Tödliche Software?

Fünf US-Piloten warnten vor Boeing-Autopilot

Ausland
13.03.2019 15:15

Die Hinweise darauf, dass der Absturz einer Boeing 737 Max 8 in Äthiopien mit 157 Todesopfern und ein ganz ähnlicher Zwischenfall in Indonesien mit 189 Toten Folge fehlerhafter Software ist, verdichten sich. Berichte aus den USA legen nahe, dass der Autopilot des Jets ausgerechnet in der Startphase massive Probleme machen soll und ein Absturz aufgrund einer Software-Panne durchaus denkbar ist. Es wäre nicht das erste Mal, dass Menschen wegen unausgegorener Software sterben …

Zwei verheerende Abstürze in nur fünf Monaten: Schon im Oktober 2018 stürzte eine Maschine des Modells Boeing 737 Max 8 der indonesischen Lion Air mit 189 Menschen an Bord ab. Niemand überlebte das Unglück. Und nun vor wenigen Tagen die nächste Katastrophe, als eine Boeing der Ethiopian Airlines mit 157 Menschen an Bord kurz nach dem Start in der Steppe zerschellte. In beiden Fällen soll es schon kurz nach dem Start zu Problemen gekommen sein, aus Äthiopien kommen Berichte über Probleme mit der Flugsteuerung.

US-Piloten meldeten massive Probleme mit Autopilot
Zufall? Nicht, wenn es nach US-Piloten geht, die schon vor Monaten über eine anonyme Plattform Probleme mit der Software der neuen Boeing - und zwar mit dem Autopiloten - meldeten. Das berichtet der Nachrichtensender n-tv unter Berufung auf US-Quellen. Fünf Piloten hätten Probleme mit dem Autopiloten der 737 Max 8 gemeldet, konkret beschrieben sie seltsame Manöver nach dem Start.

Zumindest in einem Fall soll der Autopilot die Nase der Maschine nach unten gedrückt haben. Nur weil die Piloten schnell reagierten, den Autopiloten abschalteten und manuell hochzogen, kam es nicht zur Tragödie. Die Zwischenfälle sollen sich im Herbst ereignet haben - also zu der Zeit, als es zur Absturzkatastrophe in Indonesien kam. Das Problem dürfte bekannt gewesen sein.

Software sollte Strömungsabriss verhindern
Boeing hat bei der 737 Max 8 größere Turbinen verbaut als bei früheren Modellen. Um die durch den stärkeren Schub und das höhere Gewicht veränderte Aerodynamik auszugleichen, wurde eine Software namens „MCAS“ implementiert, die bei drohendem Strömungsverlust die Nase des Flugzeugs nach unten drückt.

Boeing selbst soll bei seinen Tests bemerkt haben, dass das System mitunter die Steuerung durch den Piloten außer Kraft setzt. Es wurden Handlungsanweisungen für Piloten erarbeitet, allerdings offenbar nicht an alle Airlines ausgegeben, berichtet die „Süddeutsche“. Die Piloten der im Herbst in Indonesien abgestürzten Maschine sollen beispielsweise nicht gewusst haben, dass das System abschaltbar ist. Ob es auch in Äthiopien eine Rolle gespielt hat, ist nun Gegenstand der Ermittlungen.

Bei der US-Luftfahrtbehörde FAA hat man mittlerweile anerkannt, dass die Zwischenfälle in Indonesien und Äthiopien sehr ähnlich abgelaufen sind, wollte aber keine verfrühten Schlüsse ziehen. Ein Flugverbot, wie es Europa und viele Länder auf anderen Kontinenten erlassen haben, wurde bisher noch nicht verhängt.

Nicht das erste Mal, dass Software-Fehler tödlich sind
Ob wirklich das Software-Problem für den Tod von insgesamt fast 350 Menschen verantwortlich ist, muss nun die Untersuchung klären. Schon jetzt zeichnet sich aber ab, dass eine Debatte über die Risiken der Automatisierung nötig werden könnte. Wenn Flugzeuge immer komplexer werden und Software falsche Entscheidungen trifft, die Menschenleben kosten können, ist das ein Weckruf für die Flugzeugindustrie.

Ein Weckruf, den man in anderen Branchen bereits erlebt hat - zum Beispiel beim Elektroautohersteller Tesla. Der geriet nach mehreren tödlichen Unfällen mit seiner Software zum autonomen Fahren ins Visier. Schon vor drei Jahren machte der Hersteller Schlagzeilen, als seine Software den Anhänger eines Sattelschleppers mit einem Werbeplakat verwechselte und das Auto mit voller Wucht dagegenfuhr. Der 40-jährige Lenker starb an der Unfallstelle. Vor rund einem Jahr der nächste Zwischenfall: Ein Tesla im Autopilot-Modus - mit Back-up-Fahrer, der zu spät reagierte - kollidierte mit einer 49-jährigen Fußgängerin. Auch sie starb.

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