Vernichtendes Urteil

2 von 3 Virenscannern für Android fallen durch

Digital
16.03.2019 15:05

Am Markt für Virenscanner für Android-Smartphones wimmelt es von Scharlatanen und Quacksalbern. Zu diesem Schluss kommt das heimische Virenlabor AV-Comparatives nach der Analyse von 250 Virenscannern für das Google-Betriebssystem. Nur jeder zehnte erkannte im Test alle Viren. Zwei von drei Apps sind durchgefallen, manch eine erkannte sich gar selbst als Schadsoftware.

Das geht aus einem Sicherheits-Report hervor, den AV-Comparatives vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. 250 Virenscanner für Android mussten ihre Erkennungsleistung unter Beweis stellen, aber nur rund ein Zehntel tat dies auch. Die Mehrzahl der Android-Virenscanner versagte dagegen komplett und stach eher mit lästiger Reklame oder komischen Fehlfunktionen als mit solider Erkennungsleistung ins Auge.

Die Detailergebnisse erreichen Sie über den Link im Tweet:

Der Testaufbau: Jeder Scanner wurde auf ein Android-Smartphone installiert, auf das automatisiert über den Browser ein Virus heruntergeladen wurde, den die App erkennen musste. Der Vorgang wurde jeweils 2000 Mal mit verschiedensten gängigen Android-Schädlingen wiederholt. Das Ergebnis ist verstörend: Gerade einmal 80 der 250 Apps erkannte mehr als 30 Prozent der getesteten Viren. Nur 23 erkannten alle und produzierten bei ihrer Arbeit keine Fehlalarme. Ikarus, der einzige heimische Virenscanner im Test, kommt auf eine Erkennungsleistung von 99,8 Prozent.

Viele Virenscanner verdienen die Bezeichnung nicht
Der überwiegende Großteil der Virenscanner fiel im Test durch. Manch einen beschreiben die Tester als eindrucksvollen Beweis für das Unvermögen ihres Schöpfers. Da gab es Apps, die gar nicht wirklich nach Viren scannten, sondern schlicht eine Liste erlaubter und unerlaubter Apps mit dem Namen der installierten Programme abglichen. Eine Anwendung, die nach diesem Muster vorging, identifizierte sich selbst als Schädling, weil der Programmierer offenbar vergessen hatte, seine App auf die Whitelist zu setzen. Manche Apps markieren jede App, die nicht auf ihrer Android-„Gästeliste“ steht, pauschal als schädlich - ob nun ein Virus enthalten ist oder nicht.

Entsprechend vernichtend fällt das Urteil der Tester aus. Viele Anwendungen „scheinen entweder von Amateur-Programmierern entwickelt worden zu sein oder von Software-Herstellern, die sich nicht auf das Security-Geschäft spezialisiert haben“, urteilt AV-Comparatives. Beispiele hierfür umfassten etwa vermeintliche Sicherheits-Apps, die von Werbefirmen erschaffen wurden und offenbar nur den Unternehmensruf aufpolieren sollten. Bisweilen scheinen Unternehmen gar vorgefertigte und schlecht funktionierende Antiviren-Software zu erstehen, um das oft nahezu idente Interface mit ihrem Firmenlogo schmücken und sich IT-Sicherheitsanbieter nennen zu können.

ESET warnt schon länger vor Fake-Scannern
Etablierten IT-Sicherheitsunternehmen stößt das sauer auf. Die im slowakischen Bratislava beheimateten Virenjäger von ESET haben angesichts des Wildwuchses unbrauchbarer Virenscanner zuletzt explizit vor solcher Fake-Software gewarnt. Auf Twitter hat ein ESET-Mitarbeiter etliche Beispiele für angebliche Virenscanner veröffentlicht, die eigentlich gar nicht funktionieren. Manch einer davon stammt von Firmen, die eigentlich Handyspiele programmieren.

Für den einzelnen Android-Nutzer bedeuten die Ergebnisse der Studie, dass er sich beim Absichern seines Smartphones besser auf bekannte Namen mit einer gewissen Erfahrung im IT-Sicherheitsbereich verlassen sollte, statt Gratis-Apps vollkommen unbekannter Hersteller zu installieren. Bevor man einen Virenscanner installiert, der gar nicht wirklich scannt und sich womöglich selbst als Virus brandmarkt, kann man auch einfach vorsichtig sein und sich an bewährte Strategien zur Infektionsvermeidung halten - etwa, Apps nur aus dem offiziellen Google Play Store zu installieren und nicht unbedacht Links aus Spam-Nachrichten zu öffnen.

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