfahrungen, andere Perspektiven ein."

Frauen bleiben die Ausnahme
Vier BM-Kandidatinnen schickt die SPÖ ins Rennen, die Grünen fünf. Neun meldet die ÖVP. Ein konsequentes Reißverschluss-System hat Herbert Striegl mit seiner Liste ("SP und Parteifreie") in Fritzens geschafft. Die ersten 20 Plätze sind 50:50 verteilt. Reine Frauen-Listen gibt es etwa in Tösens und Hatting. Ansonsten findet man Kandidatinnen eher auf aussichtslosen Positionen.

100 Jahre nach dem ersten Welt-Frauentag, der am Montag begangen wird, sind Frauen in der Politik immer noch die Ausnahme und nicht die Regel.

von Claudia Thurner, Tiroler Krone
Bild: Allein unter Männern! So wie Elisabeth Blanik geht es vielen Frauen, die sich politisch engagieren.

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