Das Boeing-Drama:

Im Handbuch geblättert, um Absturz zu verhindern

Ausland
20.03.2019 11:00

Neue brisante Details zum Flugzeugabsturz der Lion-Air-Maschine im vergangenen Oktober in Indonesien: Wie die Auswertung der Gesprächsaufzeichnungen aus der Maschine nun ergeben hat, hatten die Piloten in den letzten Minuten noch alles versucht, um das Unglück zu verhindern. Demnach haben der 31-jährige Kapitän und der 41-jährige erste Offizier minutenlang hektisch in einem Handbuch geblättert, um eine Lösung für die auftretenden Technikprobleme zu finden, letztlich aber vergeblich, hieß es am Mittwoch. Die Boeing-Maschine stürzte ins Meer, alle 189 Menschen an Bord kamen ums Leben. Bei der Maschine hatte es sich um den selben Typ gehandelt, wie bei dem Absturz am 10. März in Äthiopien: Einer Boeing 737 Max.

Die Audioaufzeichnungen der letzten Minuten an Bord vor dem Absturz wurden bisher nicht veröffentlicht. Die Nachrichtenagentur Reuters sprach nun aber mit drei Personen, die diese gehört haben sollen. Die Lion Air äußerte sich bisher dazu noch nicht. Die letzten Gespräche im Cockpit sollen bei der Suche nach der Absturzursache helfen.

Probleme tauchten bereits zwei Minuten nach dem Start auf
Laut den drei Quellen von Reuters habe der Co-Pilot bereits zwei Minuten nach dem Start des Lion Air Flugs JT610 dem Kapitän von technischen Problemen berichtet und dann anschließend die Flugsicherung darum gebeten, eine Höhe von 5000 Fuß beibehalten zu dürfen. Dies wurde genehmigt. Der Kapitän habe daraufhin den Co-Piloten ersucht, im Handbuch nach Lösungen des Problems zu suchen. In der Folge sei laut den Zeugen minutenlang ein hektisches Blättern der Seiten im Handbuch zu hören gewesen.

Piloten versuchten, Sinkflug aufzuhalten
Danach sei der vom Bordcomputer automatische Warnhinweis zu vernehmen gewesen, dass die Maschine einen Strömungsabfluss erlitten und deshalb mangelnden Auftrieb habe. Dieser Warnhinweis habe sich im Nachhinein als fataler Irrtum herausgestellt. Aufgrund dieser Warnmeldung aber senkte die Bordautomatik die Nase des Fliegers ab und brachte die Maschine in den Sinkflug. Diesen Vorgang hätten die Piloten verzweifelt aufzuhalten versucht. Dass ein Fehler der Software vorliegen könnte, daran hatten die Piloten zu diesem Zeitpunkt scheinbar nicht gedacht, berichteten die Zeugen. Sie hätten sich einzig über die Flughöhe und die Geschwindigkeit des Fliegers ausgetauscht.

Letzte Worte des Co-Piloten: „Allahu akbar“
Die Piloten seien trotz der großen Probleme für die meiste Zeit des Flugs ruhig geblieben, wurden die drei Ohrenzeugen weiter zitiert. Eine Minute bevor die Maschine vom Radar verschwand, habe der Pilot die Flugsicherung gebeten, den Luftraum unter ihnen freizuhalten und erneut um eine Flughöhe von 5000 Fuß gebeten. Dies wurde wieder genehmigt. Zwei der Reuters-Quellen sagten aus, dass der Co-PIlot die Maschine offenbar aber nicht mehr unter Kontrolle bekam und der Kapitän auch nichts im Handbuch fand. Der Kapitän sei in den letzten Minuten im Cockpit völlig verstummt, während sein Co-Pilot noch ein letztes Mal mit den Worten „Allahu akbar“ zu hören gewesen wäre. Dann erfolgte der Aufprall der Maschine auf dem Wasser, alle 189 Insassen kamen dabei ums Leben.

Boeing-Crash ähnelt Äthiopien-Absturz
Mittlerweile ist klar, dass der Absturz der Lion-Air große Ähnlichkeiten mit dem Absturz des gleichen Boeing-Typs der Ethiopian Airlines am 10. März mit 157 Toten aufweist. In der öffentlichen Kritik steht vor allem eine Steuerungssoftware mit der Bezeichnung MCAS. Diese hätte den ungbremsten Absturz der Maschine in die Tiefe verhindern müssen. 

USA prüfen Sicherheitszertifizierung der Boeing-737-Max-Flugzeuge
Die US-Regierung ordnete mittlerweile eine Überprüfung an, ob es bei der Sicherheits-Zertifizierung der Boeing-737-Max-Flugzeuge im Jahr 2017 mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Generalinspekteur des Ministeriums solle objektiv und im Detail prüfen, wie es zu der Zertifizierung durch die Flugaufsichtsbehörde Federal Aviation Association gekommen sei, wies Verkehrsministerin Elaine Chao an.

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