Das große Interview

Sind Sie Frau Spira ewig dankbar?

Österreich
17.03.2019 06:00

Mehr als 1000 Partnersuchende hat die vor neun Tagen verstorbene „Königin der Herzen“, Elizabeth T. Spira, vor die Kamera geholt. Auch Erik, der bei „Liebesgschichten & Heiratssachen“ sein großes Glück fand: Susi, zwei bezaubernde Töchter, ein Haus mit Garten und einen Hund. Im Gespräch mit Conny Bischofberger erinnert sich das Paar an die Zeit mit der ORF-Legende.

Ein kleines Dorf am Fuße des Waschbergs bei Korneuburg, Niederösterreich. Hier hat Erik Reijnders (er ist gebürtiger Holländer und leitet eine Kfz-Werkstatt) sich und seiner Familie ein gemütliches weißes Haus mit Kachelofen und Wohnküche gebaut. Die Fenster sind schon österlich dekoriert.

Beim „Krone“-Interview sitzen alle am großen Holztisch, und während Erik seine Liebesgeschichte erzählt, schleppen die Kinder Puppen, Stofftiere und Malbücher an. Ein Gespräch über das Leben und die Liebe und eine Frau, die mit ihrer Kultsendung ORF-Fernsehgeschichte geschrieben hat.

„Krone“: Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von Frau Spiras Tod erfahren haben?
Erik Reijnders: Ich war fassungslos. Ich wusste zwar, dass sie an der Krankheit COPD leidet, aber dass das so schnell geht! Wir waren sehr traurig. Am 1. Jänner ist erst mein Vater gestorben, und jetzt Frau Spira.

Sie sagen das in einem Atemzug.
Frau Spira ist ein Teil meines Lebens. Sie hat mich begleitet vom Single-Dasein bis zur Gründung meiner Familie. Sie hat sich immer sehr interessiert dafür, wie die Geschichten weitergehen. Auch bei uns. Wir sind ja eigentlich eine Vorzeige-Geschichte.

Wie kam es, dass Sie aus 350 Angeboten Susi ausgewählt haben?
Die Palette war wirklich sehr breit. Die Jüngste war 17, die Älteste 65. Nationalitäten: von der Schweiz bis Afrika. Dass mich dann meine heutige Frau gefunden hat, verdanke ich zwei Zufällen. Erstens: Die Susi hat die Sendung gar nicht gesehen, weil sie Nachtdienst hatte. Erst die Wiederholung, da hatte ich aber schon mit dem Thema abgeschlossen. Zweitens: Frau Spira filmte mich nicht nur mit Hund im Cabriolet, sondern auch am Schießstand mit Revolver, aber das hat sie dann nicht gesendet, weil damals gerade eine Tragödie mit Schusswaffen passiert ist. Gott sei Dank!

Susi ergreift das Wort: „Das hätte Erik für mich in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Ich glaube nicht, dass ich ihn angerufen hätte, wenn er geschossen hätte. Aber so hat ihn Frau Spira in das richtige Licht gerückt.“

Wie war Ihre erste Begegnung mit ihr?
Bei dieser Frau hat man sich von der ersten Sekunde an wohlgefühlt. Ihre Ausstrahlung war mütterlich, ihre Stimme klang erdig wie irischer Whisky. Frau Spira ist ja in Glasgow geboren, wir haben natürlich alles über sie gelesen, was es gibt. Ich habe sofort gewusst: Da kann ich erzählen, weil sie bringt es so, dass man gut rüberkommt.

Susi: Sie hatte so eine Oma-Stimme, so was unglaublich Herzliches.

Man hat Frau Spira viele Bezeichnungen zugeschrieben: Geschichtensammlerin, Menschenöffnerin, Königin der Herzen. Was war sie für Sie?
Königin der Herzen war sie sicher. Wenn ich ihr nicht begegnet wäre, dann würde ich heute vielleicht einen Porsche fahren, aber ansonsten ein trauriges Lotterleben führen. Menschenöffnerin war sie auch. Sie war so präsent, dass man die Kamera vergessen hat. Sie hat die Menschen wirklich in ihren Bann gezogen.

Dieses Jahr wollte sie Schluss machen mit der Sendung. Haben Sie daran geglaubt?
Das hat sie immer wieder gesagt. Aber ich glaube nicht, dass sie aufgehört hätte. Frau Spira hat ja mit ihrer Cutterin jede Folge selber geschnitten, jeder einzelnen Geschichte ihre Würze gegeben. Sie hätte sicher gearbeitet bis zum Schluss.

