Der Tod aus dem All

Wiener löste Rätsel um Massensterben der Saurier

Wissenschaft
04.03.2010 20:09
Christian Köberl von der Universität Wien ist felsenfest überzeugt: Der Tod kam aus dem All. Mit einer internationalen Forschergruppe konnte der Wiener die lange umstrittene Ursache rund um das Massensterben der Dinosaurier jetzt klären: Ein Meteoriteneinschlag war schuld. Für die ingesamt 41 Wissenschaftler sind die letzten Zweifel an der sogenannten "Impact-Theorie" ausgeräumt.

In grauer Vorzeit ist es geschehen, genauer gesagt am Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär vor 65 Millionen Jahren. "Damals vollzog sich das größte Massensterben der Erdgeschichte", blendet der Universitäts-Doktor Christian Köberl jetzt zurück.

Die Ursache warf bisher Rätsel über Rätsel auf - doch seit 30 Jahren gibt es einen stichhaltigen Beweis für einen Meteoriteneinschlag, der mit der Kraft von Millionen Atombomben das heutige Mexiko traf: In den Sedimenten der Kreide-Tertiär-Schicht treten weltweit gleich hohe Konzentrationen des extraterrestrischen Elements Iridium auf, das der 10 Kilometer dicke Meteorit auf die Erde gebracht haben soll.

1990 wurde der dazugehörige, 200 Kilometer breite Krater unterhalb von Chicxulub auf der mexikanischen Halbinsel Yukatan entdeckt. Der durch den Einschlag aufgewirbelte Staub hat der Theorie zufolge zu einer mehrjährigen Verdunkelung und in der Folge zu einer starken Abkühlung geführt haben, die zusammen mit anderen Auswirkungen (massiver Saurer Regen, etc.) das Artensterben ausgelöst hat.

Jüngsten Angriff auf Theorie widerlegt
Die Impact-Theorie galt zwar bereits als breit akzeptiert, dennoch gab es immer wieder Zweifel daran bzw. Angriffe darauf. Eine Gruppe Kritiker, angeführt von der Geologin Gerta Keller von der Universität Princeton, erklärte jüngst aufgrund ihrer Interpretation der geologischen Schichten an, dass der Chicxulub-Einschlag 300.000 Jahre vor dem Artensterben stattgefunden hätte und führte als alternative Erklärung massive Vulkanausbrüche an.

Köberl, designierter Direktor des Naturhistorischen Museums in Wien, hat mit seiner Mitarbeiterin Tamara Goldin anhand von Computermodellen die Auswurfmassen des Impacts und deren Verteilung auf der Erde untersucht, mit denen die Forscher letztendlich ihre Theorie beweisen konnten. Der starke Vulkanismus zu dieser Zeit habe in den 500.000 Jahren vor dem Kreide-Tertiär-Übergang kaum zu Änderungen im Ökosystem geführt. Dagegen habe es exakt an dieser Grenze - zum Zeitpunkt des Impacts - einen abrupten Abfall der Artenfülle gegeben.

Die Wissenschafter halten außerdem die von den Kritikern der Impact-Theorie herangezogenen geologischen Schichten im Umfeld des Kraters für ungeeignet zur Interpretation, weil der Meteoriten-Einschlag selbst sie verfälscht hat. Der Einschlag habe gewaltige Erdbeben, riesige Rutschungen und Tsunamis im Golf von Mexiko ausgelöst und chaotische Gesteinsabfolgen in der Gegend verursacht. "Die Umgebung der Einschlagstelle, wo die Ablagerungen am stärksten gestört sind, ist wahrscheinlich die ungeeignetste Gegend, um das zu untersuchen", so Köberl.

"Impact-Theorie ist nun stärker denn je"
Die an der neuen Untersuchung beteiligten Wissenschafter inklusive Köberl sind sich nun sicher: "Alternative Hypothesen können nicht das plötzliche Massensterben erklären, die Impact-Theorie ist nun stärker denn je", erklärt der Wiener Forscher.

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