Experte im Talk:

„Pilotenfehler ist nicht ausgeschlossen“

Österreich
15.03.2019 14:13

Nach dem Absturz der Ethiopian-Airlines-Maschine des Typs Boeing 737 MAX 8 überstürzen sich die Ereignisse: Startverbote, ein Auslieferungsstopp und die Suche nach der Ursache. US-Piloten warnten vor einer fehlerhaften Software, die schuld an dem Drama gewesen sein könnte. Im krone.at-Livetalk mit Moderator Gerhard Koller gibt Gerald Aigner, Luftfahrtexperte vom Magazin „Austrian Wings“, allerdings zu bedenken, dass auch menschliches Versagen nicht auszuschließen sei.

Die Boeing 737 galt als das Verkehrsflugzeug schlechthin. Bei der Maschine des Modells 737 MAX 8 handelt es sich um eine Weiterentwicklung, bei der man durch eine andere Triebwerkanordnung andere physikalische Gegebenheiten hat. „Hier wurde das Kontrollsystem ,MCAS‘ für die Trimmungsstabilisierung mit implementiert, das dem Piloten Arbeitsbelastung abnimmt und eingreift, wenn das Flugzeug unter Umständen ein anderes Flugverhalten aufweist als man das gerne haben möchte“, erklärt Aigner. Allerdings scheine es sich zu bewahrheiten, dass dieses System einen Fehler hat und auch eingreift, wenn es nicht gewünscht ist.

„Pilot hätte manuell eingreifen können“
Doch auch ein Pilotenfehler sei laut Aigner nicht ausgeschlossen. Laut dem Luftfahrtexperten müsse die Frage gestellt werden, warum die Crew nicht richtig reagiert hat bzw. reagieren konnte. Der Umstand, dass der Softwarefehler nicht im Cockpit bemerkt wurde, stelle viele Piloten vor ein Rätsel: „Es gibt ein sogenanntes Trimmrad, das man eigentlich immer im Blick hat. Dort kann man bereits manuell eingreifen, das wäre die erste Maßnahme“, so Aigner. Auch die Schalter, um das „Trimmwerk“ abzuschalten, seien in greifbarer Nähe. „Das ist quasi ein Klick mit der Hand.“

Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine sehr wichtig
Aigner selbst habe sehr hohes Vertrauen in die Technik und würde auch in Zukunft in eine 737 MAX 8 einsteigen. Für ihn steht die Wahl der Fluggesellschaft an erster Stelle - und nicht die der Maschine. Letztendlich seien die Airlines dafür verantwortlich, ihre Piloten entsprechend zu trainieren: „Manche halten sich da an das gesetzliche Minimum, andere übertreffen diese Mindestvoraussetzungen bei Weitem“, so Aigner. Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine spiele eine große Rolle - auch in der Sicherheit. „Ich erachte sämtliche Verkehrsflugzeuge im höchsten Maße zuverlässig, was man unter Umständen nicht bei jeder Airline und von jeder Crew behaupten sollte.“

Blackbox soll Aufklärung bringen
Die beiden Blackboxes der Unglücksmaschine sollen am Freitag ausgewertet werden. Spätestens dann dürfte man mehr wissen. Denn neben den technischen Parametern, die am Flugdatenschreiber gespeichert sind, wird das Stimmaufzeichnungsgerät darlegen, was im Cockpit und per Funk gesprochen wurde. „Da lassen sich recht schnell alle notwendigen Puzzleteile rekonstruieren, um zu zeigen, was passiert ist“, so Aigner.

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