Seit Sommer 2018 bis kurz vor ihrem Tod hat Elizabeth Spira noch an der neuen, 23. Staffel der „Liebesgschichten & Heiratssachen“ gearbeitet und bereits einen großen Teil produziert. Wer könnte in Ihre Fußstapfen treten?
Ohne Frau Spira wird es nicht mehr dasselbe sein. Arabella Kiesbauer könnte es vielleicht machen. Vielleicht. Ich habe einen Bekannten, der wäre jetzt dran gewesen, in der nächsten Sendung. Der hat seinem Auftritt schon entgegengefiebert.

Susi: Nein, niemand kann sie ersetzen. Ihr Wesen, ihre Stimme. Die Liebesgschichten sollen nach ihrem Tod Vergangenheit sein. Es muss was ganz Neues kommen, alles andere wäre nur eine schlechte Kopie.

Werden Sie zur Beerdigung gehen?
Wir wissen noch nicht, wann sie stattfindet. Sie soll ja ein Ehrengrab bekommen. Aber wir werden hingehen, alle vier. Das ist uns sehr wichtig. Sie hat uns ja doch zusammengebracht.

Sind Sie Frau Spira ewig dankbar?
Schauen Sie uns an! - Erik legt den Arm um Susi, zeigt auf seine kleinen Mädchen und krault den Hund. - Ohne sie würden wir heute nicht da sitzen und der „Krone“ ein Interview geben. Wir hätten uns niemals getroffen.

Wär es rein theoretisch nicht auch über eine Partneragentur möglich gewesen?
Susi: Nein, weil das hätte ich nie gemacht (lacht).

Wie haben Sie eigentlich Susis Herz erobert?
Beim ersten Rendezvous, das war drei Monate nach der Sendung, einen Tag vor Weihnachten, kam ich gleich einmal zu spät. Ich glaube, dass mein damaliger Hund ihr das Herz gebrochen hat (beide lachen).

Susi: Ich habe damals als Krankenschwester in der Altenpflege gearbeitet, mit vielen Überstunden. Ich habe vor Erik eigentlich nur für die Arbeit gelebt.

Wann war der letzte Kontakt zu Frau Spira?
Das war 2015, da hat sie uns zu einer Präsentation nach Wien eingeladen. Wir haben ihr von unserem zweiten Kind erzählt. So gerne hätten wir Frau Spira noch unser neues Zuhause und „Conner“, den Golden Retriever, gezeigt. Aber dazu ist es leider nicht mehr gekommen.

Susi: Ich habe mich wieder erinnert an die Sendung, wo wir in der Wiese am Michelsberg oben gelegen sind und uns geküsst haben. Wir schauen uns das manchmal am iPad an.

Was würde Frau Spira sagen, wenn sie uns jetzt zugehört hätte?
Ich glaube, dass sie sich gefreut hätte. Sie hat ja immer gesagt: Ich gebe den Leuten nur den Schubser, dann sind sie selbst für ihr Glück verantwortlich. Ob es gut geht, weiß man letztendlich nie. Bei uns hat es funktioniert. Sie hat mit unserer Geschichte die Menschen unterhalten und sie hat uns zusammengebracht, also hat sie einen guten Job gemacht.

Und was würden Sie Frau Spira noch gerne sagen?
Einfach Danke. Danke für die Ermutigung und die Erfahrung, die wir dadurch gemacht haben. Wildfremde Leute sind auf uns zugekommen und haben uns Glück gewünscht. Wir sind heute eine stolze Spira-Familie.

Im September 2009 verzaubert Cabrio-Fahrer Erik mit seinem Hund als Co-Pilot (beide trugen Sonnenbrille) die Herzen eines Millionenpublikums. 350 Frauen interessieren sich für ihn, doch die Richtige ist nicht dabei. Als die Folge wiederholt wird, meldet sich Susi, Krankenschwester aus dem Waldviertel, und es funkt. 2011 heiraten sie in Las Vegas, 2012 kommt Rebecca, 2014 Kathi auf die Welt. Insgesamt war der niederösterreichische Unternehmer fünfmal in der Sendung. Frau Spira bezeichnet er als seine Lebensbegleiterin.

Conny Bischofberger, Kronen Zeitung

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